THE OTHERS - Sie wollen dein Blut - Haines, J: OTHERS - Sie wollen dein Blut - Taken by the Others (2. Band der Others-Serie)
hätten gesagt, dass eine Person, die ein Vampir für sich beansprucht, unter seinem Schutz steht und andere sich fernhalten müssen?«
»So ist es auch. Die Ausnahme von dieser Regel ist, wenn ein Vampir Gewalt gegen einen anderen ausübt, egal, ob die se Gewalt berechtigt ist oder nicht. Nachdem er denkt, dass Sie oder ich Anastasia getötet haben, will er Entschädigung für seinen Kummer. Ihnen Schaden zuzufügen betrachtet er als diese Entschädigung. Allerdings hat er sich mit dem Versuch, Sie zu entführen, viel zu weit aus dem Fenster gelehnt. Sehen Sie, er hat keinen echten Beweis dafür, dass einer von uns für den Tod seiner Schöpfung verantwortlich ist. Er kann sich nur sicher sein, dass wir irgendwie daran beteiligt waren. Aufgrund dieser Tatsache wollte er Sie wahrscheinlich entführen, um Sie als Druckmittel in Verhandlungen gegen mich einzusetzen und mich damit dazu zu bringen, ihm zu geben, was er will.«
Ich verdrehte die Augen. »Sicher, das ergibt irgendwie Sinn. Vampirpolitik ist ziemlich lächerlich, wissen Sie das?«
Er lachte und lehnte sich auf der Couch zurück. Mit einer Hand strich er sich die schulterlangen Strähnen aus dem Gesicht, um mich ansehen zu können, während er den anderen Ellbogen auf die Rückenlehne und den Kopf auf seine Faust stützte. In seinen Augen funkelte Humor. Er wirkte, als würde er für ein Fotoshooting posieren. Hätte ich es nicht besser gewusst, hätte ich gesagt, er flirtete. »Mir ist bewusst, dass andere es so sehen könnten. Wir neigen dazu, an unseren Regeln festzuhalten, nachdem sie schon so lange dazu beitragen, den Großteil von uns am Leben zu halten.«
Ich schürzte nachdenklich die Lippen und fragte mich, warum er so entgegenkommend war und was für ihn dabei heraussprang. Er war heute Nacht viel zu lässig und viel zu nett. Was erwartete er im Gegenzug dafür von mir?
»Bilden Sie dann die Ausnahme von der Regel?«, wollte ich wissen und hoffte inständig, dass das ein sicheres Thema darstellte. »Sie sind derjenige, der beschlossen hat, dass es eine gute Idee ist, in Rohrik Donovans Fußstapfen zu treten und den Leuten die warme, weiche Seite der Vampire zu zeigen.«
Ich war immer neugierig gewesen, warum Royce der Welt die Existenz von Vampiren offenbart hatte. Rohrik Donovan, der Anführer von New Yorks größtem Werwolfrudel, war der erste Other gewesen, der sich offen als solcher zu erkennen gegeben hatte. Er und sein Rudel, die Moonwalker-Sippe, hatten nach dem 11. September 2001 dabei geholfen, in den Trümmern nach Überlebenden zu suchen. Kurz darauf hatte Royce in einer Pressekonferenz eine ähnliche Nummer abgezogen und demonstriert, dass er kein Möchtegern mit Reißzahnkappen vom Zahnarzt und zu viel Rollenspielerfahrung ist. Es war ihm gelungen, eine Massenpanik zu vermeiden, indem er große Wohltätigkeitsspenden leistete und den Familien Hilfe anbot, die von der Terrorattacke getroffen worden waren.
Bei Royce handelte es sich um einen der wenigen älteren Vampire, die sich der Öffentlichkeit stellten und auch einmal Interviews gaben. Man fand ihn oft auf Spendengalas, Theater- oder Restauranteröffnungen, politischen Kundge bungen oder anderen Events mit großer Medienpräsenz. Das machte ihn natürlich nicht weniger gefährlich, aber seine Handlungen schienen das generelle Bild von Vampiren zu verbessern. Doch wenn ich bedachte, was ich über ihn wuss te, war es seltsam, dass er sich einem solchen Risiko aussetzte. In der Öffentlichkeit aufzutreten bedeutete, dass Jäger wie zum Beispiel die Weißhüte ihn viel leichter finden konnten.
Er öffnete den Mund, um mir zu antworten, aber ein Hämmern an der Tür stoppte ihn. »Polizei! Öffnen Sie die Tür!«
Ich seufzte. »Los geht’s!«
Kapitel 5
E s ist okay, der Böse ist verschwunden!«, schrie ich, während ich aufsprang und zur Tür lief.
Zwei von New Yorks Besten warteten mit den Händen an ihren Waffen auf der anderen Seite. Sie waren wachsam, wirkten aber auch erleichtert. Wahrscheinlich dankten sie gerade ihren Schutzengeln, dass sie sich nicht mit einem Vampirangriff auseinandersetzen mussten.
»Ist hier alles in Ordnung, Ma’am?«, fragte einer.
»Ja. Danke fürs Kommen, aber Sie haben den Aufruhr verpasst«, antwortete ich. Ich bemerkte, dass er überrascht die Augen aufriss, und sah über meine Schulter zurück, nur um zusammenzuzucken, als ich sah, wie nah Royce hinter mir stand. Jesses, er bewegte sich wie ein Geist! Ein schneller Geist. Verursachte
Weitere Kostenlose Bücher