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The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)

The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)

Titel: The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrew Klavan
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draußen, als ich aufstand, aber ich hörte ein paar Vögel zwitschern. Bald würde der Morgen anbrechen. Ich kroch aus dem Schlafsack, stand auf und wippte auf den Zehen auf und ab, die Arme zitternd vor Kälte um den Oberkörper geschlungen. Als mir endlich ein bisschen warm geworden war, setzte ich mich im Schneidersitz vor den Laptop und fuhr ihn hoch. Ich musste den Computer sparsam benutzen. Josh hatte mir zwei Akkus gegeben, aber ohne Strom im Haus konnte ich sie nicht aufladen. Zusammen würden sie ungefähr vier Stunden reichen, schätzte ich.
    Dann machte ich mich an die Arbeit, rief eine Suchmaschine auf und schaute nach einer Seite, die so ähnlich hieß wie Das wahre Amerika – die Website, die sich Alex in der Bibliothek angesehen hatte.
    Sie war nicht leicht zu finden. Fast eine Dreiviertelstunde lang probierte ich alle möglichen Kombinationen aus. Wie sich herausstellte, war es nur ein Menüpunkt auf einer Website, die den harmlosen Titel »Die Geschichte Amerikas – ein Leitfaden für Schüler« trug.
    Die Detailseite trug die Überschrift: Das wahre Amerika: Die Mythen entlarven und Tatsachen sprechen lassen. Es gab eine Menge Links, aber ich musste nur ein paar anklicken, um zu verstehen, worum es ging. Es handelte sich im Wesentlichen um eine Auflistung aller schlimmen Dinge, die jemals in diesemLand passiert sind. Alles, was Menschen falsch gemacht haben. Man kann es sich schon denken: die Sklaverei, die Vertreibung der Indianer und so weiter. Manches war wirklich schlimm, aber manches sah nur so schlimm aus, weil es aus dem historischen Zusammenhang gerissen wurde. Es wurde überhaupt nichts Gutes erwähnt. Nichts von der Verfassung und davon, dass sie die von Gott gegebene Freiheit des Menschen bewahrt und schützt: nämlich zu tun, zu denken und zu werden, was immer er vermag. Nichts darüber, dass diese Freiheit durch den Einfluss Amerikas an Orte gelangt war, wo es sie vorher nicht gegeben hatte. Dass sie dort verteidigt wurde, wo sie bedroht war. Es gibt so vieles an diesem Land, das einzigartig in der Geschichte ist und ein Segen für die Menschheit. Aber die Website handelte nur von den schlimmen Dingen, die nicht nur in Amerika passieren, sondern auch überall sonst auf der Welt.
    Man kann leicht etwas ins schlechte Licht rücken, wenn man nur die Hälfte der Wahrheit erzählt. Und genau das wurde hier getan. Das also war das Zeug, das Alex sich angesehen hatte. Ich scrollte hastig die Seite hinunter und behielt dabei die Akkuanzeige im Auge, die immer weiter zurückging. Gerade wollte ich den Computer ausschalten, als ich einen Link mit dem Namen »Der große Plan« entdeckte. Da er interessant klang, klickte ich ihn an und landete auf einer weiteren Seite.
    Dort las ich Folgendes:
    Schon zu lange versucht Amerika, dem Rest der Welt seinen Lebensstil aufzuzwingen. Das muss aufhören. Amerikaner müssen begreifen, dass die sogenannten»Wahrheiten«, die sie für »selbstverständlich« halten, überhaupt keine Wahrheiten sind, sondern nur kulturelle Ansichten, die anderswo anders sein mögen. Vorstellungen wie »Unabhängigkeit«, die zu Ungerechtigkeit führen kann, oder »Redefreiheit«, die es Menschen erlaubt, beleidigende Dinge zu sagen, oder »Rechte«, die uns von einem »Schöpfer« für so egoistische Ziele wie das »Streben nach Glück« verliehen wurden – all das mag euch gut erscheinen, aber wer kann beurteilen, ob es für jeden gut ist? An absolute Wahrheiten zu glauben, ist repressiv. Absolutismus ist das Wesen von Tyrannei. Wirkliche Moral hängt immer von Situationen und kulturellen Traditionen ab.
    Ich hielt den Atem an, als mir die letzten Worte vom Monitor aus entgegensprangen. Ich erinnerte mich an diese Worte. Mr Sherman hatte sie im Unterricht zu mir gesagt, fast wörtlich. Hatte er sie dort gelesen?
    Oder hatte er sie sogar geschrieben?
    In dem Augenblick, als mir dieser Gedanke kam, war er schlüssig. Ich wusste nicht, ob Mr Sherman und Alex jemals miteinander gesprochen hatten, wenn es aber so war, dann sah ich förmlich vor mir, wie Sherman viele der Ideen, die Alex kurz vor seinem Tod so verwirrt hatten, in seinen Kopf gepflanzt hatte. Das bedeutete nicht, dass Sherman ein Schurke war. Er hatte ein Recht auf seine Meinung, genau wie jeder andere auch. Aber es konnte bedeuten, dass er weitaus mehr darüber wusste, wie Alex umgebracht worden war, als er zugab.
    Und noch etwas fiel mir ein: Beth hatte erzählt, Mr Sherman sei während der Verhandlung mein

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