The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)
Logan Thai-bolt zu fahnden. Niemand, aber wirklich niemand durfte es wagen, sich mit Keith Clayton anzulegen! Und erst recht nicht so ein blöder Hippie. Wenn sich dieser Kerl tatsächlich einbildete, er könnte ihm eins auswischen, hatte er sich gewaltig geschnitten.
Der Deputy verbrachte den Rest des Nachmittags damit, in Arden durch die Straßen zu fahren und die Leute zu fragen, ob ihnen dieser Mann aufgefallen war. Man
konnte ihn unmöglich übersehen, schon allein deswegen, weil er einen Schäferhund dabei hatte. Die Suche brachte nichts. Das machte Clayton noch wütender, weil er daraus schließen musste, dass Thai-bolt ihm ins Gesicht gelogen hatte, ohne dass er, Clayton, hellhörig geworden war.
Aber er würde diesen Mistkäfer schon finden. Er musste ihn finden. Schon wegen der Kamera. Oder, genauer gesagt, wegen der Aufnahmen. Vor allem wegen der anderen Bilder. Es galt, mit allen Mitteln zu verhindern, dass dieser Mann ins Sheriff’s Department wanderte und dort das kleine Ding abgab – oder dass er, was noch viel schlimmer wäre, sich direkt an die Zeitung wandte. Da wäre das Department noch das vergleichsweise kleinere Übel, weil sein Vater eingreifen konnte, um die Angelegenheit zu vertuschen. Dad würde zwar durchdrehen und ihm für die nächsten Wochen lauter widerliche Arbeiten aufbrummen, aber an die große Glocke hängen würde er es nicht. Der alte Herr war zwar nicht besonders hilfsbereit, aber bei solchen Dingen konnte man sich auf ihn verlassen. Schon wegen der Familienehre.
Aber die Zeitung … Das wäre schon verflucht unangenehm. Klar, sein Großvater, den alle nur Gramps nannten, würde seine Beziehungen spielen lassen und alles tun, um die Sache zu kaschieren, aber ab einem bestimmten Punkt war es schlicht nicht mehr möglich, solche Informationen zu unterdrücken. Sie waren zu brisant, und alle möglichen Gerüchte würden sich wie ein Lauffeuer verbreiten, mit oder ohne Zeitungsartikel. Clayton galt sowieso schon als das schwarze Schaf in der Familie, und auf keinen Fall wollte er Gramps wieder mal einen Anlass
liefern, ihn kleinzumachen. Sein Großvater neigte ohnehin dazu, immer nur das Negative zu sehen. Selbst jetzt noch, nach so vielen Jahren, ärgerte er sich darüber, dass Keith und Beth geschieden waren, obwohl ihn das doch wahrlich nichts anging. Und bei sämtlichen Familienfeiern erwähnte er garantiert irgendwann, Keith sei ja nicht mal aufs College gegangen. Von den Noten her wäre das kein Problem für ihn gewesen, aber die Vorstellung, noch einmal vier Jahre die Schulbank zu drücken, hatte er unerträglich gefunden, also war er lieber zu seinem Vater ins Sheriff’s Department gegangen. Das hatte Gramps einigermaßen beschwichtigt. Aber bis heute verbrachte Clayton mindestens die Hälfte seiner Zeit damit, Gramps bei Laune zu halten.
Ihm blieb keine andere Wahl. Eigentlich mochte er seinen Großvater gar nicht besonders – er war ein frommer Südstaaten-Baptist, der jeden Sonntag in die Kirche ging und nicht nur Alkohol, sondern auch Tanzveranstaltungen für Sünde hielt, was Clayton schon immer total lächerlich fand –, aber er wusste genau, was Gramps von ihm erwartete, und Schnappschüsse von nackten Studentinnen standen definitiv nicht auf der Checkliste. Genauso wenig wie einige andere Fotos auf der Speicherkarte, besonders die Bilder von ihm in kompromittierenden Positionen mit verschiedenen Damen. So etwas würde nur wieder dazu führen, dass Gramps tief enttäuscht war, und mit Leuten, von denen er enttäuscht war, hatte er wenig Geduld, selbst wenn sie zur Familie gehörten. Vor allem , wenn sie zur Familie gehörten! Die Claytons waren seit 1753 in Hampton Court ansässig; in vieler Hinsicht waren sie identisch mit dem Ort. In der Familie gab es
Richter, Anwälte, Ärzte und Großgrundbesitzer, und selbst der Bürgermeister hatte in die Familie eingeheiratet, aber jeder wusste, dass Gramps derjenige war, der oben am Tisch saß. Gramps herrschte wie ein Mafiapate, fand Keith. Die meisten Leute in der Stadt sangen sein Loblied und betonten immer wieder, was für ein wunderbarer Mann er doch sei. Gramps glaubte, das liege daran, dass er sehr viele Projekte großzügig unterstützte, von der Bibliothek bis zum Theater und zur Grundschule, aber Clayton wusste, der eigentliche Grund war, dass so ziemlich jedes Geschäftshaus in der Innenstadt Gramps gehörte, ebenso das Sägewerk, beide Jachthäfen, drei Autohändler, drei Lagerhäuser, der einzige
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