The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)
Mörsergranate mit einer geringen Menge Sprengstoff per Handy zur Detonation gebracht. Als Thibault das erste Mal in einem Humvee über so eine Falle fuhr, entging er nur mit knapper Not dem Schlimmsten.
»Wie gut, dass ich die Bombe gehört habe«, sagte Victor später. Er und Thibault gingen inzwischen meistens gemeinsam auf Patrouille. »Daran habe ich nämlich gemerkt, dass ich noch lebe.«
»Ich auch«, entgegnete Thibault.
»Aber es wäre mir lieber, wenn es nicht noch mal passieren würde.«
»Mir auch.«
Doch man konnte diesen Sprengfallen nicht so leicht
ausweichen. Als sie am nächsten Tag patrouillierten, erwischte sie gleich wieder eine. Eine Woche später wurde ihr Humvee von einer Autobombe getroffen. Aber solche Erfahrungen waren nichts Ungewöhnliches. Alle Soldaten waren betroffen, nicht nur Thibault und Victor. Im Grund wurden die Humvees bei fast jedem Einsatz attackiert. Und jeder kannte die Geschichte von Tony Stevens, einem Mitglied der Bodenkampftruppen, der neun Bomben unversehrt überstanden hatte. Eine große Tageszeitung brachte einen Artikel über ihn mit der Überschrift: »Der größte Glückspilz unter den Marines«. Niemand hatte den Ehrgeiz, seinen Rekord zu brechen.
Thibault brach ihn. Als er aus Ramadi wegging, konnte er insgesamt elf solcher Zwischenfälle zusammenrechnen. Sie waren im Rückblick kaum noch zu unterscheiden. Allerdings gab es eine Explosion, die er nie vergessen sollte.
Es war Explosion Nummer acht. Wie immer befand er sich in Victors Begleitung. Eigentlich verlief alles nach dem üblichen Schema – nur mit einem schrecklicheren Ende. Sie fuhren in einem Konvoi von vier Humvees eine der großen Durchgangsstraßen von Ramadi entlang. Ein RPG, also eine raketenbetriebene Granate, traf den ersten Humvee vorn, zum Glück ohne größeren Schaden anzurichten. Trotzdem mussten alle anhalten. Auf beiden Straßenseiten standen verrostete Autowracks. Plötzlich kamen sie unter Beschuss. Thibault sprang aus dem zweiten Humvee, um sich einen besseren Überblick zu verschaffen. Victor folgte ihm. Sie suchten Deckung und machten sich schussbereit. Zwanzig Sekunden später ging eine Autobombe hoch und zerstörte das Fahrzeug, in dem
sie gerade noch gesessen hatten. Drei Marines wurden getötet, Victor war bewusstlos. Thibault schleppte ihn zurück zum Konvoi, und nachdem sie die Toten geborgen hatten, zogen sie sich in die Sicherheitszone zurück.
Wenig später merkte Thibault, dass die Soldaten in seinem Platoon sich ihm gegenüber irgendwie anders verhielten als sonst. Sie schienen zu denken, dass er immun war gegen die Gesetze des Krieges. Dass andere starben, während er verschont blieb. Oder noch schlimmer: Seine Kameraden glaubten offenbar, dass er besonders viel Glück hatte, wohingegen die Männer, die mit ihm Patrouille fuhren, vom Pech verfolgt wurden. Niemand sprach das offen aus, aber er spürte trotzdem ganz deutlich, dass sich die allgemeine Haltung ihm gegenüber verändert hatte. Er blieb noch zwei Monate in Ramadi, nachdem diese drei Marines gestorben waren. Die letzten Bomben, die er überlebte, verstärkten die seltsamen Gerüchte nur noch. Die anderen Marines gingen ihm jetzt regelrecht aus dem Weg. Nur Victor benahm sich wie immer.
Gegen Ende ihres Aufenthalts in Ramadi mussten sie in einer Nacht gemeinsam eine Tankstelle bewachen. Thibault sah, wie Victors Hand zitterte, als er sich eine Zigarette anzündete. Am dunklen Himmel über ihnen funkelten die Sterne.
»Alles okay?«, fragte er seinen Freund.
»Allmählich möchte ich nach Hause«, antwortete Victor. »Ich finde, ich habe meine Pflicht getan.«
»Du meldest dich nächstes Jahr nicht wieder?«
Er rauchte einen tiefen Zug. »Meine Mutter will, dass ich daheimbleibe, und mein Bruder hat mir einen Job angeboten.
Als Dachdecker. Meinst du, ich kann Dächer decken?«
»Klar kannst du das. Du bist bestimmt ein erstklassiger Dachdecker.«
»Maria, meine Freundin, wartet auch auf mich. Ich war vierzehn, als ich mich in sie verliebt habe.«
»Ich weiß. Du hast mir schon öfter von ihr erzählt.«
»Ich will sie heiraten.«
»Auch das hast du bereits erwähnt.«
»Und ich möchte, dass du zur Hochzeit kommst.«
Im Widerschein der Zigarette sah Thibault, wie ein gespenstisches Lächeln über Victors Gesicht huschte. »Da komme ich ganz bestimmt. Deine Hochzeit möchte ich auf keinen Fall verpassen«, versicherte er ihm.
Victor inhalierte abermals tief. Schweigend standen die beiden
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