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The Lost

Titel: The Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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nicht tust, was ich sage.«
    »Falls du ihn getötet hast, bringst du mich besser auch um. Oder du wirst deines Lebens nicht mehr froh, das schwör ich dir.«
    »Ich weiß noch nicht, was ich mit dir anstelle, Kath. Aber mir wird schon was einfallen. Und du guckst besser auf die Straße. Ganz einfach, oder?«
    Er wusste wirklich nicht, was er mit ihr und den Mädchen im Kofferraum anstellen würde. Er hatte keinen Plan. Aber er hatte ein paar Ideen. Klar doch. Und er hatte ein Ziel. O ja. Fürs Erste reichte das doch. Er war vergnügt wie ein kleines Kind, mit Katherine neben sich und dem auf sie gerichteten Revolver in der Hand. Und dann fuhr sie los, weil ihr klarwurde, dass er schießen würde, falls sie es nicht tat. Ja, er war vergnügt wie ein kleines Kind, nur dass dieses Kind eine Erektion hatte. Kath hatte nicht die leiseste Ahnung, dass die anderen Mädchen hinten im Kofferraum lagen. Das war echt cool. Er fand, alles war genau so, wie es sein sollte. Wie ein Song, der einem perfekt gelungen war.
    Schade, dass Tim nicht dabei war und das mitkriegte. Er war ein Künstler, und niemand war hier, um sein Werk zu bewundern. Aber er konnte Tim nicht böse sein. Er war ein ganz normaler Junge, der sich irgendwie durchs Leben schlug und versuchte, hin und wieder eine Muschi abzubekommen. Er vermisste ihn ein bisschen.
    Aber Tim würde jetzt wieder einen auf Weichei machen, wie damals bei den Lesben im Wald. Außerdem lag Jennifer hinten im Kofferraum. Das hätte ihm nicht gefallen.
    Tim und Jennifer. Die beiden hatten es miteinander getrieben. Unfassbar.
    Was für eine Welt.

41
Jennifer
    Sie würde hier sterben. Sie beide würden hier sterben.
    Sie war sich nicht sicher, ob diese Sally Richmond nicht bereits tot war. Sally hatte sich lange nicht mehr bewegt, und wenn sie sie schüttelte oder ansprach, bekam sie keine Reaktion. Ihre Kehle war so rau, dass sie sowieso kaum sprechen konnte, also gab sie es auf.
    Sie kriegte kaum noch Luft, so stickig war es hier. Der Abgasgeruch war wie eine Hand, die ihr Mund und Nase zudrückte; es war, als hätten die Abgase ihre Haut durchdrungen und sickerten in jedes Körperorgan. Vorhin hatte sie einen schlimmen Krampf in den Beinen gehabt, aber inzwischen spürte sie sie überhaupt nicht mehr. Eine Weile hatte sie so heftige, nie für möglich gehaltene Kopfschmerzen gehabt, dass sie glaubte, ihr Schädel würde gleich platzen. Nun aber spürte sie auch das nicht mehr. Sie kämpfte fortwährend gegen die Schläfrigkeit an.
    Der Schlaf würde sie umbringen.
    Sie musste an ihre Pflegeeltern denken. Das war nicht fair. Was hatten die beiden Ray denn getan? Gar nichts. Nicht das Geringste. Er hatte sie ja kaum gekannt.
    Was hatte irgendeiner von ihnen ihm jemals getan, dass er jetzt dermaßen ausrastete?
    Sie sah vor sich, wie Mrs. Griffith sich in die Küche schleppte. Wie sie dabei eine glänzende Blutspur am Boden hinterließ.
    Und dann gab sie auf.
    Vielleicht war es dieses Bild, das sie resignieren ließ. Die alte verblutende Frau, die sich mit letzter Kraft in die Küche schleppte. Das hier war besser als das, was Mrs. Griffith widerfahren war. Ihre Pflegemutter hatte Schmerzen gehabt. Sie hingegen würde einfach langsam wegdämmern.
    Sie schloss die Augen, und dann war es dunkel, doch nach einer gewissen Zeit verwandelte sich die Dunkelheit in eine hellere Dunkelheit, die real war und nicht die Dunkelheit des Schlafes. Ihr wurde klar, dass sie ihre Augen geöffnet hatte, dass der Kofferraum offen stand und dass sie richtige Luft atmete. Und plötzlich traf sie der Schmerz wie ein Hammerschlag, erst am Kopf und dann an beiden Beinen, und sie sank auf den Bauch und erbrach sich in die rostige Nabe des Ersatzreifens.
    Während sie hörte, wie Sally Richmond hustete und sich ebenfalls erbrach, starrte sie aus dem Kofferraum zu ihm hinauf. Mit finsterer Miene stand er vor ihr, den Revolver gegen Katherine Wallace’ Bauch gedrückt, hinter ihm der leuchtend helle Mond und die Sterne.
    »Mann, jetzt schaut euch doch mal diese Sauerei an! Scheiße!«
    Die Schmerzen waren ihr egal, ob nun im Kopf, in den Beinen oder im Magen. Ja, sie war froh darüber. Sie hatte sich getäuscht, was Mrs. Griffith betraf.
    Schmerzen bedeuteten, dass man noch am Leben war.

42
Sally/Ray
    »Du siehst beschissen aus«, sagte er.
    Wie auch immer sie aussah, das war nichts verglichen mit dem, wie sie sich fühlte. Sie hatte sich nie zuvor so elend gefühlt. Sie hatte keine Ahnung, wo sie sich

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