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The Lost

Titel: The Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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wie diesem Sex zu haben oder es zumindest zu versuchen. Immerhin hatte man dabei Hautkontakt und spürte die Nähe eines Menschen, und das war ja schon mal etwas. Er stieg in den Wagen und machte sich auf den Rückweg nach Sparta, wo er sich im Panik’s noch ein, zwei Drinks genehmigen würde.
    Sein Besuch hatte nichts gebracht. Er verspürte keinerlei Erleichterung.

2
Tim
    Tim Bess glaubte, dass er Jennifer Fitch noch liebte, auch wenn sie es ihm seit einiger Zeit, etwa seit einem Jahr, immer schwerer machte, sie weiterhin zu lieben. Seinen Gefühlen hatte es nie einen Abbruch getan, dass sie verrückt nach Ray war. Letzteres war eine Tatsache. Sie war seit Jahren verrückt nach Ray. Und sie war nicht die Einzige. Sie war eine von vielen. Es war nicht ihre Geschichte mit Ray, die ihm unangenehm aufstieß.
    Sie driftete immer mehr ab, das war das Problem.
    Es war erst kurz nach Mitternacht, und sie war schon total blau und komplett zugekifft. Sie warteten am Baseballplatz hinter der Highschool auf Ray, der wie immer zu spät kam – mittlerweile waren es fast vierzig Minuten –, und diesmal machte Tim sich ihretwegen ernsthafte Sorgen. Es würde Ray nicht gefallen, Jennifer in diesem Zustand zu sehen. Es würde ihn wütend machen. Verdammt, sie musste sich am Fangzaun festhalten, um nicht umzukippen. Sie ließ ihn nur ein einziges Mal los, und zwar als sie nach der nächsten Miller-Flasche griff. Nach zwei Bieren und einem halben Dutzend Zügen vom Selbstangebauten war er selbst ebenfalls alles andere als nüchtern, aber er wusste wenigstens, wie viel er vertrug. Jennifer wusste das nicht.
    In letzter Zeit konnte man kaum noch mit ihr reden, dafür war sie meistens viel zu breit. Aber mit ihr zu quatschen war immer noch besser als abgeplatzte Zementstücke aus dem Zaunsockel am Wurfhügel aufspringen zu lassen, also beschloss er, einen neuen Versuch zu starten.
    »Hast du dich eigentlich nie gefragt, was aus Brian Wilson geworden ist?«
    »Häh?«
    Er schleuderte einen großen Zementbrocken zum Wurfhügel und eine Staubwolke wirbelte auf. Der Hügel musste für das Spiel morgen dringend saubergemacht werden. Er war mit Steinen übersät.
    »Aufwachen! Erde an Jennifer! Brian Wilson. The Beach Boys. Seit Pet Sounds ist ihre Musik nur noch dieser beschissene Hippie-Abklatsch irgendwelcher Beatles-Songs. Wouldn’t it Be Nice, Sloop John B. Ich kapier’s einfach nicht.«
    Verdammt, er redete mit sich selbst. Sie hob die Flasche an den Mund. Obwohl sie sich am Zaun festhielt, knickten ihre Knie ein.
    »Wenn du das ausgetrunken hast, lässt du besser die Finger vom Bier. Ray wird stinksauer sein.«
    »Das geht dem doch am Arsch vorbei.«
    »Nicht, wenn du ihm auf die Stiefel kotzt.«
    »Dem ist völlig schnuppe, was ich tue.«
    »Nicht wenn du ihn vollkotzt.«
    »Ich werd ihn aber nicht vollkotzen.«
    Er warf einen kleineren Stein, der weit vor dem Wurfhügel zu Boden fiel. Er musste die losen Stücke jetzt mit den Fingern aus dem Sockel pulen. Mit der anderen Hand erschlug er eine Mücke an seinem Hals. Bei der schwülen Hitze wimmelte es nur so von den Viechern. Als er die Hand zurückzog, war seine Handfläche klebrig von seinem Blut und wahrscheinlich auch von dem eines anderen Menschen. Ekelhaft, dachte er und wischte die Hand an der Jeans ab.
    Er sah zu, wie Jennifer die Flasche ansetzte und trank. Er musste zugeben, dass er sie nach all den Jahren immer noch verdammt hübsch fand, selbst wenn sie betrunken war. Er konnte nicht verstehen, dass Ray offensichtlich kein allzu großes Interesse mehr an ihr hatte. Aber Ray hatte noch andere Mädchen. Der Typ hatte im Gegensatz zu ihm eben ein Händchen dafür.
    Er fragte sich, wie sehr es Jennifer störte, dass Ray mit anderen Mädchen rummachte. Dass es sie störte, merkte man ihr an, aber sie hatte ihm nie verraten, wie sehr. Er hatte nie erlebt, dass sie Ray Vorhaltungen gemacht hätte, kein einziges Mal, aber er wusste natürlich nicht, wie sie sich verhielt, wenn sie mit Ray allein war. Ray zufolge hatte sie sich kein einziges Mal darüber beschwert, aber man wusste nie so recht, ob man ihm glauben konnte. Vielleicht tat sie es ja doch.
    Er konnte sie nicht danach fragen. Über solche Dinge konnten sie nicht offen miteinander reden.
    Er wünschte, es wäre anders, und fragte sich, warum sie nach all den Jahren noch immer nicht in der Lage war, sich ihm zu öffnen. Warum sie über einige wichtige Dinge nicht reden konnten. Über Ray. Über ihr Gefühlsleben.
    Und

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