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The Lost

Titel: The Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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war nicht in Ordnung.
    Er war nicht derjenige gewesen, der geschossen hatte. Sondern Ray. Wie konnte es also sein, dass er sich schuldig fühlte, während Ray die Sache überhaupt nichts auszumachen schien und er sie höchstens erwähnte, wenn er etwas von ihm oder von Jennifer wollte? Wieso fühlte er sich durch dieses Scheißgeheimnis wie gelähmt, so sehr, dass er immer genau das tat, was Ray von ihm verlangte, so sehr, dass er, wann immer dieser es wollte, hinter ihm herdackelte?
    Er nahm an, die Sache mit dem Haschisch war seine persönliche Form der Rebellion.
    Zu mehr war er offenbar nicht fähig.
    Und eigentlich behandelte Ray ihn doch ziemlich gut, oder?
    Sicher tat er das.
    Scheiß drauf, dachte er. Du denkst zu viel nach. Mach das Dope klar.
    Er strich die Ränder der Haschplatte mit dem Daumen glatt, damit man die frischen Schnittstellen nicht sah. Dann packte er die abgeschälten Streifen in eine der Folien und wickelte mit der anderen die Platte ein. Beides legte er in die Kommode hinter seine Sweatshirts. Heute Abend würde er das Hasch abliefern. Danach wollten sie ins Kino.
    Er brachte die Klinge ins Bad zurück und säuberte sie, trocknete sie ab, steckte sie wieder in die Papierverpackung, legte sie zurück in die Schachtel und schloss das Arzneischränkchen. Es amüsierte ihn stets aufs Neue, wenn er daran dachte, dass sein Vater sich anschließend mit dieser Klinge rasierte und dass er ausrasten würde, wenn er wüsste, was sein Sohn vorher damit angestellt hatte.
    Er hatte also ein Geheimnis vor Ray und eines vor seinem Vater.
    Die Vorstellung gefiel ihm. Geheimnisse verliehen einem eine gewisse Macht.
    Ray behauptete das jedenfalls immer.
    Er ging nach unten, schloss die Haustür ab und fuhr zu Center Hardware. Laut Wanduhr kam er zehn Minuten zu spät aus der Mittagspause zurück.
    Doch weder seinem Vater noch Gene schien das etwas auszumachen.

8
Schilling
    Er hockte an seinem Schreibtisch und zerbrach sich wegen der Sache immer noch den Kopf, er konnte nicht davon ablassen, wie ein Hund, der sich in ein verknotetes Seil verbissen hat.
    Er konnte Barbara Hanlon einfach nicht vergessen.
    Als er letzte Nacht versucht hatte einzuschlafen, hatte er vor seinem geistigen Auge immer wieder ihr Bild gesehen, wie sie betrunken und halbnackt mit ihrem Saufkumpan Eddie in der Tür gestanden hatte. Dann hatte er sich vorgestellt, wie sie vier Jahre früher ausgesehen hatte. Wie zerbrechlich die Menschen doch sind, hatte er gedacht. Man konnte sie mit Waffen oder Autos, mit Whiskey oder mit purer Verzweiflung umbringen. Ein Leben konnte in einer einzigen Sekunde auf den Kopf gestellt oder über Jahre hinweg langsam und unmerklich zerrieben werden.
    Er fragte sich, wie es um sein eigenes Leben bestellt war.
    Der Fall, an dem er gerade arbeitete, war ihm dabei sicherlich keine Hilfe. Die Geschichte war einfach zu bescheuert.
    Ein fünfundsechzigjähriger Mann namens Cooley veranstaltet in seinem Garten einen privaten Flohmarkt. Über den Rasen sind alle möglichen Sachen verteilt. Sein Nachbar, ein gewisser Michael Allen Nicholas, fünfunddreißig, kommt herüber und beschuldigt Cooley, Gegenstände seines verstorbenen Vaters zu verkaufen. Dieser Hammer da, der Meißel und der Gartenstuhl. Das alles hätte seinem Vater gehört, und nun verhökert Cooley die Sachen vor seinem Haus. Der Mann bestreitet das. Da packt Nicholas ihn am Hals, wirft ihn zu Boden, nimmt ein Fleischerbeil von einem der aufklappbaren Tapeziertische und bedroht Cooley damit. Dann wird ihm offensichtlich klar, dass die Sache mit dem Beil wohl eine Spur zu heftig ist. Er wirft es weg und prügelt mit bloßen Händen auf den dreißig Jahre älteren Mann ein. Er beginnt, ihn zu würgen, bis ein anderer Nachbar, eine Frau in Nicholas’ Alter, die aber nur halb so viel wiegt wie er, ihn herunterzerrt und jemand die Polizei ruft.
    Schilling nannte ihn den Streit-auf-dem-Flohmarkt- Fall.
    Laut Nicholas’ Aussage hatte er Cooley nur herumgeschubst.
    Cooleys lädiertem Gesicht, der blutigen Lippe, dem geschwollenen blauen Auge und den Würgemalen am Hals nach zu urteilen hatte Nicholas doch ein wenig mehr getan.
    Komisch war, dass man das Fleischerbeil nirgendwo finden konnte. Das Letzte, woran die Zeugen sich erinnerten, war, wie Nicholas das Beil über die Schulter Richtung Haus geschleudert hatte. Hatte jemand das verdammte Ding gestohlen, während die beiden sich geprügelt hatten?
    Wo zum Teufel war das Fleischerbeil?
    Genau diese Sorte

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