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The Hood

The Hood

Titel: The Hood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Knight
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weiteres Mal umgesiedelt, weil der Expartner wieder auftaucht. Im Verlauf der folgenden drei Jahre zieht die Familie aufgrund von Entwicklungsplänen der Bezirksverwaltung zu Abriss und Erneuerung von Wohnvierteln noch dreimal um.«
    »Was ist mit der Schule?«
    »Die ganze Zeit über geht er zur Schule. Als er Anfang der 90er Jahre auf die weiterführende Schule wechselt, ist er rein körperlich eher schwächlich und verglichen mit anderen Jungs seines Jahrgangs geradezu unterernährt. Er hat angefangen, sich mit den Gangs einzulassen. Mit dreizehn schwänzt er die Schule, und es liegen zwei Vergehen wegen Störung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung vor, woraufhin Sozialarbeiter eingeschaltet werden. Er terrorisiert kleine Kinder und wird vom Unterricht ausgeschlossen. Er bricht in Wohnungen ein, das Jugendamt kümmert sich verstärkt um die Familie, er erhält drei Verweise wegen Körperverletzung, Ladendiebstahl, Diebstahl und Störung der öffentlichen Sicherheit und Ordnung. Er trinkt. Mit fünfzehn. Seine Familie sagt den Mitarbeitern des Jugendamtes, sie könnten sie kreuzweise. Später in diesem Jahr wird er angeklagt wegen Autodiebstahl. Im nächsten Jahr arbeitet er sich hoch zu Körperverletzung, schwerer Körperverletzung, versuchtem Mord und Mord.«
    »Und kein Mensch hat die Warnzeichen mitbekommen?«, fragt Karyn.
    »Als er wegen Totschlags zu sieben Jahren verurteilt wird, schreibt der Richter in seinem Bericht über das Verfahren: ›Es schien keinerlei Hinweis weder in seiner Vorgeschichte noch in den weiteren Unterlagen zu geben, dass David etwas anderes ist als ein ziemlich durchschnittlicher Teenager. Er schien eine anständige und stützende Familie zu haben.‹«
    »Wie ist er im Gefängnis klargekommen?«
    »Er war neunzehn, als seine Mum an einer Überdosis Heroin starb. Seine Schwester lebt in einer Pflegefamilie. Er wurde mit zwei anderen Häftlingen beim Drogenhandel erwischt. Im folgenden Jahr wurde er auf Bewährung entlassen und kehrte in das gleiche Haus in der gleichen Straße zurück. In seinem Entlassungsbericht heißt es: ›Die Justizverwaltung bemerkt, dass David bei seiner Haftentlassung mit starker Unterstützung durch seine Großmutter und das weitere Familienumfeld in Glasgow rechnen kann, und seine Aussichten, eine Arbeit zu finden, sind günstig.‹«
    Klar, jede Menge schwere Jungs des organisierten Verbrechens im East End brennen nur darauf, einen rechtskräftig verurteilten Mörder zu beschäftigen, denkt Karyn. Die stehen Schlange. Sie notiert sich den Namen der Siedlung, in der David wohnt. Easterhouse. Eine Sozialsiedlung in einem Vorort im Nordosten von Glasgow.
    Karyn ist fasziniert und beunruhigt zugleich, wie gewöhnlich Davids Geschichte ist. Sie braucht mehr Zahlen.
    »Finden Sie bitte heraus, wie viele Gangs es dort gibt. Mit wie vielen Mitgliedern. In welchem Alter sind sie?«
    Eines Abends zieht Karyn ihren Mantel an und ist fast auf dem Weg, um Rowan von der Schule abzuholen, als ein weiterer dicker Aktenordner auf ihren Schreibtisch kracht. Er liegt auf dem Beifahrersitz, als sie vor dem Haus ihrer Eltern in Grangemouth vorfährt. Ihre Mum liest Rowan gerade Tochter des Himmels , ein schottisches Märchen, vor. Karyn schleudert ihre Schuhe fort und zieht sich mit der Akte auf ihr Zimmer zurück. Die Akte belegt, dass es einhundertsiebzig Gangs mit dreieinhalbtausend Mitgliedern im Alter von etwa elf bis dreiundzwanzig gibt. In dieser Nacht kann sie nicht schlafen und hat immer wieder Davids Bild von der Überwachungskamera vor ihrem ­inneren Auge. Gibt es dort draußen auf den Straßen eine wachsende Armee von dreitausend gewaltbereiten Kindern und ­Jugendlichen? Durch die kalte Fensterscheibe sieht sie am Horizont das orangefarbene Licht der Türme und Gasfackeln der BP-Raffinerie. An welchem Punkt hätte man noch einschreiten und das Blatt für David wenden können? Gab es einen Moment, an dem man sich mit ihm hätte zusammensetzen und ver­suchen können, sein Verhalten zu ändern? Als seine Mum starb, oder vielleicht früher, als er den Justizbehörden zum ersten Mal aufgefallen war? Oder wäre es besser gewesen, seiner Mum während ihrer Schwangerschaft und Davids ersten Lebensjahren zu helfen?
    Sie ist immer noch aufgewühlt, als sie am nächsten Tag zur Besprechung des Criminal Investigation Department geht. Es sitzen etwa fünfzig Männer um einen riesigen Tisch. Sie ist die einzige Frau. Das hier ist die größte Gang in Glasgow, denkt sie.

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