Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

The Lost

Titel: The Lost Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Ketchum
Vom Netzwerk:
schüttelte den Kopf.
    »Sal, hör mal, du bist jung. Du …«
    Sie schlug mit den Handflächen auf die Tischplatte, stand auf und beugte sich zu ihm vor. Einen Moment lang glaubte er, sie würde ihm eine Ohrfeige verpassen.
    »Sag so was nicht zu mir! Verdammt nochmal! Jung? Das ist doch Blödsinn. Ich hätte nie gedacht, dass du so ein Feigling bist, Ed Anderson! Ich hätte mir nie träumen lassen, dass du mir so was antust! Dir geht’s doch gar nicht um meinen Ruf, sondern um deinen. Und das ist dir wichtiger als die Sache mit uns? Wichtiger als unsere Beziehung? Weißt du was? Ich scheiße auf diese Stadt und auf dein tolles Department, ich scheiße auf deine verdammte Bouillabaisse, und im Moment scheiße ich auch auf dich, Ed!«
    Nachdem sie aus der Tür gestürmt war und wieder Ruhe einkehrte, ging er zur Spüle, kippte den Martini aus und schaltete den Herd ab. Die Bouillabaisse war fertig, aber ihm war der Appetit vergangen. Die Katze kam mit verschlafenen Augen in die Küche getrottet, vielleicht hatte der Lärm ihre Neugier geweckt oder der Fischgeruch.
    Er brachte es nicht fertig, sich zu ihr hinunterzubeugen und sie zu streicheln.
    Er setzte sich wieder an den Tisch und starrte auf seine Hände; er merkte, dass er sich in diesem Moment tatsächlich alt fühlte. So alt und müde und leer wie er sich seit Evelyns Tod gefühlt hatte. Er sagte sich, dass es so wohl besser sei, früher oder später sowieso vorbei gewesen wäre. Schließlich ging Sally bald aufs College.
    Sie hatte ihn einen Feigling genannt, und wahrscheinlich hatte sie Recht.
    Und jetzt nannte ihre Stimme in seinem Kopf ihn auch noch einen Lügner.

    Zu Hause angekommen ging sie sofort auf ihr Zimmer, schloss die Tür und hockte sich aufs Bett. Auf der Fahrt hierher waren die Tränen allmählich versiegt, und ihre Wut war ebenfalls verraucht, so dass ihre Eltern nichts bemerkt hatten. Auch über ihre frühe Rückkehr hatten sie sich nicht gewundert. Ihre Mutter sah sich im Fernsehen Here’s Lucy an und döste vor sich hin, und ihr Vater war in irgendwelche Papiere vertieft. Was sie nun in sich spürte, war ein trauriger unvertrauter Schmerz. Sie rief Tonianne Primiano an, ihre beste Freundin seit der siebten Klasse, und erzählte ihr alles.
    »Er hat bloß Angst«, sagte Tonianne. »Das ist nachvollziehbar. Er kriegt sich schon wieder ein.«
    »Meinst du?«
    »Na klar.«
    »Irgendwie glaubt er, dass er eine Gefahr für mich darstellt, dass er nicht gut für mich ist oder so. Keine Ahnung. Er kapiert einfach nicht, dass in seiner Gegenwart genau das Gegenteil der Fall ist. Bei ihm fühle ich mich geborgen. Er wusste ganz genau, dass ich keine nette kleine Jungfrau mehr war, als wir uns kennengelernt haben. Also was soll das Ganze?«
    »Ich glaube, er hat Angst vor dem, was die Leute sagen werden. Oder was bereits geredet wird. Vor den gesellschaftlichen Erwartungen und so. Lass ihm ein, zwei Tage Zeit zum Nachdenken. Dann fährst du zu ihm und gibst ihm noch eine Chance. Ich wette, er springt darauf an. Hast du ihn wirklich einen Feigling genannt?«
    »Ja. Ich wünschte, ich hätte es nicht getan. Er glaubt wirklich, dass er das Richtige tut.«
    »Klar glaubt er das. Er gehört zu einer anderen Generation, Sally. Du meine Güte. Viele von denen haben mit Sex ein Problem. Außerdem ist er ein Mann. Bist du je einem Typen begegnet, der, was Sex betrifft, nicht ein bisschen verkorkst war? Wie gesagt, gib ihm ein paar Tage Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen, dass, erstens, die Leute von euch wissen und sich das nicht mehr ändern lässt, und zweitens, dass du nicht mehr bei ihm bist. Nach ein paar Tagen wird er dich wahnsinnig vermissen. Darauf kannst du Gift nehmen. So, und jetzt habe ich noch eine gute Nachricht für dich. Ich wollte dich sowieso anrufen. Heute wurde Liz Beach gefeuert. Das bedeutet, wir haben eine freie Stelle.«
    Tonianne arbeitete bei Sam’s Sporting Goods an der Route 15.
    »Meinst du, du kannst da was machen?«
    »Ich weiß, dass ich da was machen kann, wenn du es möchtest. Ich habe schon mit Sam gesprochen. Ist bloß ein kleiner Verkäuferjob, aber …«
    »Toni, ich könnte dich knutschen! Du hast meinen Tag gerettet.«
    »Na ja, das war unter diesen Umständen nicht besonders schwer. Komm um halb neun. Wir öffnen um neun. Was meinst du, was wird er jetzt mit der Bouillabaisse machen?«
    »Hä?«
    Und dann, oh Wunder, lachten sie herzhaft los.

    Am Mittwochabend brach Ray sein Versprechen, nicht mehr mit

Weitere Kostenlose Bücher