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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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auf. Er prasselte auf die nassen, nackten Rücken der Männer und peitschte wie eine Maschinengewehrsalve auf meine Schultern. Die schlimmsten Treffer raubten mir den Atem. Jedes Kügelchen war ein fest zusammengedrückter Eisklumpen, der zu Matsch zerfiel, sobald er auf die Wasserlache am Boden des Bootes traf. Nun saßen die Männer mit hochgezogenen Schultern da und hielten sich die Hände über den Kopf.
    Eine Welle schäumte weiß hinter uns auf, als das Boot auf Grund ging und über den Boden schabte. Der Motor erstarb mit einem lauten Knall. Wir schlingerten Richtung Land, und mit einem Ruck drehte sich das Achterschiff jäh zum Meer, sodass es mit voller Wucht von einer wütenden Woge und dem schrägen Sperrfeuer des Hagels getroffen wurde. Der Sturm war ganz und gar in einen violetten Nebel getaucht, und die Blitze jagten ihre nervös zuckenden hellen Streifen in die Tiefe.
    Das Boot kenterte. Wir alle wurden in die Brandung geworfen. Ich ging unter, hatte den Mund voller Wasser, und nun versetzte mir auch noch jemand unabsichtlich einen Tritt in den Bauch. Doch meine Hände fanden festen Grund, und ich krabbelte weiter, atmete tief ein und blinzelte das Salz aus meinen Augen. Dolly kroch bereits vor mir aus dem Wasser. Sie sah aus wie eine Meerjungfrau, die sich im Gehen auf den Beinen übte, die sie sich immer gewünscht hatte. Die Hagelkörner hatten bei ihr keine Striemen hinterlassen, und es war nurder bläuliche Schimmer ihres Rückens, ihres Pos und ihrer Schenkel zu sehen. An der Taille befand sich eine Tätowierung, aber ich konnte nicht erkennen, was sie darstellte.
    Vor uns stand der Krankenwagen. Die Flut hatte das Wasser in wenigen Minuten so ansteigen lassen, dass es bereits die Räder umspülte. Hagelkörner prasselten auf den Wagen hernieder und schwemmten die schmierige Schicht aus Insektenleibern von der Windschutzscheibe. Ich hatte mittlerweile beide Schuhe verloren. Ein Hagelkorn prallte mit solcher Wucht auf meine Wange, dass ich aufschrie, meine Hand hochriss und Blut unter meinen Fingern spürte. Die Männer krochen durch das seichte Wasser. Sie stürzten sich förmlich an Land und versuchten verzweifelt, dem Hagel zu entkommen, der uns umzubringen drohte.
    Ich hastete an Land und brüllte aus Leibeskräften.
    Als ich Dolly einholte, packte ich ihren Ellbogen und riss sie mit einem solchen Ruck mit mir mit, dass sie beinahe gestürzt wäre.
    Einer der Männer rannte neben uns her. Völlig ahnungslos, war er um keinerlei Deckung bemüht. Ich versetzte ihm einen Faustschlag gegen den Hals. Er würgte, seine Hände fuhren hoch, und er ging lautlos in die Knie. Für mich gab es kein Halten mehr. Speichel bedeckte meinen Mund. Der Hagel prasselte auf meinen Kopf, doch ich spürte keinen Schmerz. „Na, komm schon! Los, los, los!“, rief ich.
    Wir erreichten den Krankenwagen, und ungeduldig riss ich die Beifahrertür auf. Dollys Gesicht … Die bleiche Iris ihrer Augen geweitet … so lebendig. Ihr offen stehender Mund war beinahe ein Lächeln.
    Es war keine Zeit, um den Wagen herum zur Fahrertür zu laufen. Die Männer waren uns zu dicht auf den Fersen. Kurzerhand stürzte ich mich in den Wagen und riss Dolly mit hinein. Ich hatte keine Kraft mehr, sie auf den Sitz zu ziehen, aber sie schien endlich begriffen zu haben, worum es ging. Ich lag der Länge nach ausgestreckt auf den Vordersitzen und Dolly auf meinen Beinen. Eine Hand hatte ich am Zündschlüssel, mit der anderen schlug ich den Verriegelungsknopf an der Fahrertür hinunter. Der bärtige Mann, der mir das Leben gerettet hatte, stand am Fenster, trommelte mit den Fäusten dagegen und stöhnte Gott weiß was, während ihm Blut über das Gesicht rann.
    Ich packte den Schalthebel und legte den Rückwärtsgang ein. Dolly lag noch immer mit ihrem ganzen Gewicht auf mir, und so konnte ich nicht durch die Windschutzscheibe schauen, und meine Füße waren außer Reichweite des Gaspedals. Also drückte ich es mit einer Hand durch. Der Krankenwagen raste aus dem Wasser heraus und entfernte sich von den verzweifelten Männern, die uns wütend hinterherstarrten.
    Mühsam rappelte ich mich auf und setzte mich hinter das Lenkrad, um gleich darauf in den Vorwärtsgang zu schalten. Die Männer waren durch den Hagel und den Nebel nur verschwommen zu erkennen, aber ich trat mit aller Kraft auf das Gaspedal, und ihre Silhouetten sprangen mit einem Satz aus dem auf sie zurasenden Licht der Scheinwerfer. Der Hartnäckigste – oder Leichtsinnigste –

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