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The Hood

The Hood

Titel: The Hood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Knight
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war er etwas ganz Besonderes, zerfetzte die gegnerische Verteidigung mit einem frechen Grinsen. Er gewann einen Pokal, als er neun war. Er träumte davon, Alex Ferguson in den Profi-Fußball zu folgen. Fergie hatte den FC St. Mirren wie ein Kugelblitz aufgemischt, hatte sie von den letzten Plätzen der Second Division 1977 zur Meisterschaft in der Premier Division geführt. Wenn Fergie, der Sohn eines Schlossers aus einer Mietskaserne an der Govan Road, mit sechzehn Jahren Stürmer beim FC Queen’s Park werden konnte, dann konnte Kenny auch Mitglied der Parkhead-Jugendmannschaft werden.
    An dem Tag, als er den Pokal gewann, stürmte er aufgeregt nach Hause, um es seinem Vater zu erzählen. Sein Vater verließ morgens um fünf das Haus, ging zur Baustelle und tauchte jeden Abend um sechs wieder zu Hause auf. Kenny riss die Tür auf.
    »Dad! Wir haben in der Schule einen Junior-Pokal gewonnen. Im Fußball.«
    Die harte körperliche Arbeit in der Parkhead-Schmiede hatte seinen Dad gebeugt. An diesem Abend hing seine Unterlippe schlaff herab, er sabberte und keuchte wie ein Hund, sein Atem roch abgestanden und abstoßend nach McEwan’s Export. Er walzte herein, die Augen stumpf vor Wut, und stieß Kennys Mutter gegen die Spüle zurück. Ihre Hand schoss blitzschnell in seine Tasche und brachte eine Handvoll Münzen zum Vorschein.
    »Glaubst du vielleicht, eine Dose Makkaroni und eine Tüte Chips reicht für vier Kids?«, fauchte sie.
    Dann schlug das Arschloch sie. Kenny erstarrte. Er schlug sie, bis ihr Kopf erschlaffte, ihre Haare auf dem Gesicht klebten. Stöhnend sackte sie über dem Herd zusammen. Kenny warf sich seinem Dad in den Rücken, um ihn wegzustoßen. Sein Vater drängte den mageren Neunjährigen mühelos in die Ecke und schlug ihn zusammen. Der Gestank von Zigaretten, Schweiß und Dreck war alles, was Kenny roch. Sein Vater wischte sich mit seinem Hemd über den Mund, dann trat er Kenny mit seinen Arbeitsschuhen mit den Stahlkappen die Beine unter dem Hintern weg. Weil er den ganzen Tag lang ein Beil schwang, hatte er das Kreuz eines Riesen. Er legte sein gesamtes Gewicht in die Schläge aufs Gesicht des Jungen.
    »Du bist Davy Ross’ Junge«, keuchte er.
    Von diesem Tag an gingen die Prügel weiter. Eine Unterbrechung gab es nur, wenn er auf einem Sessel zusammenbrach und einschlief. Einmal versuchte seine Mutter, ihn von Kenny wegzuziehen, aber er trug sie quer durchs Zimmer und warf sie durch das Fenster der Mietskaserne. Kenny hatte immer viel zu viel Angst, wieder ins Haus zu gehen. Er lief fort und zitterte nachts auf dem eiskalten Innenhof. Die Kälte fraß sich in seinen mageren Körper. Manchmal nahmen seine Kumpels ihn bei sich auf, aber sie lebten bei ihren Eltern, also schlief er die meiste Zeit in Hütten oder leerstehenden Häusern. So ging es weiter, bis er dreizehn war. Seine Ma fand ihn und schleifte ihn zurück ins Haus, stellte ihn neben den warmen Herd, bis er zu zittern aufhörte. Sie war wie neu.
    Cathy nickt beim Zuhören. Aus Gewohnheit stellt sie gedanklich Verbindungen zu anderen Klienten und Fällen her. Sie leitet eine Gruppe von zehn Männern aus dem East End zum Thema Häusliche Gewalt. Als Jungs haben sie mit angesehen, wie ihre Mütter geschlagen wurden. Manche versuchten, sie zu beschützen, und bezogen dafür Prügel. Im weiteren Verlauf ihres Lebens wurden ihre persönlichen Dämonen dann durch Alkohol und Drogen von der Leine gelassen. Sie schlagen ihre Frauen. Die Frauen lassen teilweise dreißig Körperverletzungen über sich ergehen, bevor sie den Hörer in die Hand nehmen und die Bullen anrufen. Dann jammern die Männer Cathy gegenüber: »Sie hat mich in den Knast gebracht.«
    Einige Männer sind erheblich gefährlicher als andere. Es gibt jene, die jeden Tag schubsen, bedrängen und demütigen, das sind die gewohnheitsmäßigen Täter. Die teuflischere Sorte jedoch kommt jahrelang bestens zurecht, bis sie wie aus heiterem Himmel in heftigstem Zorn explodieren. Auf eine Ohrfeige oder ein Reißen an den Haaren folgt ein Fausthieb. Die geschürfte Faust schnappt sich ein Dekorationsobjekt. Finger tasten nach einer Flasche oder einem Küchenmesser. Dann wird eine Tür aus den Scharnieren gerissen. Ihre Frauen leben in ständiger Angst um ihr Leben.
    Viele von Cathys männlichen Klienten sind als Kinder schwer körperlich misshandelt worden. Erst letzte Woche erklärte ihr ein Mann, dass verglichen mit seiner Kindheit die Tätlichkeit gegen seine Frau wohl kaum

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