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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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besseren Überblick zu verschaffen.
    Copper gibt den Befehl.
    Coppers Hände ergreifen T, seine Finger halten den Kopf des Jungen fest, wobei sich ein Daumen tief in dessen linke Augenhöhle bohrt.
    T kreischt wie ein Mädchen und versucht, wild um sich zu schlagen, aber Fetus und ich haben jeweils einen Arm gepackt. Er erinnert mich an eine Wünschelrute.
    Wir ziehen gleichzeitig, und irgendetwas gibt nach. Etwas Schwarzes spritzt vom Fensterbrett, und etwas, das schwärzer ist als der Schatten, bildet Lachen auf dem Boden. Ts Schreie werden noch lauter, als wir ihn hereinzerren.
    Fetus beugt sich vor, um im rechteckigen Schein des Mondes vom Boden zu trinken.
    Ich sehe Stouts Lächeln.
    Im fahlen Licht leuchten seine verfaulten Zähne violett, sein Kinn ist feucht, seine Grübchen tief.
    Bevor er aus meinem Blickwinkel verschwindet, sehe ich ihn hastig wie ein Neugeborenes trinken, wobei er nur einmal innehält, um den Kopf in den Nacken zu legen und vergnügt zu glucksen.
    Das Fenster wird zum Maul, der Keller zur Kehle. Zähne aus zerbrochenem Glas graben sich in T und schlitzen ihn auf.
    T glitscht in den Keller, und wir nehmen ihn mit Haut und Haaren, mit allem, was er je gewesen war und nie sein würde, mit allem, was er hätte sein können und doch nie erreicht hatte und auch nie erreichen würde.
    Ich helfe Copper, T zu zerlegen und auszuschlachten.
    Ts Todesschrei ist lieblich, schrill und kurz. Copper summt vor sich hin.
    Ts Fleischfetzen werden wie ein Fadenspiel zwischen uns hin und her gereicht, Stränge bilden sich, werden gespannt und reißen.
    Tropfen seines Blutes, Rinnsale, dampfende Ströme, ganze Flüsse und Meere nässen den Boden.
    Wir teilen ihn unter uns auf; er ist Brot, Wasser, Wein.
    Wir verschanzen uns.
    Blut wird zu Rost, Knochen zu Span, Fleisch zu Feuer, Tod zum Zuhause.
    Zu Hause.
    Immer zu Hause.
    Dieses E-Book wurde von der "Verlagsgruppe Weltbild GmbH" generiert. ©2012

IM STAUB
    VON TIM LEBBON
    Wir hätten wissen müssen, dass sie uns eines Tages nicht mehr rauslassen würden.
    Mir war bereits der Rauch aufgefallen, der wieder aus den Verbrennungsgruben aufstieg, und ein kaltes Grausen hatte sich in mir breitgemacht. Doch ich hielt es für besser, den anderen nichts davon zu erzählen. Jamies Rumgepolter würde mich nur ankotzen, und für Bindy – so fürchtete ich – wäre es das Ende. Wenn die Ereignisse sie schließlich in den Wahnsinn oder Selbstmord trieben, wollte ich nicht der Auslöser dafür sein.
    So dämmerte es den anderen erst, als wir die alte Steinbrücke erreichten.
    „Was zum Teufel …?“, schimpfte Jamie.
    „Toby …“ Bindy ließ den Karren los und packte meine Hand. Vor der Seuche hatte uns nur eine lockere Bekanntschaft verbunden, und auch jetzt lief nichts zwischen uns, aber die körperliche Nähe half ihr, mit allem fertig zu werden. Was mich anging … Ich wurde durch sie nur an die Vergangenheit erinnert.
    „Sie haben die Brücke gesperrt“, sagte ich.
    „Und verbrennen irgendwas in den Gruben.“ Jamie lief voraus und trat an die Barrikade aus kreuz und quer übereinandergetürmten Betonblöcken und Unmengen von Nato-Draht, die sie errichtet hatten, während wir auf der Suche gewesen waren.
    „Toby …?“, wiederholte Bindy, wobei sie meine Hand fest drückte.
    „Ist schon gut“, antwortete ich und erwiderte den Druck. Doch ich wusste, dass es ganz und gar nicht gut war.
    Ich blickte auf den Karren, den wir vor uns hergeschoben hatten. Die Augen eines toten kleinen Mädchens starrten mich an. Sie war kurz nach dem Ausbruch der Seuche gestorben und hatte sich seit der Säuberungsaktion vor drei Wochen nicht mehr geregt, doch in ihren Augen lag noch ein Glanz, wie man ihn nur von Lebenden kennt. Für mich war das immer das Schlimmste … Nicht, dass sie sich bewegten, obwohl sie tot waren, nicht ihre Seelenlosigkeit oder dass sie nach den knorpeligen Herzen der Lebenden lechzten, sondern dass die Augen noch so voller Leben waren.
    Das Mädchen erwiderte meinen Blick, ohne zu sehen. Rasch schaute ich weg.
    „Hey!“, rief Jamie. „Guckt mal!“
    „Toby, ich möchte da nicht rauf“, sagte Bindy.
    „Dann bleib bei ihr“, erwiderte ich, ließ sie los und ging hinter Jamie her. Ich hörte, wie Bindy tief Luft holte, und wusste, dass ich grausam sein konnte. Aber sie war schwach, und manchmal hatte ich einfach keine Geduld mehr mit ihr.
    Ich erreichte die Barrikade und kletterte zu Jamie hinauf, der durch die Schlingen aus Nato-Draht spähte.

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