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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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Stadt zurück.
    Über einen Job wusste Benny bereits Bescheid: „Erosionskünstler“. Er hatte die Erosionsporträts gesehen, die überall in der Stadt hingen, und Tausende von ihnen waren an den Außenposten des Stadtzauns angebracht worden.
    Der Job war vielversprechend, da Benny ein recht guter Künstler war. Die Leute wollten wissen, wie ihre Angehörigen wohl aussähen, sollten sie zu Zombies geworden sein. Also nahmen sich die Erosionskünstler ein Familienfoto vor und zombifizierten es. Benny hatte Dutzende dieser Porträts in Toms Büro gesehen. Ein paarmal hatte er sich gefragt, ob er einem Künstler das Bild seiner Eltern geben und sich ein solches Porträt anfertigen lassen sollte. Letztlich hatte er es doch nicht getan, denn bei der Vorstellung, dass seine Eltern Zombies waren, stieg Übelkeit in ihm auf und er wurde wütend.
    Doch der Aufsicht führende Künstler Sacchetto meinte, er solle sich erst einmal an einem Bild eines Verwandten versuchen, denn so bekäme man einen besseren Eindruck davon, was die Kunden empfänden. Also holte Benny im Rahmen des Probezeichnens das Foto seiner Lieben aus dem Portemonnaie und versuchte es.
    Sacchetto runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. „Sie sehen zu bösartig und Furcht einflößend aus.“
    Benny versuchte es noch einmal mit verschiedenen Fotos ihm unbekannter Menschen aus den Akten des Künstlers.
    „Immer noch zu bösartig und furchterregend“, tadelte Sacchetto mit geschürzten Lippen und missmutig den Kopf schüttelnd.
    „Sie sind bösartig und furchterregend“, beteuerte Benny beharrlich.
    „Nicht für die Kunden; für sie nicht“, widersprach Sacchetto.
    Benny geriet beinahe in Streit mit ihm. Wenn es ihm gelang zu akzeptieren, dass seine Eltern fleischfressende Zombies waren, warumsollte dann nicht auch jeder andere diesen Gedanken in seinen Kopf bekommen können?
    „Wie alt warst du, als deine Eltern dahinschieden?“, fragte Sacchetto.
    „Achtzehn Monate.“
    „Also hast du sie nicht richtig gekannt.“
    Benny hielt kurz inne, und wieder blitzte das alte Bild in seiner Erinnerung auf. Mom, die aus Leibeskräften schrie. Die blasse, unmenschliche Fratze, die einst Dads lächelndes Gesicht gewesen war. Und dann die Dunkelheit, als Tom ihn forttrug.
    „Nein“, antwortete er verbittert. „Aber ich weiß, wie sie ausgesehen haben, und ich weiß einiges über sie. Zum Beispiel, dass sie Zombies sind. Vielleicht sind sie jetzt aber auch tot, ich meine … Zombies sind doch Zombies, oder?“
    Nach der Probestunde wurde ihm der Job nicht angeboten.
    III.
    Es waren noch zehn Tage bis September, und Benny hatte noch immer keinen Job gefunden. Er konnte nicht gut genug mit einem Gewehr umgehen, um Zaunwächter zu werden; er war zu ungeduldig, um in der Landwirtschaft, und zu schwach, um als „Einschläger“ oder „Abtrenner“ zu arbeiten. Nicht, dass ihn das Einschlagen von Zombieköpfen mit einem Vorschlaghammer und deren Abtrennen besonders gereizt hätte, auch wenn er diese Monster abgrundtief hasste. Vielmehr war es das Töten. Zugleich sah es aber auch nach harter Arbeit aus, und Benny war nicht sonderlich an etwas interessiert, das in den Stellenanzeigen mit „körperlich schwere Arbeit“ beschrieben wurde. Wollte man damit etwa Bewerber anlocken?
    Nachdem er eine Woche lang hin und her überlegt und Chong ihm endlose Vorträge darüber gehalten hatte, dass er sich von vorgefassten Meinungen lösen müsse und ein Teil des ko-kreativen Prozesses des Universums oder irgend so was werden solle, bat Benny seinen Bruder Tom, ihn als Lehrling einzustellen.
    Tom musterte ihn mit argwöhnischem Blick, doch als er merkte, dass Benny nicht scherzte, riss er die Augen überrascht auf.
    Als ihm klar wurde, was Benny von ihm wollte, traten ihm beinahe Tränen in die Augen. Er versuchte, Benny zu umarmen, was jedochin diesem Leben nicht mehr geschehen würde. Schließlich gaben sie sich die Hand darauf.
    Benny ließ einen glücklich lächelnden Tom zurück und ging in sein Zimmer, um vor dem Abendessen ein kleines Nickerchen zu machen. Er setzte sich auf sein Bett und starrte aus dem Fenster, als könnte er das Morgen sehen und das Übermorgen und den Tag danach. Nur er und Tom.
    „Das wird echt beschissen“, stöhnte er.
    IV.
    An diesem Abend saßen sie auf der vorderen Treppe und beobachteten, wie die Sonne hinter den Bergen unterging.
    „Warum machst du diesen Kram?“, wollte Benny wissen.
    Tom nippte an seinem Kaffee, und es dauerte

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