The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)
verrückt.«
»Hast du mal mit jemandem darüber geredet?«, erkundigte sich Thibault.
»Nein, mit keinem. Außer mit meiner Frau natürlich, aber wenn ich ihr so was erzähle, erschrickt sie und fängt an zu weinen. Also sage ich lieber nichts mehr.«
Thibault schwieg.
»Sie ist nämlich schwanger«, fügte Victor ergänzend hinzu.
Thibault lächelte. Das war doch ein Hoffnungsschimmer. »Herzlichen Glückwunsch.«
»Danke. Es wird ein Junge. Wir wollen ihn Logan nennen.«
Thibault richtete sich auf und nickte Victor zu. »Ich fühle mich geehrt.«
»Zwischendurch bekomme ich immer wieder Angst, wenn ich mir vorstelle, dass ich bald einen Sohn habe. Ich weiß nicht, ob ich ein guter Vater sein kann.« Er starrte aufs Wasser.
»Du bist bestimmt ein wunderbarer Vater«, beruhigte Thibault ihn.
»Wer weiß. Ich habe überhaupt keine Geduld mehr. Es gibt so viele Sachen, die mich wütend machen! Lauter Kleinigkeiten, die eigentlich völlig banal sind, aber aus irgendeinem Grund bringen sie mich in Rage. Und obwohl ich versuche, die Wut zu unterdrücken, kommt sie trotzdem hoch. Bis jetzt war es noch nie wirklich problematisch, aber ich habe keine Ahnung, wie lange ich die Gefühle noch wegschieben kann. Vielleicht sind sie bald stärker als ich.« Er zupfte an seiner Angelschnur. »Geht dir das auch so?«
»Manchmal.«
»Aber nicht besonders oft?«
»Nein.«
»Das hab ich mir schon gedacht. Bei dir ist alles anders. Wegen des Fotos, glaube ich.«
Thibault schüttelte den Kopf. »Stimmt doch gar nicht. Für mich ist es auch nicht leicht. Ich kann nicht die Straße hinuntergehen, ohne über die Schulter zu schauen. Oder ich suche die Fenster über mir danach ab, ob jemand
auf mich zielt. Und im Grund weiß ich gar nicht mehr, wie man ein normales Gespräch führt. Die anderen Leute machen sich über die komischsten Sachen Gedanken – mit den meisten kann ich überhaupt nichts anfangen. Wer wo arbeitet und wie viel jemand verdient und was im Fernsehen kommt und wer mit wem eine Beziehung hat. Am liebsten würde ich immer sagen: Na und?«
»Du hattest noch nie eine Begabung für Smalltalk«, spottete Victor.
»Vielen Dank.«
»Aber dass du über die Schulter schaust, ist völlig normal. Das mache ich auch.«
»Ehrlich?«
»Aber bisher habe ich nirgends eine Waffe entdeckt.«
Thibault lachte leise. »Zum Glück!« Dann beschloss er, das Thema zu wechseln, und fragte: »Wie fühlst du dich als Dachdecker?«
»Im Sommer ist es ganz schön heiß da oben.«
»So wie im Irak?«
»Nein, kein Vergleich. Aber ziemlich strapaziös.« Er grinste. »Ich bin befördert worden. Inzwischen bin ich schon Vorarbeiter.«
»Gut gemacht. Wie geht’s Maria?«
»Sie wird immer runder, aber sie fühlt sich sehr wohl. Maria gibt meinem Leben einen Sinn. Mit ihr habe ich wirklich einen Glücksgriff getan.« Er schüttelte beinahe verwundert den Kopf. »Es gibt nichts Schöneres als die Liebe. Du solltest das auch mal ausprobieren.«
Thibault zuckte die Achseln. »Irgendwann vielleicht.«
Elizabeth.
Er hatte gemerkt, wie ein Schatten über ihr Gesicht huschte, als er sie Elizabeth nannte, eine emotionale Reaktion, die er nicht richtig einordnen konnte. Ihr voller Name erfasste ihr Wesen besser als die Abkürzung Beth. Der elegante Rhythmus der Vokale passte genau zu ihren graziösen Bewegungen, und obwohl er eigentlich nicht vorgehabt hatte, sie so zu nennen, waren ihm die Silben über die Lippen gekommen, als hätte er keine andere Wahl.
Auf dem Heimweg ging er in Gedanken das Gespräch mit ihr noch einmal durch. Wie selbstverständlich es sich angefühlt hatte, neben ihr zu sitzen! Sie war entspannter gewesen als erwartet, aber er wusste, dass sie, genau wie Nana, nicht ganz sicher war, was sie von ihm halten sollte. Als er später im Bett lag und zur Decke hinaufstarrte, fragte er sich, was sie wohl in ihm sah.
Am Freitagmorgen sorgte Thibault dafür, dass alles erledigt war, ehe er Nana mit Elizabeths Wagen nach Greensboro brachte. Zeus saß auf dem Rücksitz und streckte die meiste Zeit den Kopf zum Fenster hinaus, so dass der Fahrtwind seine Ohren nach hinten wehte. Die ständig wechselnden Gerüche und die unbekannte Szenerie schienen ihn zu faszinieren. Thibault hatte befürchtet, Nana könnte vielleicht etwas dagegen haben, dass Zeus mitfuhr, aber sie hatte den Hund in den Wagen gewinkt. »Beth ist das egal. Und mein Koffer passt sowieso in den Kofferraum.«
Die Rückfahrt nach Hampton erschien ihm viel
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