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The Hood

The Hood

Titel: The Hood Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gavin Knight
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die Mordrate tatsächlich noch erheblich höher ist, als wir denken«, sagt Karyn zu John. Sie klopft auf einen Bericht aus Cardiff. Darin wird nachgewiesen, dass viele Opfer von Gewalttaten, die in eine Notaufnahme schwanken, das Verbrechen nicht einmal zur Anzeige bringen. Sie haben viel zu viel Angst vor Racheaktionen. Oder sie sind selbst Gangmitglieder, die nicht wollen, dass die Bullen ­etwas erfahren. »Jede Wette, bei uns ist es nicht anders.«
    »Sie werden Beweise brauchen«, erwidert John lächelnd, ganz der Detective.
    Also ruft Karyn die Verwaltung der Notaufnahme des Glasgow Royal Infirmary an. »Ich würde gern mal vorbeikommen und mit Ihnen über Gewalttaten sprechen.«
    »Was genau meinen Sie mit Gewalttaten?«
    »Ich weiß nicht. Lassen Sie uns drüber reden.«
    Sie trifft sich mit einem Facharzt namens Michael Sheridan, einem bodenständigen Glasgower.
    »Im Allgemeinen hört man immer von der Mordrate«, sagt Michael. »Aber wir sehen hier die versuchten Morde.«
    »Wie viele?«
    »In einem Jahr? Etwa dreihundert.«
    Karyn ist erschüttert. Dies ist weit mehr als die offizielle Zahl. »Was ist mit Messerstechereien?«
    »Alle sechs Stunden bekommen wir eine schwere Gesichtsverletzung rein. Überwiegend hat’s auf die eine oder andere Art mit Gangs zu tun.«
    Wie der Zufall es will, führt Michael gerade eine eigene Studie durch. Das könnte ein starkes Beweismittel werden, denkt sie. Wie Karyn vermutet, haben die meisten Menschen zu viel Angst, um die Polizei einzuschalten. Michael schätzt, dass rund siebzig Prozent der Gewaltverbrechen nicht einmal angezeigt werden. Was das Auf und Ab der Verbrechensstatistik auf blutige Weise ad absurdum führt.
    Während der nächsten paar Abende, die Rowan brav und ­geduldig in ihrem Büro sitzt, verfasst Karyn basierend auf Michaels abschließenden Forschungsergebnissen einen Bericht. Sie steht neben John, als er ihn liest. Er pfeift leise und schüttelt den Kopf. »Nur dreißig Prozent unserer Gewalttaten werden ge­meldet?«
    Karyn brennt darauf zu erfahren, wann sie ihre Erkenntnisse dem Chief Constable und den anderen hohen Tieren präsentieren können. All diese grauhaarigen, hochdekorierten Männer. Sie nestelt an der Perlenkette um ihren Hals, etwas, das sie immer macht, wenn sie erregt ist.
    »Sie werden sich noch einen Tag zurückhalten müssen«, sagt John. »Wir fahren nach London. Wir sind zu einem runden Tisch ins Innenministerium zitiert worden.«
    Eine Einladung, die man nicht ablehnen konnte. Sie fliegen noch am gleichen Tag runter. Im Ministerium finden sie sich in einem kleinen Raum mit etwa zwanzig Leuten wieder: Innenminister John Reid sitzt am Kopfende. Er ist älter, als er im Fernsehen wirkt, und auch kleiner. Man stellt eine Tasse Tee und ein Biskuit vor ihn.
    »University of Stirling«, raunt Karyn John zu, der neben ihr sitzt, und schielt in Reids Richtung. »Wie mein Vater.«
    Es ist eine förmliche Besprechung mit Stapeln gedruckter Unterlagen. Reid wird flankiert von Männern in zerknitterten grauen Anzügen. »Sein Handlanger.« John stupst sie an, mit Blick auf einen von ihnen, einen jüngeren Typ mit harter, an einen Streber erinnernder Miene, der von politischen Risiken spricht. Karyns Gesicht ist ausdruckslos. »Sein Sonderberater.«
    »Über das Wochenende wurden in Peckham vier junge Männer ermordet«, beginnt Reid ernst. Er skizziert die Details, die landesweite Besorgnis wegen der Jugendkriminalität. Eine etwa vierzigjährige, elegant wirkende Schwarze meldet sich zu Wort, ihr Auftreten ist leicht theatralisch. Sie stellt sich vor als Decima Francis.
    »Das brodelt nun bereits eine ganze Weile«, sagt sie. »Nach dem Mord an Damilola haben wir in Southwark die Untersuchungen abgeschlossen. Wir hatten diese brutalen Mobs, größere Meuten, darunter auch Mädchen, die ein einzelnes Kind angriffen. Zehn gegen einen. Aber inzwischen gibt es eine Tendenz hin zu Schusswaffen. In Birmingham haben wir zusätzlich das Problem von Grenzüberschreitungen. Ein Mädchen, mit dem ich gesprochen habe, hatte viel zu große Angst, die Straße zu überqueren, um ihre Mutter im Krankenhaus zu besuchen, da sie dachte, sie würde dann zusammengeschlagen oder sogar umgebracht.« Decima ist wütend. Karyn ist von ihrer Leidenschaftlichkeit beeindruckt. »Ich habe mehrere Jahre in Boston gearbeitet, und was wir hier haben, folgt dem gleichen Muster wie drüben in den Staaten. Die Kids sind heute immer jünger und jünger. Es kommt aus

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