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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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meinte Jamie. „Ich hab’s euch doch gesagt, oder? Ich hab’s die ganze Zeit gesagt.“ Er fuhr mit dem Finger an der Innenseite seines Glases entlang, befeuchtete ihn mit Whiskey und führte ihn an die Zunge. Vom ersten Tag an hatte Jamie die Vermutung geäußert, dass die Seuche – Viren, Bakterien … offensichtlich wusste niemand so recht, wodurch sie ausgelöst wurde – in dem Staub verlassener Städte überlebte. Auf den Augen der von uns gefundenen Toten hatte er eine Staubschicht bemerkt, die das eindringende Licht filterte, aber ich glaube, dass er vielleicht ein bisschen wahnsinnig geworden war. Wir alle gestanden uns unseren ganz persönlichen Wahnsinn zu.
    Wir tranken noch einige Gläser, brachten aber keinen Plan zustande. Jamie war betrunken, verbittert und hatte Angst, Bindy ließ nichtsan sich herankommen, und ich brauchte eigentlich gar keinen Plan. Mein Ziel hatte immer darin bestanden, Fionas Leiche zu finden, wo auch immer sie sein mochte, und es gab nur eines, was mich wirklich vorantrieb: die Hoffnung, dass sie getötet und von denen gefressen worden war, die man mittlerweile als Zombies bezeichnete.
    Die andere Möglichkeit bestand darin, dass sie sich in einen Zombie verwandelt hatte, und der Gedanke, in ihre toten Augen zu blicken und genau das zu erkennen, war mir unerträglich.
    Wir bezogen drei nebeneinanderliegende Zimmer mit Bad. Bindy und ich trugen Jamie ins Bett und versuchten, sein Geschwafel und seine Tränen zu ignorieren. Zurück auf dem Flur, wünschte ich ihr eine gute Nacht.
    „Toby“, sagte sie mit verändert klingender Stimme. „Ich weiß, was du von mir hältst, aber ich bemühe mich. Ich bemühe mich wirklich.“ Sie sprach zwar ein wenig undeutlich, wirkte aber beherrschter, als ich sie je erlebt hatte. Einmal hatte sie mir – es mag wohl vier Jahre her sein – ein Frühstück in einem Café in der Stadt serviert, und ich hatte mit ihr geflirtet. „Ich denke immer noch, dass morgen ein neuer Tag sein wird, aber das wird es nicht. Es wird nur noch ein Heute geben.“ Sie wollte sich umdrehen, um in ihr Zimmer zu gehen, doch ich hielt sie am Arm fest. Sie berührte meine Hand und lächelte traurig.
    „Vielleicht haben sie die Barrikade errichtet und sind dann abgezogen.“ Was für ein Quatsch, dachte ich, doch mir fiel nichts anderes ein, was ich hätte sagen können.
    „Sie haben eine Mauer gebaut“, sagte sie. „Und Jamie hat recht: Keiner von uns hat etwas getan.“ Mit diesen Worten verschwand sie in ihrem Zimmer.
    Eine Weile lag ich in meinem Bett und versuchte einzuschlafen. Ich befand mich mitten in der Stadt, doch war sie durch die Geschehnisse der letzten Tage nicht mehr wiederzuerkennen. Der Rathausplatz mit seinem hübschen blumengeschmückten Uhrenturm und dem bei Regen rutschigen Kopfsteinpflaster war jetzt der Ort, an dem ich sechs tote Zombies und die Überreste mehrerer kleiner Kinder gefunden hatte, um die sie sich gestritten hatten, als die Säuberungsaktion durchgeführt wurde. Das alte Schloss ist jetzt für mich mit dem Bildder Familie verbunden, die sich dorthin geflüchtet hatte, um dann zu sterben … Vater, Mutter und zwei Kinder, in der Lache ihres sich vermischenden Blutes liegend, das aus den Wunden sickerte, die ihnen der Mann mit dem Messer zugefügt hatte, das er noch immer in der Hand hielt. Die Straßen, durch die ich mit Fiona gegangen war, die Kneipen, in denen wir etwas getrunken, und die Restaurants, in denen wir gegessen, gelacht und leise über unseren Kinderwunsch gesprochen hatten, hatten sich auf eine subtile Art und Weise verändert. Manche dieser Veränderungen spiegelten sich in der Stille wider, andere in dem Blut, dem Geruch der Verwesung und dem Tod.
    Ich war in meiner Heimatstadt gefangen, aber ich hatte mich noch nie so fremd gefühlt.
    Während ich einschlummerte, ging mir noch einmal die Frage durch den Kopf, was wohl mit den übrigen Bewohnern von Usk geschehen war. Die meisten waren nach den ersten Angriffen geflohen, doch schon bald gefasst und in der alten Militärbasis in Glascoed eingesperrt worden. Ein Großteil derer, die zurückgeblieben waren, wurde getötet oder infiziert, und dann war die Säuberungsaktion erfolgt, bei der die ganze Stadt drei Tage lang stündlich mit einem „Gegenmittel“ – wie das Militär es nannte – besprüht worden war, während Bindy, Jamie und ich über die steinerne Flussbrücke die Stadt verlassen hatten. Sie hatten uns nur deshalb nicht erschossen, weil uns ihr

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