The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)
ihr bisheriges Leben auf Video festgehalten, dann wäre ihre Ehe eine der Passagen, die sie gern überspielen würde. Bis auf Ben natürlich.
Wenn doch Drake hier wäre! Drake war ihr jüngerer Bruder, und wie immer, wenn sie an ihn dachte, durchzuckte sie ein tiefer Schmerz. Wenn Drake vorbeikam, ließ Ben alles stehen und liegen und folgte ihm. So wie die Hunde Nana folgten. Gemeinsam zogen die beiden los, um Schmetterlinge zu fangen, oder sie kletterten in das Baumhaus, das Grandpa gebaut hatte und das man nur erreichte, wenn man eine wackelige Hängebrücke überquerte, die einen der beiden Bäche auf dem Grundstück
überspannte. Im Gegensatz zu Keith akzeptierte Drake ihren Sohn so, wie er war. In vieler Hinsicht erfüllte er für Ben viel eher die Vaterrolle als ihr Ex. Ben liebte ihn heiß und innig, und Beth war Drake unendlich dankbar dafür, dass er ihrem Sohn auf seine ruhige, gelassene Art sehr viel Selbstbewusstsein vermittelte. Als sie sich einmal bei ihm bedanken wollte, hatte er nur die Achseln gezuckt. »Ich bin einfach gern mit ihm zusammen«, war seine ganze Erklärung.
Aber jetzt musste sie nach Nana schauen. Beth erhob sich von ihrem gemütlichen Sitzplatz. Im Büro brannte Licht. Erledigte Nana etwa den Verwaltungskram? Nein, das konnte sie sich nicht vorstellen. Bestimmt war sie irgendwo im Zwinger. Hoffentlich hatte sie sich nicht in den Kopf gesetzt, mit einer Gruppe von Hunden rauszugehen. Sie konnte doch das Gleichgewicht nicht mehr halten, wenn die Tiere an den Leinen zerrten! Aber Nana hatte diese Ausflüge immer sehr geliebt. Ihrer Überzeugung nach bekamen die meisten Hunde nicht genug Auslauf, und das Grundstück bot viele Möglichkeiten, diesen Mangel auszugleichen. Es hatte fast dreißig Hektar und viele offene Wiesen, die an unberührte Laubwälder grenzten. Ein halbes Dutzend Wege und kleine Rinnsale durchzogen das Gelände, außerdem zwei etwas größere Bäche, die in den South River mündeten. Das Grundstück, das ihre Großeltern vor fünfzig Jahren für fast nichts gekauft hatten, war inzwischen sehr wertvoll. Das behauptete jedenfalls der Anwalt, der vorbeigekommen war, um zu erfahren, ob Nana eventuell zu einem Verkauf bereit wäre.
Beth wusste genau, wer dahintersteckte. Und Nana wusste es auch. Sie stellte sich dumm, als der Anwalt mit
ihr sprach, schaute ihn nur mit großen Augen an, ließ Trauben auf den Boden fallen, eine nach der anderen, und brummelte unverständliches Zeug. Kaum war er weg, konnten sie und Beth sich nicht mehr halten vor Lachen.
Als sie jetzt durch das Fenster des Büros spähte, sah sie keine Spur von Nana, aber sie hörte ihre Stimme aus dem Zwinger.
»Bleib … Komm. Braver Hund. Gut gemacht.«
Beim Näherkommen sah Beth, dass Nana einen tibetischen Shih-Tzu lobte, der auf sie zutrottete. Diese Hunderasse erinnerte sie an die Aufziehspielzeuge, die man bei Wal-Mart kaufen konnte.
»Was machst du da, Nana? Du weißt doch, dass du nicht hier hinten sein sollst!«
»Oh – hallo, Beth.« Sie redete nicht mehr so schleppend wie noch vor zwei Monaten.
Beth stemmte die Hände in die Hüften. »Du sollst nicht allein in den Zwinger gehen.«
»Ich hab das Handy dabei. Wenn was ist, kann ich jederzeit telefonieren.«
»Du hast doch gar kein Handy.«
»Doch – deines. Heute Morgen habe ich es aus deiner Handtasche stibitzt.«
»Und wen hättest du dann angerufen?«
Darüber hatte sich Nana offensichtlich keine Gedanken gemacht. Mit gerunzelter Stirn musterte sie den Shih-Tzu. »Da siehst du, wie ich leide, Precious. Ich habe dir doch gesagt, dieses Mädel ist schlauer als eine Seidenraupe.« Sie stöhnte laut.
Beth ahnte, dass sie gleich das Thema wechseln würde.
»Wo ist Ben?«, fragte Nana prompt.
»Im Haus. Er packt seine Sachen, weil er gleich zu seinem Vater muss.«
»Ich wette, er freut sich wie ein Schneekönig. Bist du dir sicher, dass er sich nicht im Baumhaus verkrochen hat?«
»Lass gut sein, Nana«, sagte Beth. »Keith ist immer noch sein Dad.«
»Denkst du.«
»Nein, das weiß ich.«
»Könnte es nicht sein, dass du dich damals noch mit einem anderen amüsiert hast? Gab’s vielleicht einen kurzen Flirt mit einem Kellner oder einem Lastwagenfahrer oder mit einem Kommilitonen vom College?«
»Ich weiß mit hundertprozentiger Sicherheit, dass kein anderer Mann infrage kommt. Aber das habe ich dir schon tausendmal gesagt.«
Nana zwinkerte ihrer Enkelin zu. »Ja, aber ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass dein
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