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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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möglicherweise einige Sachen gab, die zu stehlen sich lohnte.
    In Wirklichkeit gab es jedoch rein gar nichts zu holen: Alles von Wert befand sich hinter verschlossenen Stahltüren im ersten Stock. Doch das hinderte eine bunt gemischte Schar von Mistkerlen nicht daran, unten einzubrechen, die Fenster einzuschlagen und alles zu durchstöbern auf der Suche nach etwas, das man entwenden, versetzen oder anpinkeln konnte. Einige dieser elenden Kreaturen richteten sich doch tatsächlich häuslich im Gaumont ein und hockten jetzt im Zuschauerraum oder in den Lagerräumen, die sich dahinter befanden.
    Das Wichtigste zuerst. Ich tätigte einige Anrufe, wobei ich falsche Namen und E-Mail-Adressen, die ich für meine Auslandsfirmen eingerichtet hatte, benutzte, und heuerte ein paar Typen von einer privaten Sicherheitsfirma an, die vorbeikommen und das kleine Rattennest ausheben sollten. Sie warfen alles auf die Straße und hatten dann so lange ein wachsames Auge auf das Gaumont, bis ich wieder Handwerker bestellt hatte und alles niet- und nagelfest war.
    Sie brachten stählerne Rollläden vor den Fenstern im Erdgeschoss an und statt der alten Holztüren massive Stahltüren, die an Doppel-T-Trägernbefestigt waren. Diese Träger wurden einen halben Meter tief in eine Asphalt-Zement-Mischung eingelassen. Außerdem ließ ich die Handwerker Fenstersimse und Türrahmen mit grüner Anti-Vandalismus-Farbe streichen: Die Penner konnten immer noch in dem verdammten Hauseingang schlafen, wenn sie es denn unbedingt wollten, aber sie sollten es nicht bequem haben. Als wandelnder Toter war ich zu stark gefährdet: Ich wollte mich im Gebäude frei bewegen können, ohne mir Sorgen darüber machen zu müssen, wem ich unter Umständen begegnen könnte. Auf jeden Fall war das Kino jetzt mein Ruhesitz. Warum sollte jemand anders davon profitieren? So läuft das nicht … zu meinen, man könnte einem Toten alles wegnehmen, nur weil er tot ist.
    Im Entspannen war ich noch nie gut gewesen, aber jetzt hatte ich das Gefühl, ich könnte endlich ein bisschen kürzertreten und Bilanz ziehen. Ich hatte die Achterbahnfahrt des körperlichen Verfalls zumindest so weit überstanden, dass mein Zustand jetzt einigermaßen stabil blieb. Meinen Aufenthaltsort hatte ich gegen Eindringlinge gesichert und Kommunikationswege eingerichtet, über die ich alles bekommen konnte, ohne mit der Außenwelt in direkten Kontakt treten zu müssen.
    Ich nahm mir einen Tag frei und sah mir einige Filme auf einem Kabelkanal an. Irgendwann öffnete ich eine Flasche Pauillac, schnupperte jedoch lediglich an dem Wein, denn ohne Verdauungsenzyme wäre es idiotisch gewesen, ihn zu trinken.
    Eigentlich war es nur ein halber Tag. Ein halber Tag, den ich mir freinahm. Am Nachmittag wurde ich zunehmend unruhig und fragte mich besorgt, was mir wohl fehlte. Ich schaltete die Computer an – drei Stück, die alle bei unterschiedlichen Internetanbietern registriert waren und sich scheinbar aus unterschiedlichen Zeitzonen einloggten – und brachte wieder ein wenig Geld an der New Yorker Devisenbörse ins Spiel.
    Es war ein guter Nachmittag und ein noch besserer Abend. Der Stress konnte mir jetzt nichts mehr anhaben, schließlich hatte ich keine Drüsen mehr. Ich wurde nicht müde, und ich brauchte auch keine Toilettenpausen, und so wurde es eine vierzehnstündige ununterbrochene Sitzung, die ich erst beendete, als die Börse schloss.
    Ohne lange zu überlegen, wechselte ich zum Nikkei Dow und machte hier weitere fünf Stunden lang das Gleiche.
    Wahnsinn , dachte ich, das ist … so … so befreiend . Tot zu sein bedeutete, sich nie wieder den Hintern abwischen zu müssen, nie wieder unterbrochen zu werden von irgendwelchen körperlichen Bedürfnissen und sich nie wieder von irgendjemandem volllabern zu lassen, der meinte, etwas zu sagen zu haben. Es bedeutete, dass man ewig weitermachen konnte, wenn man das wollte.
    Wobei ewig natürlich eine recht lange Zeit ist. Eine verdammt lange Zeit.
    Am dritten Tag brachen die Penner erneut ein. Eigentlich waren sie schon zurückgekommen, als der Beton noch nicht ganz ausgehärtet war, und hatten eine der Stahlplatten verrückt, sodass sie sie später leicht mit einer Brechstange ablösen konnten. Ich hörte, dass sie das Gleiche mit der Tür vom Vorführraum machten – meinem Allerheiligsten.
    Ja, träumt nur weiter, ihr niederträchtigen kleinen Mistkerle . Diese Tür und die Wand, in die sie eingelassen war, besaß die Durchlässigkeit eines

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