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The New Dead: Die Zombie-Anthologie

The New Dead: Die Zombie-Anthologie

Titel: The New Dead: Die Zombie-Anthologie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Max Brooks , Joe Hill , Tad Williams
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Abstand einzuhalten.
    Tom antwortete mit einer Gegenfrage: „Kannst du das Wasser hören?“
    Benny lauschte angestrengt. „Nein.“
    „Da hast du die Antwort. Fließendes Wasser bedeutet ständiges Rauschen. Dadurch werden andere Geräusche überlagert. Wir werden uns nur dann dem Fluss nähern, wenn wir auf die andere Seite oder unsere Feldflaschen auffüllen wollen. Bei Stille kann man einfach besser hören. Denk immer daran: Wenn wir etwas hören können, hört man uns höchstwahrscheinlich ebenso. Auch wenn wir nichts hören können, bemerkt man uns möglicherweise trotzdem, und wir bekommen nicht mit, dass da noch „jemand“ ist, bis es zu spät ist.“
    Als sie dem Echo der Schüsse folgten, bog der Pfad in Richtung des Flüsschens ab. Tom blieb kurz stehen und schüttelte missbilligend den Kopf. „Nicht besonders clever“, stellte er fest, ohne zu erklären, was er damit meinte. Sie liefen weiter.
    Benny übte sich darin, so leise wie möglich zu sein. Es fiel ihm weitaus schwerer, als er gedacht hätte, und eine Zeit lang hatte er den Eindruck, einen fürchterlichen Radau zu veranstalten. Zweige zerbrachen mit einem lauten Krachen unter seinen Füßen, sein Atem klang wie ein fauchender Drache, und die Hosenbeine seiner Jeans scheuerten wie eine Schleifmaschine aneinander. Tom riet ihm, sich darauf zu konzentrieren, jeweils nur ein Geräusch zu vermeiden.
    „Versuch nicht, zu viel gleichzeitig zu lernen. Konzentrier dich auf eine neu erlernte Sache und präg sie dir durch mehrfache Wiederholung ein. Und dann mach dich an das Nächste.“
    Als sie sich der Stelle näherten, an der sie die Schützen vermuteten, bewegte Benny sich schon deutlich leiser und stellte überrascht fest, dass ihm die Herausforderung Spaß machte. Es war wie beim „Geisterticken“ mit Chong und Morgie.
    Tom blieb stehen und lauschte mit schräg gelegtem Kopf. Er führte einen Finger an die Lippen und gab Benny zu verstehen, keinen Mucks von sich zu geben. Sie standen auf einem Feld, das mit hochgewachsenem Gras bedeckt war und zu einer Gruppe dicht beieinanderstehender Birken führte. Hinter den Bäumen war das Lachen und Rufen mehrerer Männer zu hören und hin und wieder der dumpfe Knall eines Pistolenschusses.
    „Bleib hier“, flüsterte Tom und verschwand so schnell und leise im hohen Gras wie eine plötzlich aufkommende Brise. Benny verlor ihn sofort aus den Augen. Weitere Schüsse krachten.
    Es verging mindestens eine ganze Minute, bis Benny ein stechendes Brennen in der Brust verspürte, und nun bemerkte er überrascht, dass er den Atem anhielt. Er holte tief Luft.
    Wo war Tom?
    Noch eine Minute. Erneutes Lachen und Rufen. Vereinzelte Schüsse. Die dritte Minute. Die vierte.
    Unvermittelt erhob sich etwas Großes und Dunkles wenige Schritte von ihm entfernt aus dem hohen Gras.
    „Tom!“, hätte Benny beinahe geschrien, doch glücklicherweise konnte ihn sein Bruder gerade noch darin hindern. Tom beugte sich über ihn und sprach ganz leise.
    „Benny, hör zu. Auf der anderen Seite der Baumgruppe ist etwas, das du unbedingt sehen musst. Wenn du die ganze Sache richtig verstehen willst, musst du das einfach sehen.“
    „Was denn?“
    „Kopfgeldjäger. Es sind drei. Ich hab sie schon mal gesehen, aber nicht so nahe bei der Stadt. Ich möchte, dass du mitkommst und zuguckst. Sei ganz leise. Du darfst nichts sagen und dich nicht bewegen.“
    „Aber …“
    „Mach dich auf etwas Scheußliches gefasst. Bist du bereit?“
    „Ich …“
    „Ja oder nein? Wir können unseren Weg Richtung Südosten fortsetzen oder nach Hause gehen.“
    Benny schüttelte den Kopf. „Nein, ich bin bereit.“
    Tom lächelte und drückte Bennys Arm. „Wenn’s gefährlich wird, möchte ich, dass du wegrennst und dich versteckst. Hast du verstanden?“
    „Ja“, antwortete Benny, doch Toms Worte versetzten ihm einen Stich. Wegrennen und verstecken. War das die einzige Strategie, die Tom kannte?
    „Versprochen?“
    „Ich verspreche es.“
    „Gut. Also … mir nach. Wenn ich einen Schritt mache, machst du auch einen Schritt. Wenn ich stehen bleibe, bleibst du ebenfalls stehen. Tritt nur da hin, wo ich hintrete. Kapiert? Gut.“
    Tom führte sie durch das hohe Gras. Sie bewegten sich nur langsam vorwärts und änderten hin und wieder ihre Richtung, je nachdem, von wo der Wind gerade kam. Als Benny das begriff, fiel es ihm leichter, es seinem Bruder gleichzutun. Nach mehreren Minuten erreichten sie die Baumgruppe, und nun konnte Benny das

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