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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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und haue aus diesem Scheißloch ab.“
    Ich folgte ihm zur Straße zurück.
    „Was machen wir damit?“, fragte er und wies auf das tote Mädchen.
    Eine Sekunde lang wusste ich auch nicht weiter. In dem Moment, als wir die Leiche auf dem Friedhof auf einer Grabplatte hingestreckt vorgefunden hatten, war die Verantwortung für sie auf uns übergegangen, und der Gedanke, sie einfach irgendwo zu entsorgen, erfüllte mich mit Entsetzen. Sie war die Tochter, der kleine Schatz von irgendjemandem gewesen, und sie hatte etwas anderes verdient.
    „Schmeiß sie von mir aus in den Abflussgraben“, sagte Jamie, als keiner von uns antwortete. Er marschierte auf der Straße davon. „Ich gehe zum Queens. Ihr findet mich in der Bar.“
    Bindy schaute mich an.
    „Lass sie uns dahin zurückbringen, wo wir sie gefunden haben“, schlug ich vor. Bindy schien einverstanden zu sein. Der Anflug eines Lächelns umspielte ihre Lippen.
    Jamie war dabei, sich zu betrinken, als ich mit Bindy zum Queens Hotel kam. Er hatte sich an einen Tisch in der Bar gesetzt, und als wir den Raum betraten, sahen wir, wie er durch den Raum torkelte, die Tresenklappe öffnete, sich einen Whiskey einschenkte und dann zu seinem Platz zurückwankte. Noch bevor er wieder saß, hatte er beinahe das ganze Glas geleert. Vielleicht spendete ihm gerade das Trost.
    „Was habt ihr mit ihr gemacht?“, lallte er.
    „Auf den Friedhof zurückgebracht“, antwortete Bindy.
    Jamie schnaubte, doch mir war nicht klar, was es bedeuten sollte.
    „Ich hol uns was zu essen“, sagte ich. „Dann sollten wir besprechen, was zu tun ist.“
    „Besprechen?“, rief Jamie. Er sah so aus, als würde er gleich hochgehen, und ich bereitete mich innerlich bereits darauf vor. Doch dann rutschte ihm das Glas aus der Hand und landete aufrecht stehend auf dem Tisch, ohne dass auch nur ein Tropfen verschüttet wurde. Jamie legte eine Hand an die Stirn. Er stieß ein kurzes Schluchzen aus, hob den Kopf und hatte wieder seine coole Miene aufgesetzt.
    „Jamie …“, begann Bindy.
    „Scheiß drauf!“, stieß er hervor. „Es gibt für uns nichts anderes zu tun, als von hier abzuhauen. Ich hab doch nichts getan … gar nichts. Und ihr auch nicht.“ Er zeigte auf uns, und ich fragte mich, wie viele Leute er wohl sah. „Es ist nicht okay, dass sie uns hier festhalten und … Ich werde abhauen.“
    „Ich hole uns was zu essen“, wiederholte ich, da ich merkte, dass Jamie gleich ausrasten würde – es zeichnete sich seit Tagen ab –, und ich keine Lust hatte, das mitzuerleben. Rasch ging ich in die Großküche und warf einen Blick auf die Tür zur großen Gefrierkammer, die wir nicht mehr zu öffnen gewagt hatten, seit der Strom abgeschaltet worden war. In der Speisekammer befanden sich genügend Lebensmittel … Dosen- und Tütenfraß, Trockenobst und -gemüse. Wenn es in den vergangenen Tagen Mittagessen gegeben hatte, mussten wir schon beinahe darüber lachen, wie scheußlich es schmeckte, doch angesichtsder Tatsache, dass wir hier ohne jede Aussicht auf ein Entkommen eingeschlossen waren, war uns das Lachen mittlerweile vergangen.
    Ich sammelte schnell irgendetwas Essbares zusammen, weil es Wichtigeres zu tun gab, und trug die Sachen in die Bar. Dort stellte ich erstaunt fest, dass Jamie sich wieder beruhigt hatte. Er war noch immer dabei, sich zuzuschütten, und Bindy saß ihm gegenüber am Tisch. Vor ihr standen zwei Gläser und eine geöffnete Flasche Wein. Als ich mich zu ihnen setzte, schenkte sie mir ein Glas ein. Jamie blieb beim Whiskey.
    „Dieses Feuer …“, sagte sie. „Wir haben seit zwei Tagen keine Leiche mehr rausgebracht. Könnte es vielleicht die … Na, du weißt schon, wen ich meine. “
    Natürlich erinnerte ich mich an die Leiche, die sie meinte: eine große, fette Frau, nackt, mit zerkratzten Brüsten und fauligen Fleischresten zwischen den Zähnen. Und diesem Blick, der so trügerisch lebendig wirkte.
    „Die haben sie noch an dem Tag verbrannt, als wir sie hinbrachten“, erwiderte ich.
    „Genau“, stimmte Jamie zu.
    „Also hat es einen weiteren Ausbruch gegeben“, folgerte Bindy. Sie starrte in die dunkelrote Flüssigkeit in ihrem Glas. Der Wein hatte ihre Lippen bereits verfärbt, etwas, das ich bei Frauen, die Rotwein tranken, schon immer unerhört sexy gefunden hatte. Bei Bindy jedoch nicht.
    „Nicht unbedingt“, gab ich zu bedenken. „Wenn es noch einen Ausbruch gegeben hat, warum sollten sie uns dann hier festhalten?“
    „Es ist im Staub“,

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