The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)
Herz brach. Sie brauchte ihn, Clayton – er musste auf sie aufpassen.
Aber neulich abends …
Hatte sie sich so provozierend angezogen, weil sie wusste, dass er kam? War das möglich? Vor zwei Monaten hatte sie ihn sogar hereingebeten, während Ben seine Sachen zusammensuchte. Es goss an dem Abend wie aus Kübeln, das stimmte, und Nana musterte ihn die ganze Zeit mit grimmiger Miene, aber Beth war richtig nett zu ihm. Konnte es sein, dass er die Lage falsch einschätzte? Sie hatte Bedürfnisse wie jeder Mensch. Und was würde es schaden, wenn er ihr ab und zu half, diese Bedürfnisse zu befriedigen? Es war ja nicht so, dass er sie noch nie nackt gesehen hatte, und sie hatten immerhin ein Kind miteinander. Wie nannte man das heutzutage? Eine Freundschaft mit Extrabonus? Ihm würde es jedenfalls gefallen. Solange sie nicht zu viel redete oder ihn mit ihren Erwartungen überforderte. Er drückte seine Zigarette aus. Ob er ihr das mal vorschlagen sollte?
Im Gegensatz zu ihm war sie schon lange allein, schon sehr lange sogar, das wusste er. Gelegentlich tauchte ein Verehrer auf, aber Keith wusste genau, was dann zu tun war. Er dachte an das kleine Gespräch, das er vor einigen Monaten mit Adam geführt hatte. Mit diesem Kerl, der ein Jackett über dem T-Shirt trug, wie diese Schnösel in Hollywood. Wie auch immer – Adam wurde kreidebleich, als Clayton ihn nach seiner dritten Verabredung mit Beth auf dem Heimweg anhielt und ans Autofenster klopfte. Die beiden hatten zum Abendessen gemeinsam eine Flasche Wein getrunken – das hatte Clayton von der anderen
Straßenseite aus beobachtet –, und als er ihn in das Röhrchen pusten ließ, das er speziell für diesen Zweck präpariert hatte, wurde der Typ noch blasser.
»Na, einen über den Durst getrunken?«, fragte Clayton von oben herab. Adam beteuerte immer wieder, er habe sich nur ein einziges Gläschen gegönnt, und als Keith ihm dann die Handschellen anlegte, dachte er schon, der Typ würde gleich ohnmächtig oder sich in die Hose machen. Fast hätte er laut losgelacht.
Aber das tat er nicht. Stattdessen füllte er betont langsam die entsprechenden Formulare aus und hielt Adam anschließend einen Vortrag – den Vortrag, den jeder zu hören bekam, für den sich Beth zu interessieren schien. Dass er und Beth verheiratet gewesen seien und ein Kind hätten und dass es seine Pflicht sei, aufzupassen, dass den beiden nichts zustoße. Beth könne in ihrem Leben niemanden gebrauchen, der sie von Bens Erziehung ablenke und sie womöglich nur ausnutze. Dass sie geschieden seien, heiße noch lange nicht, dass ihr Wohlbefinden ihm nicht mehr am Herzen liege.
Der Typ verstand natürlich, was das bedeutete. Alle verstanden das. Nicht nur wegen Claytons Familie und wegen seiner Beziehungen, sondern auch, weil sich Clayton bereiterklärte, das Röhrchen und die gesamten Unterlagen verschwinden zu lassen, sobald der Typ versprach, Beth nicht mehr zu belästigen und das Gespräch für sich zu behalten. Denn sollte Beth je davon erfahren, wäre das gar nicht gut. Das könnte zum Beispiel Schwierigkeiten bei dem Jungen auslösen. Und er, Clayton, würde gar nicht erfreut reagieren, wenn es Probleme mit seinem Jungen gab.
Am nächsten Tag saß er natürlich in seinem Streifenwagen und beobachtete, wie Adam von der Arbeit kam. Adam wurde wieder schneeweiß, als er sah, dass Clayton mit dem Pusteröhrchen spielte. Jetzt hatte er endgültig kapiert, worum es hier ging, und beim nächsten Zusammentreffen befand sich Adam in Begleitung einer rothaarigen Sekretärin, die in derselben Steuerberaterkanzlei arbeitete wie er. Was bestätigte, dass Clayton von vornherein Recht gehabt hatte: Der Typ wollte gar keine feste Beziehung mit Beth. Er war ein typischer Macho, der nur eine Frau suchte, mit der er ins Bett steigen konnte.
Aber nicht mit Beth!
Sie würde ausrasten, wenn sie von seinen Machenschaften erführe, aber zum Glück brauchte er ja nicht allzu oft zu solchen Maßnahmen zu greifen. Nur hin und wieder, und es funktionierte jedes Mal.
Es klappte sogar perfekt. Selbst das Fiasko mit der Kamera und den Fotos von den Studentinnen hatte ein gutes Ende genommen. Weder der Fotoapparat noch die Speicherkarte waren aufgetaucht. Im Sheriff’s Department herrschte Ruhe und Frieden, genau wie bei der Zeitung. Er hatte am Montagmorgen keine Zeit gehabt, nach dem verdammten Hippie zu fahnden, weil er zu viel Bürokram erledigen musste, aber ihm wurde zugetragen, der Kerl habe im
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