The Lucky One - Für immer der Deine/Film: Roman (German Edition)
Schon war er im Haus verschwunden.
Logan blieb unten an der Verandatreppe stehen.
»Sie wollen einen Drachen basteln?«, fragte Beth ihn, halb erstaunt, halb bewundernd.
»Ben hat gesagt, ihm ist langweilig.«
»Können Sie so was wirklich?«
»Es ist gar nicht schwierig. Möchten Sie uns dabei helfen?«
»Nein.« Aus der Nähe konnte sie sehen, dass sein T-Shirt an der Brust klebte, weil er schwitzte. Wieder wandte sie rasch den Blick ab. »Ich überlasse das lieber Ihnen und Ben. So was sollen die Männer unter sich regeln. Aber ich steure gern die Limonade bei. Und wenn Sie anschließend etwas essen möchten, sind Sie herzlich eingeladen. Es gibt nichts Besonderes – Ben hat sich Hotdogs und Käse-Makkaroni gewünscht.«
»Das ist eins meiner Lieblingsgerichte.«
In dem Moment kam Ben aus dem Haus, in der einen Hand die Mülltüten, in der anderen die Strohhalme. Sein Gesicht leuchtete, trotz Bluterguss und schiefer Brille.
»Ich hab alles. Wir können anfangen.«
Logan hielt Beths Blick länger fest als nötig, und sie spürte, dass sie rot wurde. Schnell drehte sie sich weg. Hoffentlich hatte er nichts gemerkt.
Logan lächelte Ben aufmunternd zu. »Also – auf geht’s!«
Beth beobachtete Logan verstohlen, während er mit ihrem Sohn den Drachen bastelte. Die beiden saßen an dem Picknicktisch unter der großen Eiche, Zeus lag zu ihren Füßen, und gelegentlich trug der Wind ein paar Gesprächsfetzen zu ihr herüber – Logan erklärte Ben, was er als Nächstes tun musste, oder Ben fragte, ob er alles richtig mache. Ganz offensichtlich bereitete das Projekt beiden großen Spaß; Ben redete die ganze Zeit und ärgerte
sich nicht, wenn ihm zwischendurch mal etwas misslang, weil Logan seine Fehler mit viel Geduld ausbügelte.
Wann war sie das letzte Mal rot geworden, weil ein Mann sie anschaute? Vielleicht reagierte sie ja auch nur deswegen so empfindlich, weil Nana nicht da war. In den letzten beiden Nächten hatte sie das Gefühl gehabt, zum ersten Mal in ihrem Leben ganz auf sich allein gestellt zu sein. Sie war von Nana zu Keith gezogen und dann wieder zurück zu Nana. Und dort war sie geblieben. Auch wenn sie gern mit Nana zusammenlebte und die Stabilität genoss, musste sie zugeben, dass sie sich ihr Leben anders vorgestellt hatte. Sie träumte schon lange von einem eigenen Haus, aber irgendwie war nie der richtige Zeitpunkt dafür. Nach dem Debakel mit Keith hatte sie Nanas Hilfe gebraucht, schon allein wegen des Kindes. Als Ben ein bisschen älter war, starben ihr Bruder und ihr Großvater, und Beth war genauso auf Nanas Beistand angewiesen wie Nana auf ihren. Und dann? Gerade als sie dachte, sie könnte sich nach einem eigenen Heim umschauen, erlitt Nana einen Schlaganfall, und Beth hätte ihre Großmutter, die sie großgezogen hatte, niemals im Stich gelassen.
Doch jetzt, in diesem Augenblick, hatte sie plötzlich vor Augen, wie ihr Leben unter anderen Bedingungen aussehen könnte. Während über ihr die Stare von Baum zu Baum flatterten, während sie ganz allein auf der Veranda des leeren Hauses saß und diese Szene mit Ben und Logan beobachtete, erwachte in ihr die Hoffnung, dass die Welt vielleicht doch in Ordnung war. Selbst von weitem war deutlich zu erkennen, wie sich Ben konzentrierte, während Logan ihm die einzelnen Handgriffe erklärte. Ab und zu beugte sich Logan vor, um ihm Anweisungen
zu geben. Dabei blieb er so geduldig und ruhig, dass sich Ben kompetent fühlen konnte, auch wenn etwas schiefging. Dass Ganze weckte in Beth eine enorme Dankbarkeit und Zuneigung. Sie staunte innerlich, weil diese Erfahrung neu für sie war. Schließlich begab sich Logan in die Mitte der großen Wiese. Er hielt den Drachen über den Kopf, während Ben die Angelschnur abwickelte und losrannte, gefolgt von Logan, der darauf achtete, dass der Drachen vom Wind erfasst wurde, ehe er in losließ. Dann blieb er stehen und schaute nach oben. Der Drachen stieg immer höher, und als Logan vor Freude über Bens Begeisterung in die Hände klatschte, musste Beth an eine Binsenweisheit denken: Aus den banalsten Dingen wurde etwas ganz Besonderes, wenn man sie mit den richtigen Leuten teilte.
Abends rief Nana an: Sie wollte am nächsten Freitag wieder abgeholt werden. Solange sie bei ihrer Schwester war, aß Logan immer mit Beth und Ben zu Abend. In der Regel war es Ben, der ihn einlud, noch zu bleiben. Beth begriff nach ein paar Tagen, dass Logan gern mit ihnen zusammen war, aber offenbar empfand
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