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The Hood

The Hood

Titel: The Hood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Knight
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Hauptsache, sie haben ihre Nikes an, um da raufzuklettern.« Ein schlaksiger Typ in einer engen Lederjacke im Stil der Siebziger geht an ihnen vorbei, Wuschelkopf, Röhrenhose und dicke Brillengläser.
    »Schon erstaunlich, oder?«, meint Svensson. »Er muss in den Spiegel gesehen und gedacht haben, heute Nacht werde ich eine ficken.«
    Wieder in der Nähe der Alexandra Road zeigt er auf die Grenze zwischen Gooch und Doddington. Steve starrt auf die Frontlinie in der Dunkelheit. Da ist nichts außer einem Baum und einer Mauer, die zur Alexandra Road weiterführt. Svensson denkt an eine Mutter, die sich um die Gangmitglieder kümmert. Sie ist schon immer für sie da gewesen. Sie hat Merlin aufgenommen, als die Bullen hinter ihm her waren. Eines Nachts verfolgte Svensson einen Typ der Gooch in ihr Haus und stellte sie zur Rede.
    »Er ist die ganze Nacht hier gewesen. Ja, er hat unsere Tina befummelt, riechen Sie mal an seinen Fingern.«
    Tina ist ihre sechzehnjährige Tochter. Er erinnert sich auch, wie sie aus Angst vor einem Drive-by-Shooting bei Tinas Geburtstagsparty dafür sorgte, dass alle im Haus blieben. Svensson saß im Auto und hielt Wache, und diese Mutter brachte ihnen zu essen nach draußen, Gott segne sie. Sie wusste, dass Überwachungskameras installiert waren. Sie brachte eine Dose Stella rüber, der Verschluss war ab, und sie ließ sie im Wagen fallen. Es stank tagelang nach Bier.
    »Gab’s hier eine Schießerei?«, fragt Steve, immer noch erpicht, mehr zu erfahren.
    Svensson schweigt. An so viele Schießereien erinnert er sich nur noch in Begriffen des jeweiligen Einsatzes, Namen, Automarken, Art der Waffen, selbst an die Riefen auf den Patronenhülsen. Dann muss er sich an all die unterschiedlichen Motive erinnern. Ein Streit wegen eines Autoradios, ein Streit wegen einer Jacke, eines Mädchens, eines Paars Turnschuhe. Steve merkt, dass er jetzt müde ist. Sie haben beide Dienst bis ein Uhr morgens, und dann müssen sie noch den Tagesbericht schreiben.
    »Justin Maynard wurde genau hier erschossen, von zwei Jungs der Gooch. Sie sahen ihn, sind kurz verschwunden und kamen dann mit Sturmhauben zurück. Das war eine verdammt traurige Geschichte.«
    Er muss weitermachen mit dem kumpelhaften Geplänkel: So vergehen die Stunden, wenn man in der Nachtschicht durch die Gegend fährt. Witze über ihren Kollegen Terry, der ein Kebab nur dann isst, wenn es mindestens fünf Sekunden auf dem Boden gelegen hat, über seine Merseyside-Herkunft, die er unterstreicht, indem er mit irischem Akzent spricht. Sie machen sich über Jenkins lustig, weil er aussieht wie Marti Pellow. Sie machen sich über Svensson lustig, weil er von Merlin und Flow so besessen ist, dass die Kollegen ihm zu Weihnachten ein T-Shirt mit dem Aufdruck »I love Merlin and Flow« schenken. Aber ausnahmsweise kann Svensson keine Witze mehr machen. Mit ­einem Mal fühlt er sich müde vom Kampf.
    »Ich habe gearbeitet und ihn gefunden, wie er da auf dem Bürgersteig lag. Er hat nur ein Stück weiter die Straße rauf gewohnt, und dann ist seine Mum gekommen. Für mich als Detective war er jetzt nur noch ein Beweisstück. Es wäre sinnlos ge­wesen, ihn noch ins Krankenhaus zu bringen. Das Arschloch war tot. Und sie wollte nichts anderes, als ihr Baby mitnehmen. Ich rede heute noch mit ihr, und manchmal sehe ich sie spätnachts herumirren, vollkommen besoffen.«
    »War sie vorher auch schon so?«
    »Seitdem, Kumpel. Seitdem. Sie geht einfach zu den Kids auf der Straße und sagt: ›Geht nach Hause, geht nach Hause. Sie haben mir meinen Sohn genommen.‹ Und dann bekommt man Mitleid.«
    »Ja. Letztlich sind wir alle gleich. Wenn man mitten in Moss Side aufgewachsen wäre, würde man es wahrscheinlich ganz genauso machen.«
    »Kumpel, ich stand ganz dicht vor diesem Bullen während des letzten Prozesses. Kemi Miller, Kyles ältere Schwester, hatte gerade eine Zeugin sagen hören, dass sie ihren Bruder gefunden hatte und wie Blut aus jeder Öffnung seines Gesichts quoll. Sie verlässt weinend den Gerichtssaal. Dieser Streifenpolizist sitzt da und knurrt: ›Kein Mitleid mit der.‹ Musste ihn zur Rede stellen. Es ist verdammt noch mal kein Wunder, dass diese Leute nicht mit einem reden wollen.«
    Svenssons Stimme ist jetzt leiser, fast nur noch ein Krächzen. Der jüngere Mann schüttelt den Kopf. Svensson dreht den Kopf und lässt die Halswirbel knacken.
    »Es ist eben so, wenn man Kind ist. Man wächst auf, man spielt auf seinem Rad. Man macht, was

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