The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)
mochten. Aber natürlich hatte er, Thibault, kein Recht, sich einzumischen. Er konnte nur zuhören, wenn Beth etwas erzählte. Mehr nicht. Um Ratschläge zu erteilen, wusste er nicht genug, und sie hatte ihn ja auch nicht darum gebeten. Letztlich ging ihn das alles nichts an.
Aber was ging ihn denn etwas an? Warum war er hier? Obwohl er es nicht wollte, wanderten seine Gedanken wieder zurück zu dem Gespräch mit Victor. Eigentlich war er hier, weil Victor an jenem Morgen auf dem See so mit ihm gesprochen hatte. Und natürlich auch, weil später noch etwas passiert war …
Er zwang sich, die Erinnerung wegzuschieben. Im Moment konnte und wollte er sich nicht damit auseinandersetzen. Nicht schon wieder.
Er rief die Hunde zu sich und führte sie zurück in den Zwinger. Nachdem er sie in ihre Abteile gebracht hatte, ging er in den Werkzeugschuppen. Er knipste das Licht an – und war sprachlos. Elizabeths Großvater war wirklich ein Perfektionist gewesen. Dieser Schuppen glich einem gut sortierten Eisenwarenladen. Thibault inspizierte alles ganz genau, die Regale, die Schränke, die Werkbank. Schließlich wählte er zwei verstellbare Schraubenschlüssel und einen Sechskantschlüssel aus, nahm den Wagenheber mit und ging hinaus zum Truck. Wie versprochen hatte Elizabeth die Schlüssel unter der Matte versteckt. Thibault fuhr die Einfahrt hinunter und dann in Richtung Stadtzentrum. Er erinnerte sich vage, dort einen Auto-Shop gesehen zu haben.
Nach einer knappen halben Stunde war er mit den neuen Bremsbelägen schon wieder zurück. Mit dem Wagenheber bockte er den Truck auf und nahm das erste Rad ab. Dann drückte er den Bremszylinder bis zum Anschlag zurück, wechselte die Bremsbeläge, schraubte das Rad wieder an und wiederholte den ganzen Vorgang beim nächsten.
Als er gerade dabei war, den dritten Bremsbelag zu erneuern, hörte er Elizabeths Wagen kommen. Sie parkte direkt neben dem alten Truck. Erst da wurde ihm bewusst, dass sie ein paar Stunden weg gewesen war.
»Wie läuft’s?«, fragte sie.
»Ich bin gleich fertig.«
»Ehrlich?« Sie schien überrascht.
»Es sind doch nur die Bremsbeläge. Keine große Sache.«
»Ich wette, genauso würde ein Chirurg reden. Es ist doch nur der Blinddarm.«
»Soll ich Ihnen zeigen, wie man das macht?«, fragte Thibault und blickte hoch. Ihre Gestalt hob sich als Silhouette vom Himmel ab.
»Wie lange dauert das?«
»Nicht lange.« Er zuckte die Achseln. »Vielleicht zehn Minuten.«
»Ehrlich?«, sagte sie wieder. »Okay. Ich bringe nur schnell die Lebensmittel ins Haus.«
»Brauchen Sie Hilfe?«
»Nein, es sind nur zwei Tüten.«
Er zog die Schrauben beim dritten Rad an und machte sich an Nummer vier. Als Elizabeth zurückkam, war er gerade dabei, die Schrauben herauszudrehen. Sie kauerte sich neben ihn, und er roch den Duft ihrer Kokosnusslotion, die sie vermutlich am Morgen aufgetragen hatte.
»Zuerst montiert man das Rad ab …«, begann er und ging dann den ganzen Ablauf methodisch mit ihr durch. Dabei achtete er darauf, dass sie die einzelnen Schritte nachvollziehen konnte. Als er den Wagenheber wieder entfernte und das Werkzeug einsammelte, sagte Elizabeth kopfschüttelnd:
»Das ist ja wirklich einfach. Ich glaube, ich würde das auch hinkriegen.«
»Ganz bestimmt.«
»Warum muss man dann so viel dafür bezahlen?«
»Keine Ahnung.«
»Ich fürchte, ich habe den falschen Beruf gewählt«, sagte sie, erhob sich und band ihre Haare zu einem lockeren Pferdeschwanz. »Vielen Dank, dass Sie sich darum gekümmert haben.«
»Gern geschehen.«
»Haben Sie Hunger? Ich habe frische Truthahnscheiben mitgebracht, für Sandwiches. Und saure Gurken.«
»Klingt verlockend.«
Sie aßen auf der hinteren Veranda, mit Blick auf den Garten. Elizabeth wirkte immer noch etwas abgelenkt. Sie unterhielten sich darüber, wie es war, in den Südstaaten in einer Kleinstadt aufzuwachsen, in der jeder alles über jeden wusste. Manche Anekdoten waren amüsant, aber Thibault gab zu, dass ihm eine etwas anonymere Existenz besser gefiel.
»Das wundert mich nicht«, sagte Elizabeth und grinste.
Während Beth den Nachmittag damit verbrachte, das Haus zu putzen, machte sich Thibault wieder an die Arbeit. Im Gegensatz zu ihrem Großvater schaffte er es, das zugeklebte Bürofenster zu öffnen. Allerdings stellte sich heraus, dass die Lösung dieses Problems wesentlich schwieriger war als die Erneuerung der Bremsbeläge. Auch jetzt ließ sich das Fenster nicht besonders leicht
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