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The Lost

Titel: The Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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Arbeitszimmer verbarrikadiert. Ob er dort wirklich arbeitete, wusste sie nicht, aber sie hatte ihn in Ruhe gelassen, bis sie ihn irgendwann zum Essen gerufen hatte. Danach schauten sie bis zehn Uhr fern. Er stand auf, gab ihr einen Kuss auf die Wange und meinte lächelnd, dass er jetzt ins Bett gehen würde. Sie waren beide müde und erschöpft. Sie blieb im flackernden Schein des Fernsehers sitzen, bis die Elf-Uhr-Nachrichten begannen. Doch sie hatte keine Lust auf die übliche Parade aus Krieg, Verbrechen und Politik, und schon gar nicht auf die blöd grinsenden Moderatoren. Nicht heute Abend.
    Sie stapfte nach oben, setzte sich aufs Bett und starrte auf das Telefon.
    Es kam ihr wie ein Feind vor.
    Was sollte sie ihm sagen? Wie sollte sie sich Ray gegenüber verhalten?
    Dass sie mit ihm reden musste, war unausweichlich, und sie musste es sofort tun. Er hatte schon einmal während des Abendessens angerufen. Sie hatte ihm erneut versprechen müssen, dass sie sich bei ihm melden würde. Falls sie es nicht täte, bestand die Gefahr, dass er ihr mitten in der Nacht einen Besuch abstattete. Der Typ klang allmählich regelrecht besessen von ihr, man konnte es nicht anders sagen, und wenn jemand wie Ray von etwas besessen war, dann wurde es unheimlich.
    Nach allem, was er ihr erzählt hatte.
    Wie lange kannte sie ihn überhaupt? Zwei Wochen?
    Sein Interesse an ihr war völlig übertrieben.
    Feinfühlig wie er war, hatte Deke gemeint, sie wäre genauso verrückt wie ihre Mutter, wenn sie mit dem Kerl, mit dieser tickenden Zeitbombe, nicht ganz schnell Schluss machte. Es war zwar etwas unglücklich formuliert, aber sie musste Deke Recht geben. Mit Typen wie Ray war nicht zu spaßen. Sie war ja nicht blöd. Man musste sich nicht erst in den Fuß schießen, um zu wissen, dass Waffen einen verletzen können.
    Das Problem war, was und wie sie es ihm sagen sollte. Sollte sie ihn vor den Kopf stoßen oder es ihm schonend beibringen? Falls Letzteres zu diesem Zeitpunkt überhaupt noch möglich war.
    Ruf ihn einfach an und der Rest ergibt sich dann, dachte sie. Sonst sitzt du hier noch die ganze Nacht herum.
    Sie suchte in ihrem Buch seine Nummer heraus und wählte.
    »Hallo?«
    »Hi, Ray.«
    »Kath! Toll! Wie geht’s dir? Wie geht’s deinem Vater?«
    »Etwas besser. Er hat sich halbwegs gefasst. Er hat heute ein bisschen gearbeitet. Ich habe gekocht, und danach haben wir ferngesehen. War ein ganz normaler Abend.«
    »Ja, er wird schon drüber hinwegkommen. So was braucht Zeit.«
    »Ich weiß.«
    »Und was ist mit dir?«
    »Mir geht’s gut. Aber ich bin hundemüde, total kaputt. Der Flug, die Fahrt und alles.«
    »Dann wirst du wohl nicht ausgehen wollen, oder?«
    »Heute Abend?«
    Er machte wohl Witze.
    »Klar, heut Abend. Ich hab ein Geschenk für dich. Es wird dir gefallen. Das weiß ich. Eine Überraschung. Genau dein Fall. Ich dachte, wir könnten vielleicht …«
    »Ray, hör mal, wir müssen reden. Ich kann heute auf keinen Fall ausgehen. Ich muss echt ins Bett. Länger als eine halbe Stunde halte ich mich nicht mehr auf den Beinen, ehrlich. Auf morgen verschieben möchte ich unser Gespräch aber auch nicht.«
    »Hä?«
    »Die Sache mit uns funktioniert nicht, Ray. Tut mir leid. Ich habe nachgedacht. Ich mag dich, und wir hatten ein paar schöne Stunden, aber ich will dir nichts vormachen. Ich glaube nicht, dass wir uns weiterhin sehen sollten.«
    Er versuchte sie zu unterbrechen, aber sie wollte sich nicht aus dem Konzept bringen lassen.
    »Ich glaube, du fixierst dich ein bisschen zu sehr auf mich, verstehst du? Ich möchte im Moment keine feste Beziehung. Weder mit dir noch mit sonst irgendjemand. Mit niemandem. Ich habe Angst, dass du … dass du dich in mich verlieben könntest.«
    »Mann, Kath. Ich liebe dich doch schon.«
    »Siehst du? Das meine ich. Das kann nicht sein, Ray, nach der kurzen Zeit und den paar Verabredungen? Und selbst wenn dem so wäre, begreif einfach, dass ich nicht geliebt werden möchte. Gemocht werden, ja. Aber geliebt zu werden ist etwas ganz anderes.«
    »Jeder Mensch möchte geliebt werden, Kath.«
    »Manchmal schon. Sicher. Aber im Moment möchte ich nicht, dass mich jemand liebt. Verstehst du, was ich meine? Jetzt ist einfach nicht der richtige Zeitpunkt. Ich möchte niemandem verpflichtet sein. Sieh es doch mal mit meinen Augen. Ich bin gerade erst nach Sparta gezogen und kenne hier kaum jemanden. Ich stehe vor meinem Abschlussjahr, und alles ist neu für mich, die Schule, die

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