The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)
dazugeben, vermischen und umrühren« hatte das gute Mädchen offensichtlich überfordert.
Aber das war es nicht, was Ben belastete. Die Freundinnen fand er ganz in Ordnung – sie behandelten ihn eher wie ihren kleinen Bruder als wie einen Sohn. Dass er so viel arbeiten musste, machte ihm eigentlich auch nichts aus. An manchen Wochenenden sollte er im Garten Laub rechen, die Küche putzen oder den Müll hinaustragen, aber Keith ging dabei nett mit ihm um. Und im Grund taten ihm solche Aufgaben gut. Wenn Ben das Wochenende bei ihr verbrachte, spannte sie ihn auch ein. Nein, das Problem lag darin, dass Keith von Ben enttäuscht war, auf eine dumme, kindische Art. Er wünschte sich einen Sportler als Sohn, aber stattdessen hatte er einen Jungen, der Geige spielte. Er wollte jemanden, mit dem er auf die Jagd gehen konnte, und er hatte ein Kind, das sich lieber mit einem Buch in die Ecke verkroch und las. Er wollte einen Sohn, der Baseball spielte und Körbe warf, doch Ben war ungeschickt und hatte schlechte Augen.
Keith sagte das nie ausdrücklich zu Ben oder zu ihr, aber das war auch nicht nötig. Man sah es an seiner verächtlichen Miene, wenn er Ben beim Fußballspielen zuschaute. Und er konnte sich beispielsweise nicht überwinden, ihn dafür zu loben, dass er das letzte Schachturnier gewonnen hatte. Ständig drängte er seinen Sohn dazu, ein anderer zu sein, als er war. Das machte Ben ganz verrückt, und Beth brach es das Herz. Seit Jahren versuchte der arme Junge, es seinem Vater irgendwie recht zu machen, aber allmählich entmutigten ihn diese vergeblichen Anstrengungen. Zum Beispiel beim Baseball. Da musste man bestimmte Wurf- und Fangtechniken lernen. Beth hatte nichts dagegen, vielleicht würde es ihm
sogar Freude machen, in der Little League zu spielen. Es klang sehr vernünftig, als ihr Ex das vorschlug, und am Anfang war Ben auch Feuer und Flamme. Aber nach einer Weile fing er an, Baseball zu hassen. Er wollte nicht einmal mehr daran denken. Wenn er drei Bälle nacheinander fing, verlangte sein Vater, dass er sich steigerte und vier Bälle schaffte. Und danach mussten es fünf sein. Als er noch besser wurde, erwartete Keith von ihm, dass er alle Bälle fing. Und dann sollte er lernen, im Laufen zu fangen. Danach im Rückwärtslaufen, im Rutschen, im Fallen. Er sollte die Bälle erwischen, die sein Vater mit aller Kraft warf. Und wenn ihm einer aus der Hand rutschte? Dann hätte man denken können, die Welt geht unter. Sein Dad gehörte nicht zu den Leuten, die sagten: Trotzdem – gut gemacht, Junge oder Es klappt bestimmt beim nächsten Mal! Nein, er schrie sofort los: Mensch, mach schon, stell dich nicht so blöd an!
Beth hatte schon oft mit Keith darüber geredet. Immer und immer wieder. Aber bei ihm ging es zum einen Ohr rein und zum anderen wieder raus. Stets die gleiche Leier. Trotz seiner Unreife – oder vielleicht gerade deswegen – war ihr Ex stur und hatte in vielen Dingen eine ganz feste Meinung. Dazu gehörte die Erziehung seines Kindes. Er wollte eine bestimmte Art von Sohn, und diesen Sohn würde er auch bekommen, koste es, was es wolle. Ben begann, auf seine eigene passiv-aggressive Art Widerstand zu leisten. Er ließ alle Bälle fallen, die Keith warf, auch die leichten, und ignorierte die wachsende Frustration seines Vaters, bis dieser schließlich wütend seinen Baseballhandschuh auf den Boden schleuderte und ins Haus stürmte, um den Rest des Nachmittags zu schmollen. Ben
tat dann so, als würde er es gar nicht merken, setzte sich unter eine Weihrauchkiefer und las, bis Beth ihn ein paar Stunden später abholte.
Sie stritt sich mit ihrem Ex nicht nur wegen Ben. Auch sonst waren sie Feuer und Eis. Das heißt, er war Feuer, und sie war Eis. Keith fand, dass zwischen ihnen immer noch was laufen könnte – was sie unglaublich ärgerte. Wieso wollte er nicht kapieren, dass sie nichts mehr für ihn empfand? Das begriff sie beim besten Willen nicht, aber sie konnte sich den Mund fusselig reden – er fing trotzdem immer wieder davon an. Dabei konnte sie sich nicht einmal mehr genau daran erinnern, was ihr damals, vor vielen Jahren, eigentlich an ihm gefallen hatte. Warum sie ihn geheiratet hatte, wusste sie sehr wohl – sie war jung und dumm gewesen und außerdem schwanger –, aber heute spürte sie nur Abwehr, wenn sie merkte, dass er sie von oben bis unten musterte. Er war nicht ihr Typ. Und wenn sie ehrlich war, musste sie zugeben, dass er nie ihr Typ gewesen war. Hätte man
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