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The Lost

Titel: The Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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das Leben zur Hölle.«
    Sally trat näher.
    »Tut mir leid«, sagte sie.
    »Ist nicht deine Schuld«, sagte Katherine. »Schon gut.«
    Sie sagte es so, als würde sie es wirklich ernst meinen. Plötzlich mochte Sally das Mädchen. Sehr sogar. Und hasste sich für das, was sie tat.
    Sie schloss den Metallring um Kaths zierliches Handgelenk.
    »Du heißt Katherine?«
    Sie nickte.
    »Ich bin Sally.«
    Und dann drückte sie den zweiten Metallring zu, und es war, als würde sie eine Gefängniszelle verriegeln. Sie spürte, dass sie plötzlich einen Kloß im Hals hatte, und fing erneut an, still zu weinen. Katherine wandte sich zu ihr um und sah sie an, und Sally bemerkte in ihrem Blick eine unerwartete Sanftheit und wusste, dass sie ihr tatsächlich keinen Vorwurf machte. Katherine lächelte traurig.
    »Wenn ich könnte, würde ich dich in die Arme nehmen«, sagte sie. »Es ist okay. Verstehst du?«
    »Mhm.«
    »Gut.«
    »In Ordnung.«
    Aber es war nicht in Ordnung. Es war grauenvoll.
    Sie sah zu Ray, der sie beide fies angrinste.
    Du Arschloch, dachte sie. Du armseliger kleiner Mistkerl. Wenn Ed hier wäre, dann …
    Ray fuchtelte mit der Pistole herum.
    »Okay, Ladys, den Hügel da hoch. Los, marsch.«
    Sie wandte sich um und sah, dass Jennifer zögerte, sah, dass sie sich fürchtete loszulaufen, aber genauso davor, einfach stehen zu bleiben. Sie hatte schreckliche Angst vor Ray, sie war leichenblass, hatte dunkle Ringe unter den blutunterlaufenen Augen. Aber dann trat Katherine vor und ging voraus. Vielleicht war es ihr gerader Rücken, ihr aufrechter Gang, der Jennifer ermutigte, ihr zu folgen und zu ihr aufzuschließen, so dass sie nebeneinander herliefen. Sally folgte den beiden mit einigen Schritten Abstand und hörte, wie Ray ein Stück links von ihnen, um sie im Auge zu behalten, hinter ihnen hertrottete.
    Als sie die Hügelspitze erreichten, hörte sie, wie er plötzlich stehen blieb.
    »Was soll das denn?«, sagte er.
    Zwischen den Bäumen konnten sie das Haus erkennen.
    Auf der Veranda brannte Licht.

    Scheiß drauf, dachte er. Es war sein Versteck, und er würde jetzt nicht umkehren, würde die Weiber nicht wieder zum Auto bringen und woanders hinfahren.
    Eigentlich müsste das Haus leer sein. Er würde verdammt nochmal hierbleiben.
    Er führte sie an dem Dodge vorbei, der in der Einfahrt stand, ging mit ihnen die Stufen hinauf, schob sich an ihnen vorbei und, diese Leute, diese bescheuerten Leute hier oben schließen nie ab, glauben immer noch, sie würden in den fünfziger Jahren leben, sie haben es nicht anders verdient, und dann öffnete er die Tür und schubste die drei Mädchen ins Haus; Jennifer ging kurz zu Boden. Durch einen hell erleuchteten, mit dunklem Holz getäfelten Flur gelangten sie in ein ebenfalls hell erleuchtetes Wohnzimmer. Es war voller Umzugskartons, außerdem befanden sich darin Stapel zusammengeschnürter Stühle, verpackte Fotos und Gemälde, ein Sofa sowie mehrere mit Laken abgehängte Sessel.
    Und in der Mitte des Zimmers standen zwei Personen, beide starr vor Schreck, die gerade dabei waren, ein weiteres großes Gemälde in braunes Packpapier einzuschlagen. Eine Frau hielt das Gemälde in die Höhe, und auf dem Boden kniete ein Mann mit dem Klebeband.
    Ray zeigte ihnen die Waffe, wedelte sie wie einen Football-Wimpel hin und her und knallte die Tür hinter sich zu.
    »Wer zum Henker seid ihr?«, fragte er.
    Der Mann begann, etwas zu stammeln, und wollte sich erheben.
    »Nicht. Schön unten bleiben, Mann. Keine Bewegung! Und für dich gilt das Gleiche, Lady. Also, wer seid ihr?«
    Der Mann hob die Hände. Tun Sie uns bitte nichts. Der Mann stammelte wieder leise vor sich hin.
    »Jetzt hol erst mal tief Luft, Arschloch. Ihr drei, stellt euch da drüben an die Wand.«
    Sie taten, was er sagte. Stellten sich an die Stelle, wo bis vor kurzem offensichtlich ein großer runder Spiegel gehangen hatte. Ein reiner weißer Vollmond an der vergilbten Wand.
    Seine Mädels waren alle hübsch davor aufgereiht.
    »Wir … mein Vater hat das Haus verkauft. Morgen kommt die Umzugsfirma, und wir …«
    »Wir packen alles zusammen«, sagte die Frau. Sie zitterte. Als müsste sie gleich aufs Klo. Er hasste die Schlampe vom ersten Moment an. Seinetwegen könnte sie sich ruhig in die Hose machen.
    »Genau. Wir packen.«
    »Aha.«
    Er musterte die beiden. Der Kerl hatte kurzes braunes Haar, trug eine Jeans mit Bügelfalte – so was Bescheuertes – und ein kariertes Hemd mit kurzen Ärmeln. Er war um

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