The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)
»Wir gehen am besten raus auf die Veranda. Eis muss man in Freien machen, sonst wird es nicht richtig.«
»Aha«, murmelte Thibault.
Beth setzte sich neben ihn auf die Verandastufen, ein winziges Stückchen näher als am Tag vorher. Thibault klemmte die Schüssel zwischen die Knie und begann die Kurbel zu drehen, was verblüffend leicht ging.
»Danke, dass Sie das übernehmen«, sagte Elizabeth.
»Ich brauche das Eis jetzt unbedingt. Heute war nämlich nicht mein Tag.«
»Ach, nein?«
Sie schaute ihn an, und ein spöttisches Lächeln spielte um ihre Lippen. »Sie machen das echt gut, muss ich sagen.«
»Was?«
»Dieses ›Ach, nein?‹. Es reicht gerade aus, um den anderen dazu zu bringen, weiterzureden, ohne dass es zu persönlich oder aufdringlich klingt.«
»Ach, ja?«
Sie kicherte. »Ach, ja«, machte sie ihn nach. »Die meisten Leute würden fragen: ›Oh, was ist passiert?‹ oder ›Warum denn?‹«
»Also gut: Was ist passiert? Warum war es nicht Ihr Tag?«
Sie schnaubte. »Ach, Ben war wieder so schlechter Laune, als er heute Morgen seine Sachen gepackt hat, und ich habe ihn angefahren, er soll sich beeilen, weil er wahnsinnig getrödelt hat. Sein Dad kann es nicht leiden, wenn er zu spät kommt. Aber dann war wieder mal alles anders. Ich glaube, Keith hatte völlig vergessen, dass Ben kommt. Ich musste immer wieder klingeln, bis er endlich aufgemacht hat, und so wie’s aussah, kam er direkt aus dem Bett. Wenn ich gewusst hätte, dass er ausschlafen will, hätte ich Ben nicht so angetrieben, und deswegen habe ich immer noch ein schlechtes Gewissen. Als ich weggefahren bin, habe ich noch gesehen, wie Ben den Müll raustrug, weil sein alter Dad zu faul dafür ist. Und dann habe ich den ganzen Tag damit verbracht, das Haus zu putzen. Die ersten zwei Stunden sind immer nicht so
schlimm, aber dann wird’s furchtbar. Deshalb brauche ich jetzt mein Eis.«
»Klingt nicht gerade wie ein erholsamer Samstag.«
»Stimmt.«
Thibault merkte, dass sie nicht wusste, ob sie noch mehr sagen sollte oder nicht. Es gab irgendetwas, was sie quälte.
Sie seufzte wieder. »Heute hat mein Bruder Geburtstag«, sagte sie schließlich leise. Thibault glaubte, ein leichtes Zittern in ihrer Stimme zu hören. »Ich war bei ihm, nachdem ich Ben zu seinem Vater gebracht hatte. Ich bin auf den Friedhof gegangen, mit frischen Blumen.«
Thibault merkte, wie es ihm die Kehle zuschnürte. Er musste an das Foto auf dem Kaminsims denken. Zwar hatte er schon vermutet, dass ihr Bruder gefallen war, aber weder Nana noch Elizabeth hatten es je ausgesprochen. Jetzt verstand er auch, warum sie heute Abend nicht allein sein wollte.
»Das tut mir leid«, sagte er mit aufrichtiger Anteilnahme.
»Ja, mir tut es auch leid – und ich denke, dass Sie ihn gemocht hätten. Alle mochten ihn.«
»Das glaube ich sofort.«
Sie krampfte die Hände ineinander. »Nana hat es vergessen. Das heißt, heute Nachmittag ist es ihr dann eingefallen, und sie hat mich angerufen, um mir zu sagen, wie traurig sie ist, weil sie nicht bei mir sein kann. Sie war den Tränen nahe, also habe ich sie getröstet und ihr gesagt, dass es nicht so schlimm ist.«
»Aber es ist schlimm. Er war Ihr Bruder, und er fehlt Ihnen.«
Ein wehmütiges Lächeln erschien auf ihrem Gesicht und verschwand gleich wieder. »Sie erinnern mich an ihn«, sagte sie leise. »Nicht äußerlich, sondern in Ihrem Verhalten. Das ist mir gleich aufgefallen, als Sie das erste Mal ins Büro gekommen sind wegen des Jobs. Manchmal habe ich das Gefühl, als wären Sie aus demselben Holz geschnitzt wie er. Ich glaube, das hat was mit dem Marine Corps zu tun.«
»Vielleicht«, sagte er. »Aber man trifft dort alle möglichen Typen.«
»Kann ich mir vorstellen.« Sie schwieg, zog die Knie an und umschlang sie mit den Armen. »Hat es Ihnen bei den Marines gefallen?«
»Manchmal.«
»Nicht immer?«
»Nein.«
»Drake war begeistert. Von allem.« Obwohl sie wie gebannt die Bewegung der Eiskurbel verfolgte, merkte Thibault, dass sie in Gedanken ganz woanders war. »Ich weiß noch genau, wie die Invasion begonnen hat. Camp Lejeune ist ja weniger als eine Stunde entfernt, deshalb waren die Ereignisse für uns sehr präsent. Ich hatte Angst um Drake, vor allem wegen der chemischen Waffen und wegen der Selbstmordattentate – aber soll ich Ihnen sagen, was ihn am meisten beschäftigt hat? Vor der Invasion, meine ich?«
»Was?«
»Ein Foto. Ein ganz banales Foto. Können Sie sich das
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