The Hood
klatscht vor Begeisterung in die Hände.
Über Monate bemerkt sie nicht, dass er aus der Klasse genommen wurde und nun mit zwei anderen Unruhestiftern in einem beengten, stickigen Raum sitzt, in dem der Heizkörper tobt. Er ist entfremdet. Sie schicken ihn zum Sprachtherapeuten und zum Psychologen. Aber draußen auf den Korridoren und dem Schulhof setzte er immer noch auf Gewalt zur Lösung von Problemen. Schließlich sagt man ihm, dass es sein letzter Tag war, dass er nicht mehr zurückkommen kann.
Die Kids verlassen nacheinander und gesittet die Schule. Troll rempelt an ihnen vorbei, plattfüßig, missmutig. Seine Augen suchen die wartenden Autos ab. Er sieht, wie ein Kind eine bemalte Gesichtsmaske schwingt. Ein anderer protzt mit einem neuen MP 3-Player. Sie lächeln ihre Eltern an, die sich bei ihnen erkundigen, wie der Tag war, und sie mit klimpernden Schlüsseln zum Wagen begleiten. Troll beobachtet das alles ausdruckslos. Auf ihn wartet keine Familie. Aber aus den Autos hängt in Designer-Shirts und mit klobigen Silberringen die zweitbeste Wahl – die Olders.
Trolls Blick fällt schließlich auf Ali, ein Somali-Older. Ali lehnt an seinem VW Golf, der mit 16 000 Pfund ein erschwingliches und solides Fluchtfahrzeug für die Gangster darstellt, die sich einen Audi A3 nur mieten können. Er trägt eine weiße Baumwoll-Djellaba. Er trägt sie nicht, weil Kleidung im Saudi-Stil den somalischen Ma’awiis Sarong ersetzt hätte oder weil seine Mum möchte, dass er sich wie ein anständiger muslimischer Junge kleidet, sondern weil die mehrheitlich weiße Polizei ihn mit größerer Wahrscheinlichkeit nicht anhält und filzt, wenn er eine Djellaba trägt statt seines schwarzen Nike-Jordan-Basketball-Hoodies. Grime plärrt aus dem offenen Fenster. Er nickt Troll zu, der wütend zu ihm herübergestapft kommt, sein plattfüßiger kleiner Soldat, sein Geldautomat, sein Mann aus Stahl. Ali ist erleichtert zu sehen, dass Troll immer noch Einzelgänger ist, ohne offensichtliche Mentoren oder Freunde unter Lehrern oder Schülern.
Aber ein hübsches asiatisches Mädchen winkt Troll zu. Sie weiß, dass er auf Handys steht, also zeigt sie ihm die Schutzhülle aus Aluminium für ihr neues Nokia N97. Es scheint ihn zu verwirren, dass sie freundlich zu ihm ist. Die meisten Mädchen haben keinen Bock auf sein rudimentäres Englisch. Dann winkt sie noch einmal und ist fort, hopst zu ihren Freundinnen.
»Wer ist das?«, fragt Ali stirnrunzelnd.
»Sie ist in meiner Klasse.«
Der Older bekommt große Augen.
»Wer interessiert sich schon für Mädchen, Mann? Mädchen taugen nur als Köder. M. O. B. Money over bitches.«
»Sie heißt Geeta.«
»Egal. Pass auf dich auf, Kleiner. Hübsche Mädchen sind Luder. Hörst du mir zu? Sie wird Glitzerkram und Scheiße auf den Lidern und einen Pony tragen. Sie wird dich fragen, ob du mit ihr im Park spazieren gehst. Nur du und sie. Aber das ist eine Falle. Es werden vielleicht so zehn Typen da sein, mit Baseballschlägern und Messern und Scheiße. Du wirst dein Leben verlieren. Weil du nämlich nur damit gedacht hast.« Ali greift sich durch die Djellaba in den Schritt.
Troll sieht ihn stirnrunzelnd an. Er bezweifelt, dass Geeta so ist, sagt aber nichts. Der Older sieht, dass er nicht überzeugt ist. Die Autostereoanlage dröhnt auf die Straße hinaus. Tinie Tempahs »Frisky«.
»Erinnerst du dich an diesen Shakilus aus der Zeitung, der Junge, der oben in Thornton Heath in South London erstochen wurde? Diese Tussi hat ihn in eine Sexfalle gelockt. Sie ist mit ihm irgendwohin mit dem Bus gefahren. Und die ganze Zeit über hat sie der anderen Gang gesimst: Ja, er kommt, er kommt. Und als er dann da ankam, ist er von einem ganzen Rudel abgestochen worden. Die haben ihn so übel zugerichtet, dass er dran gestorben ist.«
Troll scharrt mit dem Fuß auf dem Boden, sieht die Straße hinunter. Geeta ist bereits an der Ecke. Ein paar Haarsträhnen fliegen ihr ins Gesicht. Sie hält sich die Hand über den Mund und kreischt, als sie zusammen die SMS einer Freundin lesen. Troll hatte gehört, dass ein aus Feltham entlassener Somali-Older sich in ein Pakistani-Mädchen verliebt und dann beschlossen hatte, für sie der Straße den Rücken zu kehren. Ihr Vater sagte, er wäre nicht gut genug für sie, weil er keine Bildung besäße. Also meldete er sich zu einem Kurs an und bezahlte im Voraus 6000 Pfund von seinem Drogengeld. Man stelle sich vor – die ganze hart verdiente Kohle für’n
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