The Homelanders, Band 2: The Homelanders - Auf der Flucht (Bd. 2) (German Edition)
dachte zurück an den Abend des Mordes. Als Alex und ich so heftig stritten, hatte er alle möglichen merkwürdigen Dinge gesagt: dass alles, woran zu glauben er gelernt hatte – seine Eltern, Gott, sein Vaterland –, eine Lüge war. Damals merkte ich, dass er nicht wirklich überzeugt davon war. Ich konnte an seinen Augen ablesen, wie sehr es ihn beschäftigte. Bestimmt war er auf dem Weg zu Mike gewesen: Weil er hoffte, Mike könne ihm helfen, wieder klar zu sehen.
»Beantwortet das deine Frage?«, wollte Mike wissen.
»Ja«, sagte ich kleinlaut. »Sehen Sie, Mike, ich wollte damit nicht sagen, dass Sie in irgendwas verwickelt sind oder so.«
»Ich weiß, was du sagen wolltest.«
»Es ist nur alles so viel. Und dass ich mich nicht erinnern kann … es ist so verwirrend.«
»Ich weiß. Und deshalb …«, er strich sich nachdenklich über seinen Schnauzbart, »… deshalb muss ich dich der Polizei übergeben.«
Für einen Moment verstand ich nicht, was er meinte. Dann begriff ich plötzlich. Ich öffnete den Mund, konnte aber nichts sagen. Mir wurde schlecht. Mein Herz schlug immer schneller und sackte mir gleichzeitig in die Hose. »Mich der Polizei übergeben?«
Mike nickte langsam und traurig.
»Mike …«, stammelte ich, »… das können Sie nicht machen. Die Polizei … man wird mich verhaften!«
»Ja«, entgegnete er mit einem gezwungenen Lachen. »Das ist mir klar. Tut mir leid, Kumpel. Ich muss es tun.«
»Aber warum?«
»Sieh dich doch an, Mann. Ich kann dich nicht hierlassen und einfach gehen. Du hast eine Menge Ärger, bist in großer Gefahr und kannst nicht klar denken. Du kannst dich an nichts erinnern, du bist vollkommen verwirrt, und es klingt so, als hättest du dich mit ein paar wirklich finsteren Gesellen eingelassen. Wenn du nicht von der Straße verschwindest, könnten sie dir ernsthaften Schaden zufügen.«
»Ich weiß, Mike, aber … das kriege ich schon hin.«
»Vielleicht. Aber wie lange? Und wozu? Um dein Leben auf der Flucht, als Krimineller zu verbringen? Sieh mal, ich weiß, dass es nicht gerade ein Vergnügen ist, im Gefängnis zu sitzen, aber wir holen dich da raus. Du bist unschuldig. Wir alle wissen es, und wir werden es beweisen. Da draußen riskierst du dein Leben. Du könntest getötet werden! Denk an deine Mom und deinen Dad, sie sterben fast vor Sorge um dich. Sie leben jeden Tag, jede Minute in Angst und warten nur noch auf die Nachricht, dass du irgendwo von einem Cop erschossen worden bist.«
»Aber Mike, hören Sie …«
»Es ist zu deinem eigenen Besten, Charlie, zu deinem eigenen Schutz. Du bist vollkommen neben der Spur. Ich muss dich der Polizei übergeben.«
Ich trat einen Schritt auf ihn zu, Richtung Tür. Er streckte die Hand aus wie ein Schutzmann, der den Verkehr aufhält. UnsereBlicke trafen sich, und ich konnte in seinen Augen sehen, dass er das hier eigentlich nicht tun wollte. Aber er würde es tun. Weil er es für richtig hielt.
»Hören Sie …«, flehte ich. »Sie müssen mich gehen lassen. Ich muss beweisen, dass ich Alex nicht getötet habe.«
»Charlie, du müsstest dich mal reden hören. Du bist ihnen in jeder Hinsicht unterlegen, du kannst dich an nichts erinnern. Was kannst du allein tun, das wir nicht für dich tun könnten? Ich meine, du bist so schnell nach der Verhandlung geflohen, dass deine Leute nicht einmal die Zeit hatten, Berufung einzulegen. Du musst dem System eine Chance geben zu arbeiten, Mann. Es ist die beste Lösung. Besser als das hier.«
»Mike, ich brauche nur ein wenig Zeit …«
Er zögerte. Ich hatte Mike noch nie so unentschlossen gesehen. Er wusste nicht, ob er das Richtige tat, aber er glaubte, keine andere Wahl zu haben. Wenn ich ihn doch nur überzeugen könnte … »Tut mir leid, Armleuchter«, sagte er schließlich. »Mach es mir nicht noch schwerer, als es schon ist.« Er trat zur Seite und ging Richtung Büro, zum Telefon.
Diesen Augenblick nutzte ich: Ich sprang zur Tür.
Aber Mike war schneller. Schon im nächsten Moment packte er mich am Gürtel und hinten am Kragen. Dann schleuderte er mich nach hinten, sodass ich durch das Foyer und in den Dojo hinein stolperte, stürzte und mit einem dumpfen Aufprall auf dem Hintern landete.
Währenddessen ging Mike wieder auf das Büro zu, aber nicht gleich hinein. Dort an der Wand war ein kleiner Plastikkasten mit einer Klappe. Als er sie herunterzog, sah ich, was es war: die Alarmanlage!
Mike drückte den Knopf, und sofort begann eine Alarmglockezu
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