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The Hood

The Hood

Titel: The Hood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Knight
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Gegenstände machten Pling, wenn er sie traf. Es war heiß, und als sie fertig waren, war er vom Kinn abwärts mit einer feinen Staubschicht überzogen.
    Sie fuhren zurück, und er wurde an einer Kreuzung am Markt stationiert, wo er Leute kontrollieren sollte, wenn sie aus dem Bus stiegen. Männer, die Hosen in westlicher Länge trugen oder Zigaretten rauchten, wurden herausgegriffen und ausgepeitscht. Jeder Mann, der mit einem Mädchen sprach, das nicht seine Tochter oder Ehefrau war, wurde weggebracht.
    Zwei Milizionäre stiegen in den haltenden Bus und führten einen Jugendlichen ab, einige Jahre älter als Troll. Die Füße des Jungen schleiften in zwei langen Schlangenlinien durch den Sand.
    »Komm mit«, gaben die Männer Troll zu verstehen. Sie rissen dem Jungen das Hemd herunter und fesselten seine Hände an einem Baum. Dann gaben sie Troll die Peitsche. Troll starrte auf den gekrümmten Rücken des Jungen, auf seine Rippen und die sich unter der Haut abzeichnenden Wirbel. Die Peitsche schnitt mit einem scharfen Knall in die Haut, es klang wie ein zerbrechender trockener Zweig. Nachher zogen sie dem Jungen das Hemd wieder an und gaben ihm eine Zigarette. Sie klebte in einem Speichelfaden an seiner Unterlippe, fiel dann in den Sand.
    »Du bist ein richtiger kleiner Soldat«, sagten die Männer zu ihm. Sie waren zufrieden. Er war immer noch nicht sicher, was der Junge falsch gemacht hatte, aber es hatte irgendwas damit zu tun, dass er die falschen Kleider trug.
    Eines Tages brachten sie ihn zu einer Farm hinaus und sagten, er solle sein Gewehr auf die Leute richten, die dort lebten.
    »Sie müssen glauben, dass du abdrückst«, sagten sie zu ihm. »Wenn sie keine Angst vor dir haben, hast du auch keine Macht über sie.«
    Er sah, wie erwachsene Krieger ihm ihre Tiere überließen, ihr Land, ihre Häuser, alles. Seine Mutter kaufte von einem Teil seines wöchentlichen Solds einen kleinen Beutel Salz, Reis, Spaghetti, Dosenfleisch und Gemüse. Er kaufte sich eine einzige Zigarette. Er wurde zum Mann im Haus.
    »Ich hoffe, du steckst nicht in Schwierigkeiten«, sagte seine Mutter.
    Somalia versank immer tiefer im Chaos. Aber die Männer sahen, wie mutig er war, und sie sagten ihm, er werde an ihrer Seite kämpfen müssen. Sie gingen in die Innenstadt von Moga­dischu, wo die Gebäude zerfielen und die Wände mit Einschuss­löchern übersät waren.
    »Wenn du jemanden mit einer Waffe siehst, erschieß ihn sofort«, sagten sie. »Sonst wird er dich umbringen.«
    Und so saßen sie hinter einer niedrigen Mauer, lauschten auf Schüsse, rannten, suchten Deckung. Er stolperte, schürfte sich die Handflächen an einem Dornbusch auf, Sand und Staub gerieten in die Wunde. Er blickte zurück, wollte wissen, worüber er gestolpert war, und sah eine Leiche. Er erinnerte sich an seine Ausbildung, behielt die Augen auf und schoss.
    »Ich bin müde«, sagte er zu den Männern.
    »Nimm das«, sagten sie und gaben ihm weiße Pillen und ein Büschel Khatblätter, die er kauen sollte. »Das wird dich nachts zu einem Hyänen-Mann machen. Du wirst wie verrückt kämpfen können.« Danach fühlte er sich wach und hatte auch keinen Hunger mehr. Sein Verstand konnte sich auf das Kämpfen konzentrieren. Sie wollten, dass er achtundvierzig Stunden ohne Pause kämpfte. Er fühlte sich so sicher und selbstbewusst, als hätte er wirklich die besonderen nächtlichen Sinneswahrnehmungen des Hyänen-Mannes angenommen.
    Mit acht Jahren war er eines Tages an einem Feuergefecht in einer zerstörten Straße beteiligt. Ein Mann in Sandalen und einem Ma’awii kam schießend auf ihn zugelaufen. Troll erschoss ihn. Er sah, wie er zu Boden ging und nicht mehr aufstand. Troll nahm sein Gewehr und lief fort. Er hörte, wie die anderen hinter ihm hergelaufen kamen, aber er war schneller und leichter. An diesem Abend sprach er nicht mit seiner Mutter, lag einfach nur zitternd in seinem Zimmer. Draußen sah er die Silhouette ­schmaler, schwarzer Bäume vor rotgestreiftem Himmel.
    »Können wir fort?«, fragte er seine Mutter am nächsten Morgen.
    Jeder versuchte wegzukommen. Nach Kenia, Äthiopien, Holland, Deutschland, England, Amerika. Europa war wie eine Festung, um Somalis draußen zu halten. Aber seine Mutter gab nicht auf, hörte sich um.
    Schließlich fand sie heraus, dass sie im Vereinigten Königreich Asyl beantragen könnte, wenn sie sich als Äthiopier ausgaben. Sie erzählte ihm, ein besseres Leben warte auf ihn, dass sie nur so lange in London

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