The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)
vorstellen?«
Bei dem Wort »Foto« begann Thibaults Herz heftig zu klopfen, aber er bemühte sich, ruhig zu bleiben.
»Er hat ein Foto von mir gemacht, als wir hier auf dem Rummel waren«, fuhr Elizabeth fort. »Es war unser letztes gemeinsames Wochenende, ehe er zur Armee gegangen ist, und nachdem wir uns alle Attraktionen angeschaut hatten, gingen wir ein Stück, um für uns zu sein. Mir kommt es vor, als wäre es gestern gewesen – wir saßen bei dieser hohen Kiefer und redeten und redeten und haben dabei dem Riesenrad zugeschaut. Das Rad war wirklich riesig – mit tausend bunten Lichtern, und die Kinder haben ›Oooh‹ und ›Aaah‹ gerufen, während es sich unter dem strahlenden Sommerhimmel drehte. Wir sprachen über unsere Mom und unseren Dad, wir haben uns ausgemalt, wie sie jetzt wären, wenn sie noch leben würden – ob sie graue Haare hätten, ob wir in Hampton geblieben oder ob wir weggezogen wären. Ich weiß noch, wie ich nach oben geschaut habe – und auf einmal ist eine Sternschnuppe über den Himmel gesaust, und ich hatte das Gefühl, dass unsere Eltern uns zuhören.«
Sie schwieg für einen Moment, doch dann erzählte sie weiter. »Er hat das Foto laminiert, und während der Grundausbildung hat er es dauernd bei sich getragen. Aber von Kuwait hat er mir dann eine E-Mail geschrieben, in der stand, dass er es verloren hat, und ich solle ihm doch bitte einen neuen Abzug schicken. Mir kam das verrückt vor, aber ich war ja nicht bei ihm und hatte keine Ahnung, was er durchmacht, also habe ich ihm versprochen, dass ich das Foto noch mal schicke. Aber ich bin nicht gleich dazugekommen – fragen Sie mich nicht, warum, ich weiß es selbst nicht mehr. Ich hatte auch irgendwie einen inneren Widerstand dagegen. Ich hatte die CD mit den Bildern in meiner Tasche, aber immer,
wenn ich in der Nähe der Drogerie war, vergaß ich, das Foto noch mal zu bestellen. Und plötzlich begann die Invasion. Da habe ich es endlich geschafft, ihm das Bild zu schicken, aber der Brief kam ungeöffnet zurück. Drake ist gleich in der ersten Woche ums Leben gekommen.«
Beth schaute Thibault über ihre Knie hinweg an. »Fünf Tage. Länger war er nicht dabei. Und ich habe ihm seinen Wunsch nicht erfüllt, ich habe ihm das Foto nicht rechtzeitig geschickt, obwohl er mich darum gebeten hat. Können Sie sich vorstellen, wie sich das anfühlt?«
Thibaults Magen krampfte sich zusammen. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
»Es ist einfach alles nur schrecklich, schrecklich traurig. Und jetzt … Heute habe ich gemerkt, dass er immer mehr verschwindet. Nana hat nicht an ihn gedacht. Ben hat nicht an ihn gedacht. Bei Ben kann ich es verstehen. Er war noch nicht mal fünf, als Drake starb, und Sie wissen ja, wie das bei Kindern in dem Alter ist. Sie können sich nicht erinnern. Aber Drake war immer besonders nett zu Ben, weil es ihm wirklich Spaß gemacht hat, mit ihm zu spielen.« Sie zuckte die Achseln. »Es war ähnlich wie bei Ihnen.«
Thibault wäre es lieber gewesen, wenn sie das nicht gesagt hätte. Er gehörte nicht hierher …
»Ich wollte Ihnen den Job nicht geben«, sagte sie, ohne sein Unbehagen zu bemerken. »Haben Sie das gewusst?«
»Ja.«
»Aber nicht, weil Sie zu Fuß von Colorado hierhergelaufen sind. Das spielte im Grund keine Rolle. Für mich war es viel wichtiger, dass Sie bei den Marines waren.«
Er nickte stumm. Elizabeth griff nach der Eismaschine. »Ich glaube, wir müssen noch mehr Eiswürfel reintun«, sagte sie, öffnete den Deckel, gab etwas zerstoßenes Eis hinzu und reichte Thibault die Maschine dann wieder.
»Warum sind Sie hier?«, fragte sie unvermittelt.
Obwohl er genau wusste, was sie meinte, tat er so, als hätte er sie nicht verstanden. »Weil Sie mich gebeten haben, noch zu bleiben.«
»Ich meine: Warum Sind Sie in Hampton? Und diesmal will ich die Wahrheit hören.«
Er suchte nach einer passenden Erklärung. »Die Stadt hat mir gleich gefallen, und bisher hat sich dieser erste Eindruck bestätigt.«
An ihrem Gesichtsausdruck konnte er ablesen, dass sie wusste, es steckte mehr dahinter. Sie wartete. Als er nicht weitersprach, runzelte sie die Stirn. »Es hat etwas mit dem Irak zu tun, nicht wahr?«
Sein Schweigen sagte mehr als tausend Worte.
»Wie lange waren Sie dort?«, wollte Elizabeth wissen.
Er setzte sich anders hin. Eigentlich vermied er dieses Thema immer, aber ihm war klar, dass er jetzt keine andere Wahl hatte, als darüber zu reden. »Bei welchem
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