The Hood
gefundene Waffe wird fotografiert. Svensson studiert sie genau. Er hat mit einem Kollegen um den Waffentyp gewettet.
»Eindeutig eine Baikal.«
»Ist das dein letztes Wort?«
»Eine 9-mm-Baikal.«
Die Analyse ergibt, dass es sich um eine russische Tokarew handelt. Svensson zapft seine Informanten an, um weitere Details in Erfahrung zu bringen. Er bekommt einen Anruf von einem Beamten der Source Handling Unit, der Informationen für ihn hat.
»Verdammt, du bist wirklich gut«, sagt Svensson und betritt den Flur. »Du bist gar kein nichtsnutziger Wichser, wie die Leute erzählen. Ich verteidige dich schon den ganzen Tag.«
Sein Informanten-Telefon klingelt. Es ist ein Mädchen, mit dem er schon eine ganze Weile nicht mehr geredet hat. Auf der Straße spricht man über die Kanone, die gefunden wurde.
»Die war für Whippet«, sagt sie. »Sie wartet auf ihn, wenn er rauskommt.«
»Leck mich am Arsch«, sagt Svensson nachdem er das Gespräch beendet hat. Sobald Whippet auf die Straße zurückkehrt, bekommt er eine geladene Kanone in die Hand. Nachts beobachtet Svensson bei Spätschichten eine Veränderung in der Aktivität auf der Straße, seit Merlin keine Macht mehr hat. Die Kids sind forscher geworden. Er fährt um eine Ecke, und da sind zwei Dutzend in eine Schlägerei verwickelt, im Alter von sechs bis siebzehn, vier davon auf Fahrrädern. Zwei Mädchen prügeln sich die Scheiße aus dem Leib, teilen Haken und Geraden aus. Als eines der Mädchen das andere an den Haaren über den Boden schleift, feuern die Kids sie begeistert an. Svensson steigt aus dem Auto und geht hinüber. Das Gesicht eines Knirpses beginnt zu leuchten. »XCalibre!«, stößt er hervor.
Er wartet, bis sie sich beruhigt und zerstreut haben.
Die Verhaftung von Merlin markiert vielleicht das Ende des Straßengenerals alter Schule. Vor zehn Jahren ging es nur um die hochrangigen Dealer, um ältere Gangmitglieder, die die jüngeren brutal ausnutzten. Sie brachten ihnen bei, dass nur zählt, wer der Brutalste, der Gewalttätigste, der Gefürchtetste von allen werden kann. Heute ist der Drogenhandel zersplittert, und den Kids bleibt nur noch die Gewalt. Die älteren Bandenmitglieder, die im organisierten Verbrechen Geld machen wollen, mit Betrug oder Geldwäsche, können sie nicht mehr unter Kontrolle halten. Sie sind viel zu chaotisch, zu sprunghaft. Ein Zwölfjähriger kann es nicht erwarten vorzutreten, einen General zu erschießen und sich einen Namen zu machen. Es ist wie bei X Factor . Svensson denkt an all die harte Arbeit, die sie im Verlauf der Jahre investiert haben, nur um dann dieses Vakuum zu erschaffen. Es ist wie im Irak – man schaltet den brutalen Diktator aus, und zurück bleiben Chaos und Guerillakrieg. Die Hemmschwelle, ab welchem Punkt es vertretbar ist, jemanden zu erschießen, gibt es nicht mehr: Innerhalb von Sekunden entlädt sich die Gewalt. Es gab einmal eine Hierarchie, aber heute zählt nur noch, wer die Kanone besitzt, den härtesten Schlag oder die lauteste Stimme.
Svensson fährt nach Moss Side. Bei ihm ist ein junger Typ namens Steve, der jetzt seit ein, zwei Wochen mit ihnen unterwegs ist, ausgeliehen von ihrer Schwestereinheit, der Organized Crime Unit. Ihr neuer Chef kommt ebenfalls von der Sondereinheit zur Bekämpfung des organisierten Verbrechens. Die Ermittlungen dort dauern länger, es ist eher ein Schreibtischjob. Svensson ist von diesem Kerl, diesem Steve, beeindruckt und denkt, er würde gut in ihre Einheit passen. Er fragt sich, ob er ihn wohl abwerben könnte. Er sieht, wie Steve die Wand mit den gesammelten Informationen betrachtet. Steve erkundigt sich nach den wichtigsten Mitgliedern der Gangs, wer sie sind, was mit Merlin und Flow ist. »Ich rede dauernd über die beiden. Ich rede viel über sie, aber man kann die beschissene Bedeutung gar nicht überbewerten, die sie hatten«, sagt Svensson.
»Haben sie immer noch Einfluss, obwohl sie jetzt sitzen? Wenn sie so mächtig sind, ist das normalerweise so.«
»Bei Merlin, ja. Uns liegen Hinweise vor, dass er letzten September einen Überfall auf eine ziemlich große Lieferung Koks von einem Typ aus Liverpool organisiert hat.«
Aus dem Fenster sehen sie ein paar Teenager, die auf einem Schild sitzen und finster zu ihnen herüberblicken. Die Neonreklame einer Hähnchen-Fastfood-Filiale flackert vorbei. Ein neuer Golf mit getönten Scheiben überholt mit dröhnendem Bass.
»Es klingt ziemlich dramatisch, aber als ich ihn besuchen ging,
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