The Lost
Jennifer zu schlafen. Aus reinem Mitleid, wie er sich einredete. Es ließ sich einfach nicht vermeiden, denn sie scharwenzelte ständig um ihn herum und gab so ein jämmerliches, mitleiderregendes Bild ab. Dass er womöglich wegen seines Versagens neulich erneut mit ihr ins Bett gegangen war, darauf kam er erst später. Und selbst dann fiel ihm dazu nur ein, dass er, sexuell gesehen, wieder auf dem Damm war, und damit hatte es sich.
Diese Erkenntnis versetzte ihn in ein derartiges Hochgefühl, dass er ihr einen der Ringe schenkte, die er eigens zu diesem Zweck in einer Schublade aufbewahrte. Er erzählte ihr, er hätte ihn extra für sie gekauft, um ihr zu zeigen, wie sehr er sie liebe und dass sie immer noch seine Nummer eins sei.
Der Stein an dem Ring war ein österreichischer Bergkristall. Ihr erzählte er, es wäre ein Diamant.
Der Stein war hübsch und funkelte, und sie würde den Unterschied nie bemerken. Und wenn man ihren strahlenden Gesichtsausdruck sah, hätte man fast meinen können, es wäre tatsächlich ein Diamant, denn wie sollte ein Ring, den er für ein paar Dollar gekauft hatte, sonst ein solches Glücksgefühl auslösen?
Er nahm an, dass er Jennifer damit für eine Weile zufriedenstellte.
Am Vorabend hatte er mit Dee Dee geschlafen. Als er herausgefunden hatte, dass sie keine Jungfrau mehr war, war seine Enttäuschung groß gewesen. Er war davon ausgegangen, dass ein Mädchen mit so einem bekloppten Namen zwangsläufig noch Jungfrau sein musste. Noch größer war die Enttäuschung über ihre Leistung im Bett. Die Kleine war zwar voller Hingabe bei der Sache. Aber sie hatte keinen Schimmer von den schmutzigen kleinen Tricks. Sie küsste zu fest und zu feucht, packte ihn grob, anstatt die Hand sanft auf und ab zu bewegen, und lag stocksteif auf dem Rücken, statt rhythmisch das Becken zu bewegen. Einmal mit ihr war mehr als genug, darum hatte er sie anschließend möglichst schnell nach Hause geschickt und ihr versprochen – das Versprechen würde er natürlich nie im Leben halten –, sie am Wochenende anzurufen.
Darauf könnte sie lange warten.
Am Wochenende war Katherine wieder zurück.
Zumindest ging er davon aus.
Dann hätten sie ihre durchgeknallte Mutter beerdigt, und Katherine wäre wieder zu Hause in Sparta.
Der Umstand, dass er sie bis dahin nicht anrufen konnte, machte ihn wahnsinnig; sie hatte ihm keine Nummer gegeben, unter der er sie in San Francisco erreichen konnte. Sie hatte erklärt, sie und ihr Vater seien vollauf mit den Angehörigen und Freunden der Familie beschäftigt. Es sei einfach unangebracht, sie dort anzurufen. Genau dieses Wort hatte sie benutzt. Unangebracht.
Was für ein Schwachsinn.
Aber ihm war nichts anderes übriggeblieben, als es zu akzeptieren. Ihre Mutter war gestorben, verdammt nochmal. Da musste er wohl ein bisschen Respekt zeigen. Allerdings war er überrascht gewesen, wie traurig Katherine nach all den Schauergeschichten wirkte, die sie ihm über ihre Mutter erzählt hatte. Er hätte gedacht, sie wäre froh, die verrückte Hexe endlich los zu sein.
Als er neulich Abend das Haus verlassen hatte, war er hochgradig erregt und zutiefst verwirrt gewesen.
Verdammt, sie hatte seinen Schwanz in die Hand genommen!
Wahrscheinlich waren das genau die Gefühle, die Katherine in ihm hervorrief. Erregung und Verwirrtheit.
Aber diesmal war es schlimmer denn je.
Diese Warterei ging ihm total auf den Keks. Er war so dicht davor gewesen, sie ein zweites Mal zu vögeln, und diesmal richtig. Doch plötzlich klingelt das Telefon, und es heißt, gute Nacht, Ray, ich meld mich, wenn ich zurück bin, bestimmt, versprochen, und währenddessen trocknet sie sich die Augen und schnäuzt in ein Kleenex. Doch am schlimmsten war, dass er ihr nicht richtig glauben konnte.
Er war sich nicht sicher, ob sie sich wirklich bei ihm meldete.
Selbst nachdem er sie in sein Geheimnis eingeweiht hatte. Selbst nach dem, was sie anschließend beinahe getan hätten. Bei Katherine wusste man nie genau, woran man war. Falls sie ihn nicht anrief, wusste er nicht, was er tun sollte.
Sie waren jetzt doch praktisch ein Paar, oder?
Sie hätte ihn wenigstens einmal aus Kalifornien anrufen können.
Aber sie meldete sich nicht.
Er konnte kaum einschlafen. Damit hatte er bisher nie ein Problem gehabt. Normalerweise schlief er wie ein Toter.
Er aß zu viel Fastfood und trank zu viel Alkohol, und beides war seiner Linie abträglich. Außerdem kiffte er zu viel und rauchte zu viele Marlboros,
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