The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)
trainiert. Seit dem Tod ihres Mannes machte sie so etwas nur noch gelegentlich. Nicht, weil sie es nicht konnte – sie hatte sowieso zum großen Teil das Training geleitet. Aber es dauerte vierzehn Monate, um beispielsweise einen Wachhund zu erziehen, und da Nana keine drei Sekunden brauchte, um sich in ein Eichhörnchen zu verlieben, brach es ihr immer das Herz, wenn sie einen Hund, nachdem das Training abgeschlossen war, wieder abgeben musste. Und jetzt war Grandpa nicht mehr da, um ihr zu sagen: »Wir haben ihn schon verkauft, also bleibt uns keine andere Wahl.« Da fiel es Nana leichter, diesen Teil des Geschäfts vollständig einzustellen.
Stattdessen leitete sie jetzt nur noch eine ganz normale Hundeschule, in der die Tiere Gehorsam lernten und die sehr gut lief. Die Besitzer überließen ihr die Hunde zwei Wochen lang – Bootcamp für Hunde , sagte Nana gern –, und in der Zeit lernten sie das Wesentliche, nämlich die Grundkommandos, die eigentlich jedes Tier schnell begriff. Meistens hatte sie fünfzehn bis fünfundzwanzig Hunde da, die alle zwei Wochen wechselten, und jeder einzelne brauchte etwa zwanzig Minuten Training
pro Tag. Viel länger konnte man nicht üben, weil der Hund sonst das Interesse verlor. Bei fünfzehn Hunden war das nicht übel, aber wenn man fünfundzwanzig versorgen musste, wurde der Arbeitstag sehr lang, vor allem, weil man ja auch mit jedem Tier rausmusste. Und dazu kamen noch die ganzen anderen Verpflichtungen: das Füttern, die Pflege des Zwingers, die Telefonanrufe, der Kontakt mit den Kunden und natürlich die Bürokratie. Natürlich erledigte Nana das längst nicht mehr allein. Während des Sommers hatte Beth meistens zwölf, dreizehn Stunden am Tag geschuftet.
Sie hatten immer viel zu tun. Eigentlich war es gar nicht so schwer, einen Hund zu erziehen – Beth half Nana, seit sie zwölf war –, und es gab Dutzende von Büchern zu diesem Thema. Außerdem bot auch die Tierarztpraxis jeden Samstagvormittag Unterricht für Hunde und ihre Besitzer an – zu einem Bruchteil des Preises. Beth fand sowieso, dass die meisten Leute sich ruhig zwei Wochen lang täglich zwanzig Minuten Zeit für ihr Haustier nehmen konnten. Aber das taten sie nicht. Stattdessen kamen sie von weit her, sogar aus Florida und Tennessee, um ihre Hunde hier abzuliefern, damit jemand anderes diese Aufgabe für sie übernahm. Klar, ihre Großmutter hatte einen erstklassigen Ruf, aber sie brachte den Tieren auch nur das Grundlegende bei: Sitz, Platz, Komm, Bleib und Bei Fuß. Wahrhaftig keine Zauberei. Trotzdem waren die Leute extrem dankbar. Und immer, immer verblüfft angesichts des Erfolgs.
Beth schaute wieder auf die Uhr. Keith, ihr Ex, würde gleich hier sein. Obwohl sie Probleme mit diesem Mann hatte – und zwar ziemlich große, wahrhaftig –, teilten sie
das Sorgerecht. So war es eben, und sie versuchte, das Beste daraus zu machen. Sie sagte sich immer, dass es für Ben wichtig war, mit seinem Vater zusammen zu sein. Vor allem jetzt, vor der Pubertät. Und sie musste zugeben, dass Keith meistens gar nicht so übel war. Unreif, ja, aber nicht böse. Ab und zu trank er ein paar Bier, aber er war kein Alkoholiker. Er nahm keine Drogen, er hatte weder sie noch Ben je geschlagen. Jeden Sonntag ging er brav in die Kirche. Er hatte einen festen Job und zahlte pünktlich den Unterhalt. Vielmehr, seine Familie zahlte. Das Geld kam aus einem der zahlreichen Fonds, die seine Familie im Lauf der Jahre angelegt hatte. Und meistens schaffte er es sogar, an den Wochenenden, die er mit seinem Sohn verbrachte, seine endlose Reihe von Freundinnen fernzuhalten. Entscheidend war hier allerdings das Wörtchen »meistens«. In letzter Zeit hatte er sich mehr Mühe gegeben, aber Beth war sich ziemlich sicher, dass diese Zurückhaltung nichts damit zu tun hatte, dass er seine Aufgabe als Vater ernster nahm – nein, bestimmt hatte er gerade eine Freundin in die Wüste geschickt, und die nächste ließ noch auf sich warten. Grundsätzlich hätte die Anwesenheit einer anderen Frau Beth nicht weiter gestört, aber diese Freundinnen waren altersmäßig oft näher bei Ben als bei Keith, und im Allgemeinen hatten sie den Intelligenzquotienten einer Salatschüssel. Das klang zwar gehässig, entsprach aber der Wahrheit. Selbst Ben merkte das schon. Vor zwei Monaten musste er einer von ihnen helfen, Makkaroni mit Käse zu kochen. Ein Fertiggericht! Beim ersten Versuch war alles angebrannt. Die Anweisung »Milch und Butter
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