The Hunter - Die komplette erste Staffel
Departement.
„Merkwürdig, oder?“, grübelte Alice. Matt blickte sie an. Eigentlich wirkte sie fast wieder normal. Es war nur ein kleiner Schatten auf ihrem Gesicht, das sonst immer so lebensfroh gewirkt hatte.
„David und du, eh? Läuft da was?“, fragte er, um ein persönlicheres Thema anzuschneiden. Alice reagierte weder erstaunt oder erbost. Sie schüttelte nur langsam den Kopf. „Wir haben uns ein paar Mal getroffen. Hatten einmal Sex miteinander, aber seit der Nacht … Du weißt schon. Da gehe ich ihm aus dem Weg.“ Offen sah sie ihm ins Gesicht. Matt konzentrierte sich wieder auf die Straße und fuhr schweigend weiter. Er dachte wieder daran, was Alice widerfahren war.
Nach einem Einsatz war sie von einem, wie sie sagte, Unbekannten vergewaltigt worden. Sie war mit ihrem Hund noch draußen gewesen und da hatte er sie abgefangen, den Hund getötet und sich dann über sie hergemacht. Mehr wollte sie nicht dazu erklären, aber sie verlangte von Matt, Stillschweigen zu bewahren, da es ihr peinlich war, dass ein Detective nicht auf sich aufpassen könne. Allerdings verstand er das Verhalten nicht. Sie waren dazu da, Verbrechen aufzuklären. Wie oft hatten sie Vergewaltigungsopfern eingebläut, dass der Täter seine gerechte Strafe bekommen muss, sonst würde er es anderen Frauen auch antun. Nun stand sie auf der anderen Seite und plötzlich hatte sich ihre Meinung geändert.
Was passiert war, war ihr deutlich anzusehen. Sie versuchte zwar, es zu kaschieren und jedem anderen im Departement würde es nicht auffallen, aber er war jeden Tag mit ihr unterwegs und kannte sie zu gut. Wo vorher eine starke, schöne Frau war, sah er nur noch eine Maske. Wie furchtbar das sein musste, ganz zu schweigen von den körperlichen Qualen, mochte Matt sich nicht vorstellen.
7.
Wenn jemand diese Hexen doch umbringen würde , dachte Leony. Sie war lange umhergestreift und fand sich nun mitten in den Wäldern der Berge von San Bernardino wieder. Es war ein milder Abend, die Sonne gerade untergegangen. Sie tauchte den Abend in gespenstisches Licht.
Leony wollte keine richtige Hexe werden und sie würde auch beim nächsten Hexensabbat nicht teilnehmen. Wie sie diese Frauen hasste, die stöhnend und schwitzend ihre Leiber hergaben, nur um dem Unsäglichen zu gefallen.
Die Flüche würden nicht ausreichen, um aus ihr eine wahre Hexe zu machen. Sie müsste sich in der Mittsommernacht dem Teufel hingeben. Doch das wäre zu einfach. Wenn die Uhr Mitternacht schlüge, hätte sie vor der Vereinigung ein Neugeborenes zu töten und sich in dessen Blut zu wälzen. Erst dann würde aus ihr, befleckt mit dem Samen des Teufels, gebadet in der Unschuld des Babys, eine wahre Hexe werden. Ab dem Moment wäre sie unsterblich und gehöre zur Höllengemeinschaft.
Doch sie war anders gestrickt. Sie fühlte sich nicht wie eine Hexe. Mit ihren achtzehn Jahren plagten sie Angst, Scham und Mitleid mit den Menschen, denen sie die Flüche auferlegte. Aber damit sie leben durfte, musste sie zweimal in der Woche jemanden verfluchen. Sie hasste sich dafür, dass sie anderen wehtat, nur um selbst weiterzuleben. Dieses Gefühl riss ihr fast das Herz aus der Brust und sie spürte, wie eine Träne die Wange hinunterlief.
„Kann mir niemand helfen?“, flüsterte sie. Vielleicht dieser merkwürdige Typ, dem sie nun schon mehrmals begegnet war und dessen Aura sie magisch anzog. Leony konnte sich nicht erklären, warum, aber sie spürte seine Energie auf weite Entfernungen und sie hatte das Gefühl, er auch. Vor einigen Tagen war sie dem Auto gefolgt, das von einer super sexy Frau gefahren worden war. Sie hatten Leony nicht bemerkt, da sie ausreichend Abstand hielt, aber nun wusste sie, wo er wohnte, und sie würde vermutlich auch heute wieder auf einem der alten Bäume vor dem Haus sitzen und versuchen, ihn durch die Fenster zu sehen. Bislang hatte sie ihn nur von der Ferne gesehen, aber das reichte schon, sein braunes, glänzendes Haar bewundernswert zu finden. Doch sich sehnte sich danach, ihn aus der Nähe betrachten zu können. Seufzend raffte sie sich auf und lief den langen, beschwerlichen Weg zurück in die Stadt. Ohne es geplant zu haben, fand sie sich wieder vor dem Haus, in dem er wohnte. Wie gestern erklomm sie die Äste des Baumes, der auf der anderen Straßenseite wuchs und spürte, wie ihr Herz einen kleinen Satz machte, als sie Licht im ersten Stock sah. Und dann sah sie seine Silhouette. Er schien zu renovieren, denn mit einem Spachtel
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