The Lost
verdient Millionen Dollar, und ich wette, du würdest sie nicht mal vögeln wollen, stimmt’s?«
»Stimmt.« Obwohl es natürlich zahllose Momente gab, da war er so scharf, dass er praktisch mit jeder Frau in die Kiste steigen würde.
»Und das kapier ich nicht.«
»Was? Das mit dem vielen Geld?«
»Genau. Warum verdient sie so viel Asche? Obwohl du nicht mal Lust hättest, sie zu vögeln.«
»Gibt wahrscheinlich genügend Typen, die liebend gerne mit ihr vögeln würden.«
»Wer denn?«
»Keine Ahnung. Irgendwelche Hippies wahrscheinlich.«
»Nicht mal ein abgefuckter Hippie würde mit dieser Twiggy vögeln wollen. Sie hat keine Titten, Mann! Janis Joplin schon. Und diese, wie heißt sie nochmal, Grace Slick, die hat auch Titten.«
»Ja, aber nicht so große wie Janis Joplin.«
»Herrgott nochmal, die sieht wenigstens aus wie eine Frau! Was soll dieser ganze Wirbel um Leslie Hornsby?«
»Sie sieht aus wie ein kleines Mädchen.«
»Häh?«
»Manche Kerle stehen auf kleine Mädchen. Auf Kinder. Kann man sogar im Funk & Wagnalls nachlesen.«
Sie lachte nicht. Lächelte nicht mal. Stattdessen nahm sie sich das nächste Bier. Mist. Damit war das Sechserpack leer, vier für sie, zwei für ihn. Zum Glück hatten sie noch eins dabei. Ray wäre stinksauer, wenn er kein Bier kriegte.
»Krank«, sagte sie. »Das ist krank.«
In der Ferne sahen sie Scheinwerferlichter; ein Wagen kam die Hanover Road hinuntergefahren, wurde langsamer, bog auf den Parkplatz. Tim hob die beiden Sechserpacks auf; das leere klemmte er sich unter den Arm, das volle hielt er in der Hand. Mit der anderen Hand packte er Jennifers Arm. Er musste sie praktisch vom Fangzaun losreißen.
»Komm schon, Jen!«
»Ist doch bloß Ray.«
»Jennifer, sei nicht blöd. Du weißt, was passieren kann. Vielleicht ist es Ray, vielleicht aber die Cops. Also komm schon!«
Sie liefen auf den Eingang neben der Tribüne zu. Jennifer torkelte, stieß gegen seine Hüfte. Falls sie abhauen mussten, würde man sie schnappen. Aber das Bier hatte ja er. Und er konnte jedem Polizisten davonlaufen, erst recht im Wald hinter der Sporthalle, den er kannte wie seine Westentasche. Wenn es nötig war, würde er Jennifer die offene Flasche aus der Hand reißen, dann bekäme sie nur eine Anzeige wegen unbefugten Betretens. Falls sie gegenüber dem Cop nicht handgreiflich wurde, was bei ihr momentan durchaus möglich war.
Dann war es Trunkenheit und ordnungswidriges Verhalten.
Der Lichtbogen glitt über sie hinweg. In der Mitte des Parkplatzes kam der Wagen schließlich zum Stehen.
Es war Rays Chevy.
Wurde auch Zeit.
Er spürte, wie Jennifer neben ihm den Rücken streckte; er ließ ihren Arm los und betrachtete sie. Ihre Augen schienen heller und klarer zu sein, nicht mehr die alkoholverhangenen Schlitze wie gerade eben noch. Rays Magie tat seine Wirkung. Sogar ihr Gesicht wirkte im Mondschein jetzt weicher.
Er wünschte, er hätte die gleiche Wirkung auf Frauen. Besonders auf sie.
Er musste es sich eingestehen: Für ihn gab es nur Jennifer.
Die Wagentür flog auf, und Ray kam in seinem merkwürdig wippenden Gang durch das Scheinwerferlicht auf sie zugelaufen. Ray hatte ihm mal erzählt, vor langer Zeit, dass ihm ein paar Mafia-mäßige Typen in die Beine geschossen hätten, als er zwölf war. Er hatte sich nach einem geplatzten Drogengeschäft aus dem Staub gemacht und war trotz seiner Schussverletzungen entkommen.
Deshalb hatte er so einen komischen Gang.
Tim wusste nicht, ob er ihm die Geschichte abkaufen sollte. Einerseits dealte Ray tatsächlich schon seit einer Ewigkeit mit Dope, auf der Straße und im Motel seiner Eltern, und als Dealer hatte man es hin und wieder mit ein paar echt üblen Burschen zu tun – dass er aber erst zwölf gewesen war, nahm er ihm nicht ab. Außerdem hatten sie Ray nicht eingezogen, genau wie Tim, bei dem man seltsame Herzgeräusche festgestellt hatte. Ray hatte die Musterung nicht bestanden. Außerdem übertrieb er gerne ein bisschen. Er liebte es, die Dinge dramatischer darzustellen, als sie wirklich waren, und allen nach Möglichkeit eine Scheißangst einzujagen. Er genoss seinen Ruf als harter Bursche.
Einmal hatte Tim überlegt, ob er Ray bitten sollte, ihm die Narben zu zeigen, aber dann hätte er auch gleich zugeben können, dass er ihm nicht glaubte.
»Wartet ihr schon lange?« Ray lächelte.
»Erst ein paar Minuten.« Jennifer zuckte mit den Schultern.
»Lange genug, Ray.«
»Tut mir leid, Timmy.«
Er legte ihm
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