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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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war, dass Großvater Murphy zu alt war, um sie ständig zu beaufsichtigen.
    Keiner von ihnen wusste, warum da ein Mann tot am Boden lag, aber es sah nicht danach aus, als wäre er ermordet worden. Er lag einfach nur da, grau und etwas aufgedunsen, und da waren sie und da war er, und natürlich lagen da auch Stöcke herum. Charlie hatte stellvertretend für sie alle die Erfahrung gemacht, dass man immer einen Stock benutzen sollte, wenn man in toten Sachen herumstocherte. Vor ein paar Jahren hatte er einmal eine tote Taube gefunden. Nachdem er sie aufgehoben hatte, war er mit seinem Fund bis zur Festung gelaufen. Charlie litt unter heftigen Allergien und hatte nicht gerochen, wie sehr der Vogel stank. Doch den anderen war es natürlich nicht entgangen, und so musste er sich noch immer damit abfinden, dass er seitdem den Spitznamen Skunk trug. Der Gestank war einfach nicht weggegangen, sosehr er sich auch wusch. Erst nachdem er nach Hause gelaufen war und ein Vollbad genommen hatte, war er den Geruch wieder los geworden, und natürlich sahen die anderen keinen Grund, ihn nicht immer wieder damit aufzuziehen. Wenn man dumme Sachen machte, musste man halt dafür bezahlen. Das war eine der einfachen Regeln, die ihr Leben bestimmten.
    Die jämmerliche Gestalt versuchte, sich aufzusetzen. Tom stach ihr den Stock in die Schulter und stieß so kräftig zu, wie er nur konnte. Wieder ertönte ein weinerlicher Laut, ehe die Gestalt umkippte und hilflos zappelte. Die glasigen Augen in dem auslaufenden Kopf zuckten. Der Fliegenschwarm summte einen Moment lang lauter, bis er sich wieder über sein Mahl hermachte.
    Tom lachte. „Mann, ist das widerlich.“
    Charlie nickte und leckte sich die wulstigen Lippen. Charlie hatte eine Schwester, die zwei Jahre älter als sie alle war, und sie waren übereinstimmend der Meinung, dass die Gesichtszüge, die ihn wie einen Fisch aussehen ließen, sie zu einem Pin-up-Girl machten. Es war schon eigenartig, wie so etwas lief. Jack räusperte sich und schaute sich wieder um. „Sollten wir jemandem Bescheid sagen?“ Natürlich hasste er es, diese Frage zu stellen, da er wusste, dass ihn alle komisch angucken würden.
    Tom grinste höhnisch. Tom grinste gern höhnisch. Manchmal war er ein ziemliches Arschloch. „Biste doof? Wir müssen doch erst mal sehen, was hier überhaupt los ist.“
    „Nun, ich meine ja nur! Ob er wirklich tot ist? Oder nur krank?“ Er deutete auf die tote Gestalt, die immer kräftiger zu werden schien. „Denn wenn er nur krank ist, könnten wir ganz schön Ärger bekommen.“ Er kannte sich in solchen Dingen aus. Sein Bruder Steve war drüben im Irak, und es gab alle möglichen Geschichten darüber, was mit Gefangenen geschah. Wenn sie nicht richtig behandelt wurden, bekamen die Soldaten, die auf sie aufpassen sollten, gewaltigen Ärger. Manchmal landeten sie sogar im Gefängnis. Steve war das natürlich nicht passiert, weil er einer von den Guten war, aber ein paar Typen, die er im Irak kannte, hatten am Ende richtig in der Scheiße gesessen.
    „Mann, das ist ein Zombie.“ Tom machte ein finsteres Gesicht und stieß so fest mit seinem Stock zu, dass der Stoff des Hemds über der Brust des Toten zerriss. Die Haut darunter war weich, und als etwas Nasses, Schwarzes heraussickerte, verfärbte sich der hellblaue Hemdstoff zu einem dunklen Grau. Tom schüttelte den Kopf. „Wenn der lebt, küsse ich Skunk auf den Mund.“
    „Es gibt wirklich Zombies?“ Die Frage kam von José, der zwar erst elf war, aber so cool, dass sie ihn als einen der ihren akzeptierten.
    Jack schaute von dem toten Mann zu José hinüber. „Muss es wohl. Na ja, schließlich haben wir hier einen, stimmt’s?“
    Alle schauten wieder den Toten an und versuchten sich davon zu überzeugen, dass es tatsächlich ein Zombie war. Es gab natürlichGeschichten. Sie konnten mit den Abendnachrichten zwar genauso wenig anfangen wie mit Bedienungsanleitungen, aber irgendwie bekam man manche Dinge einfach mit, auch wenn man es gar nicht wollte. Es gab Orte in Kalifornien und in Mexiko, die anscheinend von Toten überflutet worden waren. Fast alle hielten das für eine Art Scherz oder einen Werbe-Gag für einen neuen Monsterfilm aus Hollywood. Wenn man genug Geld hatte, konnte man Nachrichtensender dazu bewegen mitzuspielen. Zumindest sagte sein Vater das.
    Der Tote schlug mit dem Arm nach dem Stock, den Tom ihm in die Brust gebohrt hatte. Dabei riss der dicke Ast ein Stück fauliges Fleisch heraus.
    Skunk

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