The Hunter - Die komplette erste Staffel
und rülpste laut.
„Prost Mahlzeit“, kam es von der Tür. Alex grinste sie schief an. „Hast du noch was übrig? Ich hatte keine Lust, bis zum Macces zu latschen.“
Medina rutschte zur Seite und stellte die Fressalien auf den Tisch. Alex nahm sich ein paar Stäbchen und stocherte in den gebratenen Nudeln, bis er die richtige Menge aufgepiekst hatte und sich in den Mund schob. Ein Stück Bambus hing an seinem Mundwinkel und er leckte es mit der Zungenspitze vorsichtig weg.
Medina rutschte hin und her und beobachtete ihn fasziniert. Der Mann wirkte wie Magie auf sie, was sie selbst erstaunte. Die Wimpern umrahmten dicht seine Augen, die er auf die Pappschachtel gerichtet hatte. Als er Medina plötzlich ansah, schoss ein merkwürdiges Gefühl durch ihren Magen und ihr Herz schlug schneller.
„Was ist? Hängt Essen in meinem Gesicht?“, fragte er unsicher.
„Nein, nein. Schon gut“, stotterte sie und hoffte, er würde ihre Unsicherheit nicht spüren.
„Med! Da geht irgendwas Komisches in einer Software-Firma vor sich“, vernahm sie plötzlich Ross Stimme und spürte, wie kalte Luft auf ihre Oberarme traf.
„Geht die Firma pleite und du hast mit deren Aktien spekuliert?“, fragte sie genervt, da ihr Bruder mal wieder im ungünstigsten Augenblick dazwischenfunkte.
Alex sah sie fragend an. „Dein Bruder?“
Medina nickte und rollte mit den Augen. „Jetzt nimm mich doch mal ernst, Med. Schon der zweite Selbstmord an einem Tag und beide fanden während der Arbeitszeiten statt.“ Er klang beleidigt.
„Ist ja riesig, Ross. Dann petz das doch dem Chef.“ Klirrende Kälte umspielte plötzlich Medinas ganzen Körper, bis sie zitterte. „Scheiße verdammte, Ross. Hör jetzt auf, sonst setzt‘s was, kapiert? Ist ja gut, wir fahren gleich hin.“
12.
Wilson liebte das Überraschungsmoment. Sobald seine Zeugen vorgewarnt waren, blieb ihnen genug Zeit, sich ihre Lügen zurechtzulegen. Der Detective betrat die Eingangshalle, in der er wenige Stunden zuvor bereits gestanden hatte, als ein junger Mitarbeiter vom Dach des Gebäudes gesprungen war. Warum auch immer die Mordkommission gerufen worden war, nun stand er in der prunkvollen Halle gegenüber dem Fahrstuhl. Rechts vom Eingang befand sich ein großer Empfangsdesk, von dem aus ihn eine hübsche Blondine beobachtete. Sie lächelte nicht. Offensichtlich hatten sie die heutigen Ereignisse stark mitgenommen.
„Detective Wilson. Ich bin hier, weil sich heute ein zweiter Selbstmord ereignet hat. Wo kann ich die Zeugenbefragung durchführen?“ Er hielt ihr seine Marke vor die Nase, die sie genau begutachtete.
„Fahren Sie bitte mit dem Fahrstuhl in den 5. Stock. Abteilung Marketing. Die Teamleitung steht für Ihre Fragen zur Verfügung.“ Ihre Stimme klang zittrig und sie fuhr sich mit fahrigen Bewegungen durch die Haare.
„Vielen Dank, Miss …“
„Stepshire. Regina Stepshire.“
„Vielen Dank, Miss Stepshire. Wieso haben Sie nicht frei bekommen? Nach den schrecklichen Ereignissen von heute … und angesichts der Uhrzeit.“ Ein Blick auf die Uhr hinter dem Desk erinnerte ihn daran, dass es schon nach Mitternacht war.
„Hah. Mr. Glasfish würde seinen Mitarbeitern doch nicht wegen so einer Lappalie frei geben. Wir arbeiten momentan alle die Nächte durch, weil wir ein neues Softwarerelease ankündigen nächste Woche.“ Das Wort Lappalie betonte sie dabei besonders.
Ah, dachte Matt. Ein besonders besorgter Chef .
Eben wollte er mit dem Fahrstuhl nach oben fahren, als er eine bekannte Stimme hinter sich hörte.
„Detective Wilson. To protect and serve, wie?“, begrüßte ihn Medina und für einen Augenblick fühlte er sich unwohl. Ob sie ihre Eskapade von heute ausnutzen würde? Müde strich er sich über die Augen. Der Tag war vollgestopft mit Erlebnissen, die er eigentlich gerne in Ruhe verarbeiten wollte. Glücklicherweise hatte er sie falsch eingeschätzt. Sie ließ sich nichts anmerken. Alex stand, wie bei der letzten Begegnung, grimmig neben ihr und nickte ihm nur kurz zu.
„Miss Thompson? Was machen Sie hier? Das sind doch nur Selbstmorde“, erklärte er ihr und öffnete die Arme, um sie in den Fahrstuhl zu bitten. Erst als sich die Türen schlossen, begann sie zu erzählen. „Machen wir uns nichts vor. Das sind keine üblichen Selbstmorde. Wer springt einfach vom Dach eines Bürogebäudes und fügt sich vorher mit einem stumpfen Messer lebensgefährliche Verletzungen bei. Aber der zweite ist noch viel merkwürdiger. Eine
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