THE OTHERS - Sie wollen dein Blut - Haines, J: OTHERS - Sie wollen dein Blut - Taken by the Others (2. Band der Others-Serie)
schien nicht richtig zu funktionieren. Ich konnte immer nur daran denken, dass ich gefangen war und sterben würde.
Na ja. Wenn ich schon sterben sollte, dann würde ich es wenigstens nicht liegend tun. Auch wenn ich kurz darüber nachdachte, für ein paar Minuten die Augen zu schließen, um mich auszuruhen und Kraft zu sammeln – es würde nichts helfen, wenn ich hier auf dem Rücken lag, wenn die Bösewichte ins Zimmer zurückkamen. Selbst wenn ich weder Max’ Argumente verstand noch kapierte, warum er mich nicht getötet hatte, war ich mir doch ziemlich sicher, dass er mich als Köder in einer Falle für Royce benutzen wollte. Für einen so großen Fisch brauchte man einen lebenden Köder. Wahrscheinlich hatte ich Glück, dass ich zu diesem Zeitpunkt für Max lebendig mehr wert war als tot.
Ich warf die Decke zur Seite und schob vorsichtig meine Beine über die Bettkante. In der plötzlichen Kälte fing ich wieder an zu zittern. So kalt hatte sich der Raum gar nicht angefühlt, als ich hier angekommen war, aber jetzt schien er mir wie ein Eisfach. Ich trug nur Jeans und ein langärmliges T-Shirt, war also nicht besonders warm angezogen, aber trotzdem ging ich davon aus, dass mein plötzlicher Schüttelfrost mehr mit dem Blutverlust zu tun hatte.
Ich sah mich kritisch im Raum um und entschied, dass sich einer der Standkerzenleuchter am ehesten als Waffe eignete. Die Messingständer waren zwar schwer und unhandlich, aber das Beste, was mir zur Verfügung stand, um die Vamps auf Abstand zu halten.
Etwas ließ den Boden erzittern und brachte die Möbel zum Klappern. Ein tiefer widerhallender Knall erschütterte das Gebäude.
Ich wollte nicht zu schnell aufstehen und wieder in Ohnmacht fallen, aber trotzdem trieb ein plötzliches Gefühl mich zur Eile. Ich hörte jenseits meiner Tür unterdrückte Geräusche, die wie Schüsse klangen. Weiter entfernt nahm ich Schreie und eilige Schritte wahr, und alle paar Sekunden ertönte eine weitere Explosion, ein Schrei oder ein Schuss, und die gesamte Geräuschkulisse kam immer näher. Einmal donnerte das tiefe Wumm einer Explosion durch den Raum, nach der sich dann dünne Risse über die Decke ausbreiteten. Was zur Hölle war hier los? Der Dritte Weltkrieg?
Ich schaffte es zwar, mich aufzurichten, aber laufen konnte ich noch nicht. Ich musste mich immer noch am Bett festhalten, um nicht sofort wieder umzufallen. Vor der Tür zu meinem Gefängnis erklang ein tiefer Schlachtruf, der sich plötzlich in einen schmerzerfüllten Schrei verwandelte. Ich schloss die Augen und atmete tief durch, um gegen den Schwindel anzukämpfen, während ich um die Kraft betete, mich dem entgegenzustellen, was verdammt noch mal auch immer hinter dieser Tür lauerte.
Aber ich war entschlossen, nicht einfach herumzusitzen und wieder zum Vampirfutter zu werden, also bewegte ich mich so schnell, wie es mir ohne hinzufallen möglich war, zum nächsten Kerzenständer. Ich pustete die Kerzen aus, warf sie auf den Boden und hob den Ständer hoch, um ihn näher zur Tür zu tragen. Das Teil reichte mir bis an die Schulter und war schwerer, als ich erwartet hatte. Das Gleichgewicht zu halten, während ich das schwere Metallding schleppte, war mit den Handschellen nicht einfach, besonders nicht in meinem Zustand.
Unter heftigen Anstrengungen schaffte ich meine improvisierte Waffe näher zur Tür. Ich schaute zu meinen Sachen auf der Kommode und entschied, dass das Einzige, was ich nicht hierlassen wollte, meine Geldbörse war. Ich schnappte sie mir und schob sie in meine hintere Hosentasche, gerade als jemand die Tür eintrat.
Ich hob den Messingständer an, wobei ich mich breitbeinig hinstellte, um mein Gleichgewicht zu halten. Ein Mann, den ich nicht kannte, kam durch den Türrahmen. Er hielt in jeder Hand eine Waffe und ließ seinen Blick schnell durch den Raum schweifen. Dann entdeckten seine haselnussbraunen Augen mich, und ich war überrascht, zu sehen, dass sich darin Erleichterung ausbreitete. Er steckte eine seiner Pistolen in den Bund seiner Cargohose und hielt mir seine jetzt freie Hand entgegen.
»Shiarra, richtig? Komm, wir sind hier, um dich zu retten.«
Retten? Ich konnte diese Information erst einmal nicht richtig verarbeiten. Für eine Sekunde starrte ich ihn nur dämlich an, aber immerhin senkte ich meinen Arm, mit dem ich den Kerzenständer gehalten hatte. Ich war unfähig, intelligenter zu reagieren. Als er mein Zögern bemerkte, wanderte sein Blick zu meinem Hals. Ich sah, wie
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