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The Lost

Titel: The Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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anrufen?
    Irgendjemand.
    Was sollte er tun?
    Irgendwas.
    Wie sollte er seinen Eltern das verdammte Loch in der Wand erklären?
    Er saß da und starrte es ratlos an.

35
Happy Hour
    Als Charlie Schilling die Bar betrat, freute sich Ed, ihn zu sehen. Die Stimmung im Panik’s war heute ziemlich mau. Niemand hatte Lust, die Jukebox zu füttern. Nicht mal Teddy, der sonst immer in die Bresche sprang, wenn keiner der Gäste sich von seinem Kleingeld trennen wollte. Ed beobachtete, wie Charlie den Laden durchquerte und einige Stammgäste begrüßte und wie sich währenddessen sein Lächeln in ein Stirnrunzeln verwandelte.
    Er spürte, dass irgendwas in der Luft lag. Dafür hatte er eine feine Antenne.
    »Mensch, Ed. Was ist denn los? Hier herrscht ja eine Stimmung, als wäre heut jemand gestorben.«
    »Es ist ja auch jemand gestorben, Charlie. Ray Hardcuffs Ältester.«
    »Danny Hardcuff?«
    »Genau der. Er war Corporal im Marine Corps. Der Vietcong hat ihn mit seinem Hubschrauber abgeschossen. Teddy sagt, Danny hätte den Trupp kommandiert. Sie sollten die Landezone mit M-60-Feuer sturmreif schießen. Hat wohl nicht geklappt.«
    »Oh, Scheiße, Ed. Ist schon jemand bei Ray gewesen?«
    »Teddy hat heute Morgen mit ihm telefoniert. Er hat Teddy gebeten, die Nachricht für ihn zu verbreiten. Er möchte fürs Erste nicht angerufen oder besucht werden. Ich schätze, dass die Sache Dot ziemlich zusetzt – und ihm bestimmt auch.«
    »Sie haben noch einen Sohn, oder? Einen jüngeren.«
    »Zwei. Aber der eine ist nicht jung genug. Er ist ebenfalls drüben in diesem Scheißland. Andy heißt er, glaube ich.«
    Teddy kam herüber, und Charlie bestellte einen Scotch.
    »Hat Ed es dir erzählt?«, fragte Teddy.
    »Gerade eben.«
    »Ich hab heute Morgen mit ihm gesprochen. Er sagt, Dots Schwester kommt von Seattle hergeflogen und kümmert sich für eine Weile um alles.«
    »Das ist gut.«
    »Er war verlobt. Danny, meine ich. Mit einem Mädchen namens Cathy Stutz.«
    »Mensch, die kenn ich. Wir haben sie mal festgenommen, weil sie auf der Straße Bier getrunken hat. Weißt du noch, Ed?«
    »Klar. Nettes Mädchen. Es war nur dieses eine Mal. Danach hatten wir nie wieder Schwierigkeiten mit ihr.«
    »Verdammt.«
    »Das macht vier aus der Stadt, von denen ich weiß«, sagte Teddy. »Für eine Stadt dieser Größe ist das ganz schön viel.«
    Eine Weile hockten sie schweigend vor ihren Getränken. Dann bestellte Schilling den zweiten Scotch und erzählte Ed von seinen Besuchen bei Tim Bess und Jennifer Fitch.
    »Ich versteh nicht. Was hast du vor?«
    »Ich versuche, die beiden einzuschüchtern, damit sie mit mir reden. Sie wissen etwas. Und das möchte ich herausfinden.«
    »Du glaubst, die beiden waren damals dabei?«
    »Keine Ahnung. Wohl eher nicht. Aber Ray ist ein Aufschneider. Vielleicht hat er vor ihnen damit angegeben.«
    »Hältst du ihn für so blöd?«
    »Könnte sein. Würde ich ihm schon zutrauen. Jedenfalls hatte ich bei beiden den gleichen Eindruck. Sie wissen mehr, als sie zugeben.«
    Ed trank sein Bier aus und orderte das nächste, und Schilling fragte sich, wie viele er wohl schon gehabt hatte. Ed lallte bereits ein bisschen, und eigentlich war es gar nicht seine Art, sich zu betrinken.
    »Du treibst die Sache auf die Spitze, Charlie. Das fällt unter Belästigung und Verleumdung.«
    »Weiß ich. Falls sich daraus etwas ergibt, war es das Risiko wert.«
    »Bist du sicher?«
    »Ja, bin ich.«
    Er seufzte und beugte sich über sein Bier. »Hoffentlich hast du Recht, Partner.«
    Schilling sah ihn an. »Was ist los, Ed? Es ist doch nicht nur die Sache mit Danny Hardcuff, die dich beschäftigt. Es geht um Sally, nicht wahr?«
    Ed seufzte erneut und rutschte auf seinem Barhocker herum. »Ja. Ich war ein richtiger Volltrottel, Charlie. Und egal, was ich jetzt tue, ich kann nur verlieren. Wenn ich sie bitte, zu mir zurückzukommen, und sie es tatsächlich tut, werde ich mich erneut schuldig fühlen. Und wenn ich sie nicht bitte, fühle ich mich einfach nur mies. Punkt.«
    »Nur Dummköpfe fühlen sich schuldig. Oder Menschen, die wirklich schuldig sind. Keins von beidem trifft auf dich zu.«
    Die ganze Sache entbehrte nicht einer gewissen Ironie, und Schilling war sich dessen durchaus bewusst. Die ganze Zeit mache ich mir Sorgen, weil Ed mit diesem viel zu jungen Mädchen zusammen ist, und jetzt versuche ich ihn zu überzeugen, sich erneut mit ihr zu treffen. Und mache mir Sorgen, weil er nicht mehr mit ihr zusammen ist.
    Daraus

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