The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)
Melody.
»Stimmt, er möchte etwas Neues ausprobieren.«
»Und das wäre?«
»Geige spielen. Er wird bei Mrs Hastings Unterricht nehmen.«
»Mrs Hastings gibt noch Geigenstunden? Sie muss doch mindestens neunzig sein.«
»Aber sie hat genau die Art von Geduld, die man bei Anfängern braucht, hat sie mir versichert. Und Ben mag sie sehr. Das ist das Wichtigste.«
»Freut mich für ihn«, sagte Melody. »Ich wette, er macht das gut. Aber Zach wird enttäuscht sein.«
»Sie wären doch sowieso nicht mehr in derselben Mannschaft. Zach spielt in der Auswahl, oder?«
»Wenn er reinkommt.«
»Er wird’s schon schaffen.«
Ganz bestimmt. Zach war eins dieser selbstbewussten, wettkampfstarken Kinder und auf dem Platz doppelt so schnell wie die weniger talentierten Spieler – zu denen Ben gehörte. Auch jetzt, während sie mit ihren Wasserpistolen im Garten herumrannten, konnte Ben nicht mithalten.
Ben war gutherzig und süß, aber ein Sportler war er beim besten Willen nicht. Ihrem Exmann passte das gar nicht. Letztes Jahr hatte er bei den Fußballspielen immer mit grimmiger Miene an der Seitenlinie gestanden – was übrigens einer der Gründe war, weshalb Ben nicht mehr spielen wollte.
»Hilft David wieder beim Training?«
David war Melodys Mann und einer der beiden Kinderärzte in der Stadt. »Er hat sich noch nicht entschieden. Seit Hoskins weg ist, wird er viel häufiger gerufen. Er mag das nicht, aber was soll er machen? Sie haben versucht, noch einen Arzt zu finden, aber das ist extrem schwierig. Nicht jeder will in einer Kleinstadt arbeiten, vor allem, wenn das nächste Krankenhaus eine Dreiviertelstunde entfernt ist wie bei uns das Hospital in Wilmington. Dadurch wird der Arbeitstag wesentlich länger. Die Hälfte der Zeit kommt er erst kurz vor acht nach Hause. Manchmal sogar noch später.«
Beth hörte die Besorgnis ins Melodys Stimme. Vermutlich dachte ihre Freundin an die Affäre, die David ihr letzten Winter gestanden hatte. Beth war klug genug gewesen, nichts dazu zu sagen. Als sie damals die ersten Gerüchte hörte, hatte sie sich vorgenommen, das Thema nur anzusprechen, wenn Melody es wollte. Und wenn sie nicht das Bedürfnis hatte? Dann war das auch in Ordnung. Die Affäre ging sie, Beth, nichts an.
»Und wie sieht dein Privatleben aus? Hast du einen neuen Freund oder so was?«
Beth verzog das Gesicht. »Nein. Seit Adam bin ich mit keinem Mann mehr ausgegangen.«
»Was ist eigentlich aus ihm geworden?«
»Keine Ahnung.«
Melody schüttelte den Kopf. »Ehrlich gesagt – ich beneide dich nicht. Diese Kennenlernphase fand ich immer schrecklich.«
»Aber du wusstest wenigstens, wie man das macht. Ich bin da eine absolute Niete.«
»Jetzt übertreibst du aber.«
»Nein, ich übertreibe gar nicht. Aber es ist sowieso egal. Ich weiß nicht, ob ich überhaupt noch genug Energie dafür hätte. Flipflops anziehen, die Beine rasieren, flirten, so tun, als fände man seine Freunde nett … Das ist doch alles wahnsinnig anstrengend.«
Melody kräuselte die Nase. »Heißt das etwa, du rasierst dir nicht die Beine?«
»Doch, doch«, beruhigte Beth sie. Und mit gesenkter Stimme fügte sie hinzu: »Meistens jedenfalls.« Sie richtete sich auf. »Aber du hast vollkommen Recht, diese Anfangsphase ist strapaziös. Zumal in meinem Alter.«
»Ich bitte dich! Du bist noch nicht mal dreißig, und du siehst toll aus.«
Seit sie denken konnte, hörte Beth dieses Kompliment, und sie war natürlich nicht immun dagegen, dass Männer – auch verheiratete Männer – sich umdrehten, wenn sie an ihr vorbeigingen. In ihren ersten drei Jahren als Lehrerin erschien beim Elternsprechtag nur ein einziger Vater allein. Sonst kamen immer die Mütter. Erst neulich hatte sie sich mit Nana darüber unterhalten, und Nana hatte gesagt: »Sie wollen dich nicht mit ihren Ehemännern allein lassen, weil du so hübsch bist wie ein feiner Kürbis.«
Nana hatte schon immer eine sehr eigenwillige Art, sich auszudrücken.
»Du vergisst, wo wir leben«, sagte Beth jetzt. »Hier in der Gegend gibt es nicht viele alleinstehende Männer in meinem Alter. Und wenn sie allein sind, hat das seine Gründe.«
»Stimmt doch gar nicht.«
»In der Großstadt ist es vielleicht anders. Aber in diesem Kaff? Glaub mir. Ich wohne schon mein ganzes Leben hier, sogar als ich auf dem College war, bin ich immer gependelt. Wenn sich mal ein junger Mann mit mir verabreden wollte, was selten genug vorkam, hat er spätestens nach dem dritten Mal
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