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The Lost

Titel: The Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
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Dennoch gab es jede Menge Dinge, um die er sich jetzt dringender kümmern musste. Von Pye selbst hatte Jackowitz wohl kaum gehört. Damit hatte er wohl freie Hand, sich den Jungen nochmal vorzuknöpfen – und wenn auch nur um der guten alten Zeiten willen.
    Ja, das würde er tun.
    Im Geiste sah er immer wieder Elises betrunkene Mutter vor sich.
    Er fragte sich, ob Ray jetzt in seinem Apartment ein Gewehr mit .22er Kaliber herumliegen hatte. Vielleicht war der Junge unvorsichtig geworden.

    Um fünf legte Schilling die Streit-auf-dem-Flohmarkt-Akte in die Schublade, stieg ins Auto und fuhr die vier Blocks zum Panik’s.
    Als er auf den Parkplatz bog, stieg Lenny Bess gerade aus seinem Pick-up. Lenny war Tischler und Restaurator und hatte von Gene Huff die Werkstatt im hinteren Teil von Center Hardware gemietet. Lila hatte ihn einmal kommen lassen, um die Beine am Küchenschrank zu reparieren, den sie von ihrer Mutter geerbt hatten, und Lenny hatte gute Arbeit geleistet. Als er sah, wie Schillings Wagen auf den Parkplatz bog, wartete er am Eingang auf ihn.
    Schilling begrüßte ihn, sie gaben sich die Hand und betraten zusammen die Bar. Für einen Montagabend war es ziemlich voll. Er sah Ed auf seinem Lieblingsplatz am Tresenende sitzen. Er wusste, dass Lenny vorne bei seinen Freunden Walter Ursul und Fred Humbolt bleiben würde, also stellte er sich aus Höflichkeit für einen Moment dazu.
    »Woher kommt denn die Naht an deinem Kopf, Len?«
    Es schienen vier Stiche zu sein, die Naht verlief von der Geheimratsecke in sein schütteres graues Haar. Bess lächelte.
    »Mir ist in der Werkstatt ein verdammtes Holzbrett aus dem Regal gefallen. Eigentlich sollte ich mit den Dingern inzwischen besser jonglieren können, was? Und was macht der Küchenschrank?«
    »Dem geht’s prima.«
    Der Schrank war zusammen mit Lila und den Kindern nach Arizona verschwunden. Er hatte keine Ahnung, wie es um ihn stand.
    »Tu mir bitte einen Gefallen, ja? Wenn du was zu tun hast für mich oder von irgendeinem Auftrag hörst, dann sag mir Bescheid. Finanziell gesehen war der Winter ziemlich mau, und ich hab immer noch nicht alle Rechnungen bezahlt.«
    »Klar, gerne. Was macht Tim so?«
    Bess zuckte mit den Schultern.
    »Ich hab ihm eine Stelle bei uns im Laden besorgt. Mal arbeitet er ein paar Wochen, dann lässt er sich tagelang nicht blicken. Gene ist ein Schatz, dass er sich das bieten lässt. Die Jugendlichen. Was soll man machen?«
    »Ich weiß. Noch ’nen schönen Abend, Lenny.«
    »Dir auch, Charlie.«
    Man konnte nicht anders, als den armen Kerl zu bemitleiden. Lenny arbeitete sich den Rücken krumm, um halbwegs über die Runden zu kommen. Für die meisten Leute hier in der Gegend gab es keinen Grund, einen Restaurator zu engagieren. Diejenigen, die rund ums Jahr hier wohnten, erledigten kleinere Tischlerarbeiten größtenteils selbst. Deshalb waren Aufträge stets rar gesät, bis dann im Sommer die Ferienhausbesitzer eintrafen und diese oder jene Reparatur benötigten, doch dann hatte Lenny jede Menge Konkurrenz von jüngeren Männern. Seine Frau arbeitete als Kassiererin im Supermarkt. Sie brauchten das Geld. Und der Junge lag auf der faulen Haut.
    Hing mit Ray Pye herum.
    Schilling ging zum Tresenende und schüttelte Ed und Teddy hinter der Bar die Hand. Es gab keinen freien Hocker, also blieb er stehen und bestellte einen Dewar’s auf Eis; Teddy schenkte ihm den Drink ein. Ed sah nicht besonders glücklich aus. Er war nicht betrunken – das war Ed nie –, aber er wirkte deprimiert.
    »Was ist los, Kumpel?«
    »Ach, nichts. Bloß ein alter Ex-Cop, der sich Sorgen macht.«
    »Worüber?«
    »Sally hat im Starlight angefangen. Heute war ihr erster Tag.«
    Er nickte. »Mein Gott. Ray Pye.«
    »Genau, Ray Pye. Ich hab versucht es ihr auszureden, aber du kennst ja Sally.«
    Genau genommen kannte er sie gar nicht. Nur aus Eds Erzählungen. Aber er wusste, wie junge Leute tickten.
    »Die halten sich alle für unsterblich«, sagte er.
    »Und wir wissen, dass sie es nicht sind.«
    »Hast du ihr erzählt, dass Pye vielleicht ein Doppelmörder ist?«
    »Sicher. Ich glaube, ich habe ihr sogar ein bisschen Angst gemacht. Aber wohl nicht genug. Vielleicht hätte ich ihr ein paar hässliche Details schildern sollen.«
    »Vielleicht.«
    »Mensch, sie ist doch noch so jung, Charlie.«
    »Hey, du weißt doch, wie’s läuft. Wir jagen den Kindern doch ständig Angst ein. Damit sie einen klaren Kopf behalten. Allerdings möchtest du auch nicht,

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