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The Hood

The Hood

Titel: The Hood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Knight
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Jungs weg. Auf der anderen Straßenseite beobachten Leute den Zwischenfall und rufen die Bullen. Aber sie sind schwarze Jungs in Hoodies. Es ist Nacht. Nichts passiert. Als er zu Fuß nach Hause geht, versucht er es auszublenden und stellt auf seinem MP 3-Player Kiss FM ein. Sie spielen Travie McCoys Song »Billionaire«.
    Die nächsten paar Wochen lässt ihm seine Mutter keine Ruhe. Sie besteht darauf, dass Troll sich eine andere Schule sucht, und brüllt ihn an, bis er einwilligt, sich mit einem ihrer wenigen Freunde aus der Gemeinschaft der Somalis zu treffen – mit Jama. Jama ist seine einzige Hoffnung auf eine Ausbildung.
    Troll findet ihn in einem winzigen kabuffartigen Büro am Ende einer von der Western Road abzweigenden Gasse, direkt gegenüber der Bushaltestelle, wo seine Freunde dealen. Jama ist fünfzig Jahre alt und sieht wie ein Intellektueller aus mit seinem dünnen Bart, der Brille, einem Sakko und der Krawatte über seiner weißen Baumwoll-Djellaba. Er hat Somalia zehn Jahre zuvor verlassen und an Universitäten in Italien und Großbritannien studiert. Er hat eine Ausbildung als Sozialarbeiter und bringt der Somali-Community in Southall Englisch und verschiedene Qualifikationen bei. Eine Etage höher gibt es einen Raum mit Computern. Die Miete von 2500 Pfund im Monat nimmt ihm fast die Luft zum Atmen.
    »Wir werden versuchen, für dich eine Schule zu finden«, sagt Jama zu Troll. Seine Stimme ist sanft und freundlich. Zuerst spricht er die Verwaltung in Ealing an, beißt aber schon bald auf Granit. Da Troll von einer Schule auf Dauer ausgeschlossen wurde und eine ganze Reihe von Vorstrafen hat, will kein Schulleiter ihn aufnehmen. Jama bemerkt bei den Leuten, die er bei der Bezirksverwaltung und im Arbeitsamt anspricht, eine deutliche Feindseligkeit gegenüber Somalis. Für die schon länger ansässigen ethnischen Communitys bedeuten sie Ärger. Aber wie können sie die Somalis nur so behandeln, wenn sie doch früher ge nau das Gleiche selbst durchgemacht haben? Jama hat schon viel e Straßenkinder wie Troll gesehen. Alle zwei Wochen besucht er aufgewecktere, sprachgewandtere achtzehnjährige Somalis im Feltham Young Offenders Institute. Er hat selbst acht Kinder.
    Während Jama in großen Schritten zur Schule geht, um seine Kids abzuholen, sieht er Troll mit den Dealern an der Bushaltestelle oder im Rec Park abhängen. Er fragt sich, wie er allein die ganze Community seiner Leute retten soll. Drinnen massiert er mit Daumen und Zeigefinger seine Stirn. Er ist ausgemergelt und erschöpft nach einem Monat Ramadan. Mit geschlossenen Augen telefoniert er und lässt sich von einem Verwandten sagen, wann er endlich wieder normal essen kann. Als er kurz darauf mit seinem Kollegen über Troll spricht, beginnt er vor lauter Frustration zu zittern.
    »So viele Kinder werden an Nicht-Somalis in Pflege gegeben«, sagt er. Sein Kollege ist ein fröhlicher Lehrer mit weißem Schnurrbart, der wie ein altmodischer Gentleman Tweedjacke, Hose und polierte Budapester trägt. Auch er ist aus Somalia geflüchtet, auf einem kleinen Boot über die offene See. »Das System ist nicht auf Troll vorbereitet. Wie könnte er nach fünf Jahren bei den Warlords zusammen mit ganz normalen Kindern in einer Klasse sitzen, die niemals selbst Krieg erfahren haben? Es ist keine Überraschung, dass er auf der Straße landet. Troll ist es gewohnt, Menschen eine Waffe an den Kopf zu halten und sie um ihr Leben betteln zu sehen.«
    Jama weiß, wie grausam Somalis sein können. Sie sind ausgebildete Krieger. Als er eines Abends um elf Uhr die Moschee verlässt, sieht er, wie ein Auto absichtlich vor dem Restaurant Cambuulo einen Mann überfährt. Dann setzt der Wagen zurück und fährt noch einmal über den Mann, und noch einmal, bis er nur noch eine schlaffe Stoffpuppe ist. Kurz darauf greifen die Somalis das Cambuulo mit automatischen Waffen an, zerschmettern die Scheiben und alles. Die Somali-Gangs werden so mächtig, denkt Jama, sie übernehmen London.
    Schließlich muss Jama Troll aufgeben. Die Zukunft des Jungen auf der Straße bedeutet entweder Gefängnis oder, falls er bleibt, Tod. Er empfiehlt Trolls Mutter, den Jungen zurück in den Norden Somalias zu schicken. Dort ist die Situation stabiler, ein gutes Stück weg von Mogadischu und den Klauen der al-Shabaab und Warlords. Sie haben bereits einen Teenager und Mitglied einer Gang zurückgeschickt, und er ist ein Religionslehrer geworden. Ein anderer hat geheiratet.
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