The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)
nicht mehr angerufen. Frag mich nicht, warum.« Sie machte eine resignierte Handbewegung. »Aber mir macht das nichts aus. Ich habe Ben und Nana. Es ist ja nicht so, dass ich allein lebe, nur mit zwei Dutzend Katzen.«
»Nein. Du hast Hunde.«
»Aber es sind nicht meine Hunde, sondern die Hunde anderer Leute. Das ist ein Unterschied.«
»Ja, klar.« Melody lachte belustigt auf. »Ein Riesenunterschied.«
Am anderen Ende des Gartens lief Ben mit seiner Wasserpistole hinter den anderen Kindern her. Er gab sich größte Mühe, mit ihnen Schritt zu halten, aber auf einmal rutschte er aus und fiel hin. Seine Brille landete im Gras. Beth wusste, es würde nichts bringen, wenn sie jetzt aufstand und zu ihm lief, um zu sehen, ob er sich auch nicht wehgetan hatte. Das letzte Mal, als sie sich so verhalten hatte, war es Ben spürbar peinlich gewesen. Er tastete nach seiner Brille, setzte sie auf und rannte weiter.
Melody unterbrach ihre Gedanken. »Die Kinder werden so schnell groß, nicht wahr?« Sie schüttelte den Kopf.
»Es ist ein Klischee, aber es stimmt einfach. Meine Mutter hat das am Anfang immer zu mir gesagt, und damals habe ich natürlich gedacht, was redet sie für einen Unsinn. Ich konnte es gar nicht erwarten, dass Zach endlich älter wird. Nach der Geburt hatte er doch so fürchterliche Koliken, und ich habe über einen Monat lang immer höchstens zwei, drei Stunden geschlafen. Aber schwupp – schon kommen die Zwerge auf die weiterführende Schule.«
»Noch nicht ganz. Erst in einem Jahr.«
»Richtig. Aber es beschäftigt mich trotzdem schon sehr stark.«
»Warum?«
»Ach, du weißt doch … das wird ein schwieriges Alter. In dem Stadium lernen die Kinder allmählich die Welt der Erwachsenen kennen, aber sie haben noch nicht die notwendige Reife, um mit dem, was um sie herum passiert, entsprechend umgehen zu können. Mit den ganzen Versuchungen. Und gleichzeitig wollen sie nicht mehr auf uns hören, sie werden in der Pubertät launisch und gereizt – also, ich freue mich auf diese Phase überhaupt nicht, das gebe ich zu. Du bist Lehrerin. Du kennst das doch.«
»Deshalb unterrichte ich vor allem die zweite Klasse.«
»Gute Entscheidung.« Melody schwieg für eine Weile. »Hast du von Elliot Spencer gehört?«
»Ich habe wirklich so gut wie nichts mitbekommen diesen Sommer. Wie gesagt – ich war in Klausur.«
»Er ist beim Dealen erwischt worden.«
»Aber er ist doch höchstens zwei Jahre älter als Ben!«
»Genau.«
»Jetzt machst du mir Angst!«
Melody verdrehte die Augen. »Du hast doch keinen Grund, Angst zu haben. Wenn mein Sohn so wäre wie Ben, würde ich mir keine Sorgen machen. Er ist immer höflich, immer nett, immer der Erste, der jüngeren Kindern hilft. Er ist einfühlsam. Aber ich habe Zach.«
»Zach ist auch ein ganz toller Junge.«
»Ich weiß. Aber er war vom ersten Tag an schwieriger als Ben. Er gehört zu den Kindern, die alles mitmachen wollen und hinter den anderen herlaufen.«
»Hast du sie gerade beim Spielen beobachtet? Wenn hier einer hinterherläuft, ist das Ben!«
»Du weißt genau, was ich meine.«
Das stimmte. Tatsächlich hatte Ben von klein auf am liebsten sein eigenes Ding gemacht. Das war angenehm, zugegeben, denn er suchte sich eigentlich immer gute Sachen aus. Zwar hatte er nicht viele Freunde, aber er interessierte sich für alles Mögliche und hatte diverse Hobbys. Richtig spannende Hobbys. Videospiele und das Internet interessierten ihn kaum, und wenn er vor dem Fernseher saß, stellte er ihn meistens nach einer halben Stunde wieder aus. Er las viel und spielte Schach – ein Spiel, das er ganz intuitiv zu erfassen schien. Zu Weihnachten hatte er ein elektronisches Spielbrett bekommen. Schreiben machte ihm auch großen Spaß. Sogar mit den Hunden im Zwinger gab er sich gern ab, doch die ignorierten ihn meistens. Wenn er nachmittags Tennisbälle für sie warf, raffte sich nur selten einer von ihnen dazu auf, mitzuspielen.
»Es wird schon werden.«
»Hoffentlich.« Melody stellte ihr Glas weg. »Ich glaube,
ich gehe jetzt mal rein und hole den Kuchen, was meinst du? Zach hat nämlich um fünf schon Training.«
»Bei der Hitze!«
Melody stand auf. »Bestimmt würde er am liebsten seine Wasserpistole mitnehmen und den Trainer nassspritzen.«
»Brauchst du Hilfe?«
»Nein, danke. Bleib ruhig sitzen. Ich bin gleich wieder da.«
Beth schaute Melody nach. Wie dünn sie war! Bis jetzt war ihr das gar nicht so aufgefallen. Sie hatte sicher etliche
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