The New Dead: Die Zombie-Anthologie
leer, bis auf eines.
Das Gleiche gilt für die Mietshäuser.
Eine Nachbarschaft aus Ruinen.
Mit Brettern vernagelte Fenster, Sperrholzplatten vor Türöffnungen, zerbrochene Fensterscheiben, herabhängende Fassadenverkleidungen, abblätternde Farbe, halb abgedeckte Dächer.
Alle, bis auf eines.
Ich sehe Copper schräg gegenüber auf seiner Veranda sitzen.
Copper sitzt in seinem Schaukelstuhl auf seiner Veranda.
Ich erinnere mich, dass ich etwas zu erledigen habe.
„Also, was wollen Sie?“
Copper sitzt regungslos in seinem Schaukelstuhl auf seiner Veranda. Die fleckige Hand über dem Handgelenk der anderen.
Es ist eine seltsame Haltung, und er wechselt von einem Handgelenk zum anderen, wenn man nur lange genug bei ihm ist, damit es einem auffällt.
Copper erklärt mir später, dass dies die Stelle ist, wo ihn die Kälte erwischt: Sie sticht ihm in die Handgelenke.
Seine Handgelenke werden kalt, eine klirrende Kälte, die langsam beginnt, ehe sie ihm bis ins Mark kriecht und nicht mehr weicht.„Fing an, als ich Mitte fünfzig war“, sagt er später, „und das Verfluchte daran ist, es ist so wie damals, als ich in Korea war. Dieselbe Kälte, als wäre ich immer noch da. Als wäre sie mir hierher gefolgt.“
Doch das erzählt er mir erst später.
Heute sitzt er mit einer Hand über dem Handgelenk der anderen da und starrt mich mit seinen milchig blauen Augen an.
„Sie sind die ganze Zeit hier“, sage ich. „Ich sehe, wie Sie Wache halten.“
Er dreht den Kopf und spuckt aus, ohne die Hand vom Handgelenk zu nehmen. Der Speichel fliegt über das Geländer, eine schimmernde Miesmuschel, die sich auf dem perfekt gemähten Rasen wölbt.
„Jap, ich bin zu Hause … Immer. Na und?“
„Nun, wir versuchen, eine Bürgerwehr in der Nachbarschaft auf die Beine zu stellen.“
Er zuckt nicht einmal mit der Wimper.
Seine Lippen sind fest zusammengepresst, weiß, oben und unten.
„Ein Auge aufs Nachbarhaus zu werfen, uns gegenseitig zu beschützen“, führe ich weiter aus.
„Ich bin zu Hause.“
Noch ein Schleimbrocken über das Geländer, auf den perfekt getrimmten Rasen. Irgendwie schafft er es, den Blickkontakt dabei zu halten.
„Immer zu Hause.“
„Ja, Sir.“
Wir gehen erst einmal nicht weiter darauf ein.
Wir lassen es eine Weile so stehen, lassen es sacken, wie seine Spucke, die gerade da unten an den Grashalmen hängt und dann im Gras versickert, obwohl ich nicht mit Sicherheit sagen kann, dass sie das wirklich tut, da ich Copper nicht aus den Augen lasse.
Copper bewegt sich nicht das kleinste bisschen, und das wird auch so bleiben.
Da ich der Eindringling bin, liegt es also an mir, das Schweigen zu brechen.
„Seit Sie die Augen offen halten, scheint es so …“
Ohne Unterbrechung des Blickkontakts noch ein Schleimbrocken über das Geländer.
Obwohl seine milchig blauen Augen nicht die geringste Regung zeigen, merke ich, wie er mich von oben bis unten mustert – abwartet,ob ich dem Blick standhalte oder seinem Rotz hinterherschaue, um festzustellen, ob er so grün wie das satte Grün am St. Patrick’s Day ist.
Coppers Rasen ist perfekt … immer. Der einzige Rasen im Viertel, der immer getrimmt und grün ist, und Coppers Auswürfe werden das kein bisschen ändern. Sein Blick bleibt ausdruckslos, doch ich spüre, dass ihn das Ganze ein wenig amüsiert.
Das, was glasklar darin zu erkennen ist, ist genau das, was er nie sagen würde.
„… nun, wir passen gegenseitig auf uns auf.“
Er sagt es erst später, um die Atmosphäre zu reinigen.
Später, als wir uns ein bisschen besser kennenlernen, wenn wir gemeinsam im Keller auf T warten.
Später, wenn er uns von der Kälte erzählt und wie sich diese mit scharfen Zähnen in seinen Handgelenken verbiss, von Korea, von Nam, ehe es Nam war, von seiner Frau Becca, ehe sie ihn verließ, von seinem bunten Kater Hank, bevor T Hank in den Keller brachte, die Tat verübte und die ganze Kacke am Dampfen war.
Später spricht er aus, was sein Blick jetzt laut und deutlich sagt, und ich kann verdammt gut hören. Er sagt es später, um klarzustellen, dass es zwischen uns nichts gibt, was wir uns verübeln könnten.
Wofür brauche ich dich eigentlich? Wofür? Etwa, um auf mich aufzupassen oder auf meine Sachen? Was kannst du schon für mich tun, was ich nicht schon selbst tue oder getan habe … oder war … oder bin … oder sein werde?
Ich bin zu Hause … Immer.
All das sagt er später.
Nicht jetzt, nicht auf der Veranda.
Nicht
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