The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)
lange aushalten. Schnell schlüpfte ich unter seinen Arm, wie er es mir immer wieder gezeigt hatte, und versuchte, ihn zur Seite wegzudrücken. Ich wollte zur Tür.
Noch bevor ich den ersten Schritt machte, ließ er seinen Ellbogen nach oben, gegen meine Brust schnellen und landete dann mit der Faust einen Schlag in meinem Gesicht. Er hättemir die Nase brechen können, traf mich jedoch nur an der Wange, weil er mich nicht zu schwer verletzen wollte. Trotzdem tat es verdammt weh. Und er ließ noch einen Schlag folgen. In meinen Bauch. Mir blieb kurz die Luft weg.
Ich wehrte mich nach Kräften und versuchte, ihn mit der Rechten seitlich am Kopf zu treffen, aber Mike duckte sich rasch weg und war plötzlich verschwunden. Genau in dem Moment traf mich ein weiterer, noch viel härterer Schlag im Bauch. Die Luft entwich aus meinem Körper, und ich wäre fast zusammengeklappt. Dann war Mike hinter mir.
Er schlug mir mit der Handkante in den Nacken. Mit einem solchen Schlag hätte er mich töten können, aber er hatte seine Bewegungen perfekt unter Kontrolle und traf mich gerade fest genug, um einen sengenden Schmerz in meinem Kopf auszulösen. Weiße Sternchen explodierten vor meinen Augen.
Meine Knie gaben nach, und ich fiel hin. In letzter Sekunde ließ ich mich noch auf die Schulter fallen und rollte mich ab. Dann sprang ich wieder auf die Füße und hob blitzschnell die Hände in Abwehrhaltung. Aber ich war ziemlich benommen. Hätte Mike in diesem Augenblick nachgesetzt, er hätte leichtes Spiel mit mir gehabt.
Doch er griff nicht an, sondern blieb einfach in der Mitte des Dojos stehen. Er schüttelte den Kopf und strich sich über seinen Schnauzbart. »Das war ziemlich gut, Armleuchter«, sagte er. »Sieht so aus, als hätte ich dir doch etwas beigebracht. Fast hättest du mich …«
Ich hechtete zur Tür. Mike hätte es besser wissen müssen und nicht anfangen dürfen zu reden. Das ist immer der beste Zeitpunkt, eine Aktion zu starten – auch das hatte ich von ihm gelernt.
Ich rannte aus dem Dojo hinaus ins Foyer, war schon an der Tür, streckte die Hand aus, berührte sie, als Mike mich einholte. Und genau darauf hatte ich gewartete. In der Sekunde, als ich seine Hand an meinem Kragen spürte, änderte ich abrupt die Richtung, bremste ab und wirbelte herum. Ich schlug seine Hand mit meinem linken Unterarm weg und ließ meine offene Hand gegen seine Brust schnellen, um ihn zurückzudrängen. Ich hätte auch auf seinen Hals zielen können, aber ich wollte ihn genauso wenig verletzten wie er mich.
Meine Sorgen waren unbegründet, denn der Schlag verfehlte sein Ziel ohnehin. Mike blockte ihn mit seinem linken Unterarm und verpasste mir mit seiner Rechten einen Schlag an den Kopf. Auch dieser hätte wesentlich härter sein können, aber es war eher ein Klaps, da Mike es vermied, eine Faust zu ballen. Dennoch brachte er mich gewaltig aus dem Konzept. Schon im nächsten Augenblick hatte er mir den Arm auf den Rücken gedreht, um mich von der Tür fort und wieder zurück in den Dojo zu zwingen. Dann stieß er mich so heftig von sich, dass ich ein paar Schritte nach vorn stolperte. Keuchend drehte ich mich um. Mike stand einfach nur da, versperrte mir den Weg und wartete, ob ich noch einmal versuchen würde, an ihm vorbeizukommen.
Ich versuchte es nicht. Es hatte keinen Sinn. Ich würde nie gegen ihn gewinnen. Er kannte jede Technik, die ich kannte. Und noch einige mehr. Vor allem beherrschte er sie wesentlich besser als ich, vielleicht sogar besser, als ich sie je beherrschen würde.
Wieder strich er sich über seinen Schnauzbart. »Ich sage dir was, Charlie: Du bist der beste Schüler, den ich je hatte.« Mit Genugtuung stellte ich fest, dass er ebenfalls ziemlich außerAtem war, wenn auch bei Weitem nicht so sehr wie ich. »Du bist sogar einer der besten Kämpfer, die ich je gesehen habe. Und ich habe etliche gute gesehen. Noch fünf Jahre, ein bisschen mehr Erfahrung, vielleicht eine militärische Ausbildung, und du könntest es sogar mit mir aufnehmen. Aber nicht heute.«
Ich nickte. Er hatte recht. Dann beugte ich mich nach vorn, stützte die Hände auf die Oberschenkel und versuchte, zu Atem zu kommen, den Schmerz in der Magengegend und das Gefühl der Benommenheit in meinem Kopf abzuschütteln.
Inzwischen hatte das Telefon aufgehört zu klingeln. Auch die Alarmglocke schrillte nicht mehr. Die Sicherheitsfirma musste sie von ihrer Zentrale aus abgestellt haben und verständigte vermutlich gerade die
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