The New Dead: Die Zombie-Anthologie
Lösungsmittel nicht umgebracht hatte.
Unter der Bedingung, dass wir ihnen halfen, geeignete Zombieleichen für Studienzwecke zu finden, hatten sie uns erlaubt, in der Nähe der Stadt zu bleiben. Jeden Abend durften wir die Stadt verlassen, um in der tröstlichen Sicherheit der Quarantänestation zu übernachten, doch ich rechnete jeden Tag damit, dass sie uns dies plötzlich verweigerten. Mir war es egal, weil Fiona zurückgeblieben und noch immer nicht gefunden worden war.
Die Bilder von alten Freunden und Bekannten aus der Stadt kamen mir in den Sinn, als ich in einen unruhigen Schlaf versank. Einige von ihnen lächelten, andere waren einfach nur tot.
Andere wüteten und tobten.
Hubschraubergeräusche weckten mich. Ich ging zum Fenster und sah eine Militärmaschine über der Stadt umherschwirren. Zuerst nahmich an, sie würden schon wieder sprühen, doch dann bemerkte ich die Kameras, die unter dem Helikopter angebracht worden waren.
„Bitte kommen Sie raus auf die Straße, wo wir Sie sehen können“, erklang eine Tonbandstimme. „Stellen Sie sich auf die Kreuzung und geben Sie sich zu erkennen.“
Geben Sie sich zu erkennen! , dachte ich. Wir hatten nun schon seit drei Wochen für diese Mistkerle Leichen aus der Totenstadt geschleppt, und sie waren nicht einmal in der Lage, uns beim Namen zu nennen.
Auf dem Flur stieß ich auf Bindy, und wir klopften an Jamies Tür. Er ist tot , dachte ich, Pulsadern aufgeschnitten, Herzversagen, Schlaganfall . Doch dann öffnete er die Tür und blinzelte verschlafen. Er hatte einen gewaltigen Kater. Ich lachte in mich hinein.
„Was zum Teufel soll das?“, knurrte er.
„Nichts. Komm, lass uns mal nachsehen, was los ist.“
Bindy und ich mussten einige Minuten lang auf der Straßenkreuzung vor dem Hotel auf Jamie warten. Währenddessen flog der Hubschrauber drei Mal über uns hinweg, wobei sich die Kameras leicht zu drehen schienen. Obwohl noch früh am Morgen, war es bereits recht warm, und die Rotorblätter wirbelten riesige Staubwolken auf, die wie ein Sturm durch die Straße zogen und durch die zerschlagenen Schaufenster in die verlassenen Geschäfte wehten.
Jamie bekam einen Hustenanfall und spülte den Staub mit einem kräftigen Schluck aus seiner Whiskeyflasche herunter.
„Du willst mich wohl verarschen“, brüllte ich.
„Hey, Mann, das ist ein freies Land!“ Er kicherte wie ein Irrer und nahm einen weiteren Schluck.
Der Hubschrauber kam wieder zurück und schwebte etwa dreißig Meter weiter über der Straße. Wegen des aufgewirbelten Staubs und Sandes konnten wir kaum etwas erkennen, und der Lärm war ohrenbetäubend. Die Lautsprecher übertönten dennoch alles.
„Zu Ihrer eigenen Sicherheit werden Sie für die nächsten achtundvierzig Stunden innerhalb der Stadtgrenzen in Quarantäne bleiben.“
Das ist nicht fair , dachte ich. Wir können ihnen keinerlei Fragen stellen.
„In dieser Zeit werden gewisse Arbeiten ausgeführt werden. Versuchen Sie nicht, diese zu behindern oder sich einzumischen. Unternehmen Sie keinen Fluchtversuch.“
„Versucht doch mal, mich aufzuhalten, ihr Mistkerle!“, schrie Jamie. Mir wurde klar, dass er noch immer betrunken war.
„Jede Art von Fluchtversuch wird mit einem tödlichen Gegenschlag beantwortet.“
Der Lärm schien abzuebben, und wir drei fühlten uns wie in einer surrealen Schockblase gefangen. Sie werden uns erschießen , dachte ich fassungslos, und ihr militärischer Jargon versetzte mich plötzlich in Rage. Warum konnten sie nicht einfach sagen, was sie meinten?
Ich blickte an Bindy vorbei zu Jamie. Er erwiderte meinen Blick, lächelte und zuckte die Schultern. Er machte mal wieder einen auf cool.
„Toby Parsons, bitte begeben Sie sich allein zur Kreuzung bei der Grundschule. Dort werden Sie weitere Anweisungen erhalten und uns Ihre Fragen stellen können.“
Ich hasste den technisch verzerrten Klang dieser Stimme. Der Sprecher könnte lachen oder weinen, und wir würden es nicht einmal merken.
Der Hubschrauber drehte ab und verschwand über den Dächern. Jamie reckte den Mittelfinger seiner rechten Hand in die Höhe.
„Was hat das alles zu bedeuten?“, wollte Bindy wissen. „Welche Arbeiten wollen sie denn noch ausführen?“
„Das werde ich hoffentlich herausfinden“, antwortete ich.
„Warum nur du?“, fragte Jamie. „Warum zum Teufel sollst nur du …“
„Jamie“, sagte ich freundlich und ruhig, und er schien mir tatsächlich zuzuhören. Vielleicht hatte ich noch nie in
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