The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)
bestimmt.«
Thibault wollte etwas über den jungen Mann sagen, der das Bild verloren hatte und es sicher vermisste, doch er schwieg, legte sich auf seine Pritsche und verschränkte die Hände hinter dem Kopf.
Victor tat das Gleiche. »Ich freue mich für dich. Von jetzt an hast du Glück.«
»Hoffen wir’s.«
»Aber du darfst das Bild nicht verlieren.«
»Und warum nicht?«
»Sonst kehrt sich der Zauber um.«
»Was heißt das?«
»Dann hast du Pech. Und Pech will man im Krieg auf keinen Fall haben.«
Das Motel war von innen genauso hässlich wie von außen. Holztäfelung, die Lampen mit Ketten an der Decke befestigt, ein uralter, ausgefranster Teppich, der Fernseher am Tischchen festgeschraubt. Das Zimmer sah aus, als wäre es 1975 eingerichtet und nie renoviert worden. Insgesamt erinnerte es Thibault an die Unterkünfte, in denen er und seine Eltern früher geschlafen hatten, wenn sie im Südwesten der USA Familienurlaub machten. Das war der Stil seines Vaters. Sie übernachteten immer in Motels direkt am Highway, und solange diese einigermaßen sauber wirkten, befand Dad, dass sie den Ansprüchen genügten. Dass seine Mutter anderer Ansicht war, spielte keine Rolle. Was konnte sie tun? Es war ja nicht so, als gäbe es auf der anderen Straßenseite ein Luxushotel, und selbst wenn, hätten sie es sich niemals leisten können.
Thibault machte es genau wie sein Dad damals: Er zog die Tagesdecke weg, um zu überprüfen, ob das Bett frisch bezogen war. Er kontrollierte, ob sich am Duschvorhang Schimmel befand. Er schaute nach, ob im Waschbecken Haare lagen. Klar, überall gab es Rostflecken, der Wasserhahn tropfte, und im Teppich waren Brandlöcher von Zigaretten, aber insgesamt wirkte das Zimmer sauberer, als er erwartet hatte. Und es war sehr preiswert. Thibault hatte für eine ganze Woche bar bezahlt. Keine Fragen. Keine Zusatzgebühr für den Hund. Alles in allem ein Schnäppchen. Ausgezeichnet. Thibault besaß keine Kreditkarten, keine Scheckkarten, keine offizielle Postadresse, kein Handy. Er trug so gut wie alles, was er besaß, bei sich. Er hatte ein Konto, von dem er telegrafisch Geld abrufen konnte, wenn er welches brauchte. Als Kontoinhaber war eine Firma angegeben, nicht er selbst. Er war
nicht reich, er gehörte nicht einmal zur Mittelschicht. Die Firma, die dem Konto seinen Namen gab, machte keine Geschäfte. Er blieb gern anonym.
Energisch packte er Zeus in die Badewanne und wusch ihn mit dem Shampoo, das er in seinem Rucksack mitgebracht hatte. Danach duschte er und zog seine letzten sauberen Sachen an. Dann setzte er sich aufs Bett und blätterte das Telefonbuch durch auf der Suche nach etwas Bestimmtem, aber er hatte kein Glück. Er nahm sich vor, am nächsten Tag seine Wäsche zu waschen, wenn er Zeit dazu hatte. Dann beschloss er, in dem kleinen Restaurant, das er am Ende der Straße gesehen hatte, einen Happen zu essen.
Dort teilte man ihm mit, Hunde müssten draußen bleiben. Nicht weiter verwunderlich. Zeus legte sich neben die Eingangstür und döste. Thibault aß einen Cheeseburger mit Pommes, spülte alles mit einem Schoko-Milchshake hinunter und bestellte einen zweiten Cheeseburger, den er Zeus mitbrachte. Zeus verschlang den Burger in weniger als zwanzig Sekunden und schaute dann sein Herrchen erwartungsvoll an.
»Freut mich, dass es dir geschmeckt hat. Komm mit.«
In einem Tankstellen-Shop kaufte Thibault einen Stadtplan und setzte sich im Stadtzentrum auf eine Bank. Sie stand in einem dieser altmodischen kleinen Parks, die auf allen vier Seiten von Geschäftsstraßen umgeben sind. Große schattenspendende Bäume, ein Spielplatz für die Kleinen und wunderschöne Blumenrabatten. Sehr idyllisch und alles andere als überlaufen: Ein paar Mütter saßen beieinander und unterhielten sich, während die Kinder schaukelten oder die Rutsche hinuntersausten.
Thibault studierte die Gesichter der Frauen, um sich zu versichern, dass sie nicht dabei war, drehte sich dann aber rasch wieder weg und entfaltete seinen Stadtplan, ehe sie seinetwegen womöglich nervös wurden. Mütter mit kleinen Kindern reagierten immer misstrauisch, wenn sie auf dem Spielplatz alleinstehenden Männern begegneten. Das war nur allzu verständlich. Leider gab es genug Perverslinge auf der Welt.
Er versuchte, sich mit Hilfe des Stadtplans zu orientieren und seine nächsten Schritte zu planen. Die Suche würde nicht einfach sein, da machte er sich nichts vor. Er wusste ja so gut wie nichts über diese Frau. Er
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