The Hood
19 Pfund die Woche wohnen kann, und dort könnte er die drei Tage durchziehen. Aber es gibt nur einen Busfahrer, der ihn für lau mit dem 607er nach Uxbridge fahren lässt, wenn keine Kontrolleure in der Nähe sind. Also wartet er auf ihn.
Das Duo kommt vorbei an älteren weißbärtigen Sikhs mit dunklen Turbanen, an Ladenfronten mit grellbunten Saris in Pink und Violett, besetzt mit goldenen Pailletten. Bhangra-Musik, der Duft von Gewürzen. Ein junger Asiate mit Cornrows und mit flaumigem Bärtchen schlurft vorbei. Die Jeans hängen ihm bis weit unterhalb der Pobacken, eine graue Boxershorts ist zu sehen. Neben der silbernen Beschriftung TULIP Hair and Beauty gibt es einen billigen Juwelier mit Modeschmuck. Kam geht weiter und blickt mit offenem Mund glasäugig zum Himmel auf.
An der Ecke zur Havelock Road starrt eine Gruppe Junkies gebannt auf eine Ansammlung von Tauben. Ein Typ steht da, die Arme weit ausgebreitet, stellt sich vor, er habe sie geschickt so dicht zusammengetrieben, während die Tauben übereinander her klettern. Ein gutaussehender Pakistani von Anfang dreißig verbeugt sich vor Kam. Er hat dichte Bartstoppeln und plaudert mit hübschen Mädchen, während er schläfrig durch verschiedene Gemälde blättert. Er verkauft sie an Restaurants, allerdings nicht, weil das sein Beruf wäre, sondern weil es gerade genug Kohle für Brown abwirft. Kam kennt auch seine Geschichte, dass er in Slough auf die Oberschule und zur Universität ging, spezialisiert auf IT, dann aber nach der Scheidung anfing, Heroin zu nehmen. Er gibt seiner Exfrau die Schuld an seinem Abstieg, weil sie ihm die gemeinsame Tochter weggenommen hat. Er wohnt bei seiner Familie und hat ihnen versprochen, keine Drogen zu nehmen. Sie müssen blind sein, wenn sie das nicht sehen können. Im Moment ist er nur ein Mann im freien Fall. In ungefähr sechs Monaten wird er bei ihnen und den Mülltonnen sein.
Ein Dutzend rastlose Somali-Teenager stehen mit ihrem Drogen-Bauchladen am Eingang des Parks, nur wenige Meter entfernt von der Tudor-House-Villa, der mittelalterlichen Fassade mit schwarzem Fachwerk, darin befindet sich das Gemeindezentrum. Einer steht Schmiere neben einem hohen Kriegerdenkmal aus Granit, das die Worte trägt: »In Dankbarkeit denen gewidmet, die ihrem Vaterland ihr junges Leben geopfert haben.« Hier wartet Jas und sieht dabei beklommen aus. Als Kam sich den Dealern nähert, erwacht in einer Straßenlaterne versteckt hinter getöntem Glas eine leistungsstarke Kamera surrend zum Leben. Sie zoomt an ihn ran, verfolgt seinen Weg die Green hinauf und sendet ein körniges Bild auf einen Fernsehmonitor, der vor einem Officer flackert, der im Dunklen in einer Art Besenkammer sitzt und zu einer Reihe von sechs Bildschirmen aufschaut. Er befindet sich im Obergeschoss des Polizeireviers Southall. Der Polizist bewegt behutsam den Hebel der Steuerung, um Kam nicht aus dem Bild zu verlieren.
»IC4, männlich, eins achtzig, vermutlich User, dunkelblauer Trainingsanzug, nähert sich Zielbereich«, sagt er.
Die Bildschirme zeigen Bilder von Überwachungskameras aus dem ganzen Stadtbezirk. Der Beamte zupft an seinem Kragen. Es ist heiß und stickig in diesem beengten Zimmer, doch er hört nicht auf, die Bilder genau zu beobachten. Er genießt seine Rolle als zentrale operative Beobachtungsstelle, kurz OP , in einer sich langsam entwickelnden Observation. Er meinte ein aufgeregtes Raunen bei der morgendlichen Dienstbesprechung aufgeschnappt zu haben, als die Observation mit Hilfe einer Powerpoint-Präsentation detailliert vorgestellt wurde. Zielpersonen dieser ersten Phase sind User wie Kam und Jas. Seine Personenbeschreibung von Kam wird an drei Zivilfahrzeuge der Polizei und weitere Fahrzeuge mit Streifenpolizisten übertragen, die auf strategische Positionen verteilt das Territorium der Dealer umstellen. Polizisten in Zivil werden die Verfolgung der Zielpersonen mit Hilfe der detaillierten Beschreibungen zu Fuß aufnehmen. Sie werden ihnen einige Blocks weit folgen, dann werden Streifenpolizisten die Zielperson aufhalten und durchsuchen. Falls sie ein Briefchen finden, wird die Zielperson wegen Besitzes von Rauschgift festgenommen. Je mehr User festgenommen werden, desto sicherer wird die Anklage gegen die Dealer. Zumindest theoretisch. Der OP lässt seinen Kopf kreisen. Er will seine Rolle spielen, die, so entscheidet er, darin besteht, dass er ständig für sie kommentiert, wie ein DJ . Er bemerkt, dass Kams schwerer Schritt
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